Steirereck am Pogusch von PPAG

Das Steirereck gehört zu den renommiertesten Spitzenrestaurants in Wien. 2014 hatten PPAG Architects dem Traditionslokal ein radikal neues Ambiente verpasst. Nun haben die Wiener Architekten ein altes Traditionswirtshaus mitten in den Bergen zu einer Dependance mit Gästezimmern, Wellnessbereich und Dienstwohnung ausgebaut.

Unsichtbare Erweiterung

Jahrzehnte war das gastronomische Angebot am Pogusch in den alten Stuben in einem historischen Haus aus Stein und dem Nachbarhaus aus Holz untergebracht. Um die Gasträume zu erweitern, zusätzliche Nutzungen zu ergänzen und dazu die entsprechende Infrastruktur mit Anlieferung, Lagerräumen und Küche unterzubringen, musste das Raumprogramm von früher 750 m² auf 3000 m² erweitert werden. Da der Eindruck freistehender Häuser auf den grünen Wiesen nicht beeinträchtigt werden durfte, ist der Großteil des zusätzlichen Bauvolumens in den Hang eingegraben und von einem intensiv begrünten Flachdachaufbau bedeckt. Tageslicht erhalten diese Räume durch verglaste Hangkanten, Oberlichter und teils begrünte Innenhöfe.

Schlafen im Gewächshaus

Sichtbar an der Oberfläche sind zwei Glashäuser mit Sheddächern entstanden, deren Innenleben aus Stahlbeton terrassenartig der Hangneigung folgt. Das kleine Glashaus dient der Aufzucht von Pflanzen und dem Aufenthalt der Mitarbeiter. Auf den Terrassen im großen Glashaus sind zwischen den Pflanzen Schlafkabinen für Gäste angeordnet. Durch ein Panoramafenster hat sogar die Sauna im zweiten Obergeschoss eine Blickverbindung durchs Glashaus hindurch in die Landschaft.  Auch die Service-Bereiche und ein Pausenraum für die Mitarbeiter im Erdgeschoss, das teilweise in den Hang eingegraben ist, erhalten reichlich Tageslicht, da sie um einen begrünten Lichthof angeordnet sind.

Schlemmen im Salettl

Als dritten Baukörper koppelten die Architekten einen neuen silbernen Pavillon an das alte Holzhaus. Dieses so genannte Salettl öffnet sich wie ein Gartenhaus in die Landschaft. Das Dach der filigranen Stahlkonstruktion ist in unterschiedlich großen Kuben abgestuft, die den Innenraum in abteilbare Bereiche gliedern. Die Fassade aus Aluminiumschaumplatten und die transparenten Vorhänge aus Eichenlamellen bilden einen spannungsvollen Kontrast zu den alten Stuben, deren Möblierung und Lichtführung PPAG neu gestaltet haben. Eine Überraschung bietet sich vor allem den weiblichen Gästen im Untergeschoss. Die Trennwände des Damen-WCs sind mit Aluminiumpaneelen verkleidet, die die wolkenförmigen 3D-gedruckten Keramikwaschbecken matt reflektieren und den Raum weiter erscheinen lassen, als er tatsächlich ist.

Damen WC im Untergeschoss des Salettl, © Hertha Hurnaus

Offene Schankküche

Die Küche ist als offene Schankküche konzipiert. In diesem Bereich der Gastronomie sind die Decken aus hölzernen Kielstegplatten konstruiert. Sie ermöglichen weite stützenfreie Spannweiten trotz der schweren Auflasten der Dachbegrünung und erinnern mit ihren hinterleuchteten Stirnseiten an alte Holzbalkendecken.

Von weitem bietet sich am Pogusch nach wie vor das Bild von einzelnen Häusern in der Almwiese. © Hertha Hurnaus

Von weitem bietet sich am Pogusch nach wie vor das Bild von einzelnen Häusern in der Almwiese. Nur die Angestellten und Übernachtungsgäste werden die vielseitigen hellen Räume über und unter der Grasnarbe erleben können. Aber auch die Tagesgäste des Restaurants werden schmecken, dass diese hohe Qualität von Speisen und Getränken nicht in einer engen Wirtshausküche produziert werden kann.

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