Skulpturales Shopping
Stores für Jacquemus in London und Paris von OMA
Der Jacquemus Store bei Harvey Nichols in London ist mit Kalksandstein verkleidet. © Benoit Florençon, courtesy of AMO
In Paris und London haben OMA die Ladengeschäfte für das südfranzösische Modelabel Jacquemus entworfen und dabei trotz materieller Selbstbeschränkung vielschichtige Gestaltungsszenarien entwickelt.
Weiße Kissen dominieren den Raumeindruck des Jacquemus Store in Paris. © Benoit Florençon, courtesy of AMO
Die drei Stores für Jacquemus befinden sich in den Luxuskaufhäusern Galeries Lafayette in Paris sowie Harvey Nichols und Selfridges in London. Trotz komplett unterschiedlicher Erscheinungsbilder liegt allen drei Ladengeschäften ein verbindendes Gestaltungsprinzip zugrunde.
So starteten OMA beim Entwurf nicht etwa mit der räumlichen Konfiguration, sondern mit der Materialität. Dabei basiert jeder Store auf einem Element, mit dem der jeweilige Raum vom Boden über die Wand bis hin zur Decke und dem Mobiliar definiert wird. Das Ergebnis ist ein homogenes Erscheinungsbild, das sich gegenüber den zur Schau gestellten Kleidungsstücken in seiner Farbigkeit zurückhält oder diese ergänzt.
Eine ellipsenförmige Geometrie umhüllt den Raum des Jacquemus Store bei Harvey Nichols. © Benoit Florençon, courtesy of AMO
Skulpturale Räume
Trotzdem verzichteten die Architekten nicht auf architektonische Expressivität, was sich besonders an der Verbindung von Raum und Mobiliar zeigt. Als Vorbild dienten hier die Arbeiten von Valentine Schlegel. Die französische Bildhauerin und Keramikerin schuf unter anderem Kamine aus Gips als Teil eines skulpturalen Interior-Konzepts. Diese ergänzte sie um Regale, Nischen und Bänke, womit sie eine abstrakte und gleichzeitig organische Wohnlandschaft erzeugte.
Die Ausstellungsregale des Jacquemus Store bei Selfridges sind organisch aus den Wänden geformt. © Benoit Florençon, courtesy of AMO
Das Konzept von OMA beruht auf der Idee eines Ladengeschäfts als Wohnlandschaft. Die Stores sollen hier nicht nur ein Einkaufserlebnis, sondern auch eine Aufenthaltsqualität bieten. In Paris erfolgt das über weiße Kissen. Sie bilden das Material für Wände, Türen, Ausstellungregale und Umkleidekabinen. Hinzu kommen gestapelte Kissen, die als Sitzgelegenheiten im Raum platziert sind.
Die rotbraunen Ausstellungsregale kontrastieren effektvoll mit den Auslagen. © Benoit Florençon, courtesy of AMO
Skulptural geschwungene Formen geben dem Store ein homogenes Erscheinungsbild. © Benoit Florençon, courtesy of AMO
Die Provence als Referenz
In London lässt sich der Einfluss von Valentine Schlegel noch deutlicher ablesen. So ist zum Beispiel der Store bei Harvey Nichols mit Kalksandstein verkleidet. Eine ellipsenförmige Geometrie umhüllt den Raum und sorgt für eine geborgene Atmosphäre. Hinzu kommen in die Wände geschnittene ellipsenförmige Öffnungen und Spiegel. Ähnlich skulptural geht es beim Selfridges-Store zu, dessen organisch geformte, rotbraune Ausstellungsregale mit der Terracruda-Methode entstanden sind. Der Name stammt aus dem Italienischen und bedeutet wörtlich rohe Erde. Bei dieser Methode werden natürliche Materialien wie Lehm, Stroh oder Kalk gemischt, um eine lehmige Masse zu erzeugen, die dann in Formen gegossen oder handgeformt wird. Die Gestaltung ist nicht zuletzt eine Reminiszenz an die traditionelle provenzalische Architektur und damit auch an die Herkunft von Jacquemus.
Architektur: OMA
Bauherr: Jacquemus
Standorte: Galeries Lafayette, Paris (FR), Harvey Nichols, London (GB), Selfridges, London (GB)