Refugium mit Rundumblick
Spring Artists Studio auf Long Island von Worrell Yeung
Das hoch aufragende Ateliergebäude steht auf einem Waldgrundstück auf Long Island. © Naho Kubota
Eingeschossige, oft eher kleine Häuser auf weitläufigen Waldgrundstücken, dazwischen schmale Straßen – dieses Bild prägt weite Teile der Ortschaft Springs nahe der Ostspitze von Long Island. Viele Künstler kamen und kommen hierher zum Malen. In der Vergangenheit zog der Ort zum Beispiel Jackson Pollock, Willem de Kooning und Helen Frankenthaler an.
Aus dem Atelier im Obergeschoss fällt der Blick ungehindert in die Baumkronen. © Naho Kubota
Refugium mit minimaler Grundfläche
In dieser Tradition sehen sich auch die Bauherren des Spring Artist Studio von Worrell Yeung, er Maler und Kreativdirektor, sein Partner Florist, beide Kunstsammler. Der 80 m² große Neubau ergänzt ein langgestrecktes, flaches Einfamilienhaus auf dem Grundstück und ist zugleich dessen Gegenbild: Hoch aufragend, beansprucht er nur ein Minimum an Grundfläche – eine Reaktion auf die Vorgaben des Bebauungsplans, aber auch auf die dichte Vegetation ringsum.
Oben Atelier, unten Garage
Ein kurzer Glaskorridor verbindet das Bestandsgebäude mit dem Neubau. In dessen Erdgeschoss befinden sich eine auch als Ausstellungsraum nutzbare Garage sowie ein WC, im Obergeschoss ein Atelier mit Rundumblick in die Baumkronen. Ein umlaufendes, 1,20 m hohes Fensterband bringt Licht herein und das Dach optisch zum Schweben. In Wirklichkeit ruht es auf äußerst schlanken Stahlstützen, die innen vor die Fensterpfosten gestellt sind und optisch mit diesen verschmelzen. Auskreuzungen aus Stahlstäben steifen die Konstruktion in der Horizontalen aus.
Unten Birkensperrholz, oben weißer Anstrich – die Wandverkleidung im Atelier unterstreicht die horizontale Schichtung des Gebäudes. © Naho Kubota
Fensterband und schwebende Dachfläche
Mit der Materialwahl unterstützen die Architekten den Eindruck der Leichtigkeit. Der obere Teil der Wände und die Dachinnenfläche sind weiß gestrichen. Vier dezente Deckenfluter erhellen hier Raum und Decke, sobald das Tageslicht nachlässt. Unterhalb des Fensterbands sind die Wände dagegen mit Birkensperrholz verkleidet – einschließlich eines Sideboards, das das Atelier von der ins Erdgeschoss führenden Treppe trennt. Hier kann der Hausherr seine Malutensilien lagern.
Das Erdgeschoss ist innen mit Sperrholz verkleidet. © Naho Kubota
Auch das Yves-Klein-blaue WC ist mit Sperrholz verkleidet. © Naho Kubota
Innenverkleidung aus Birkensperrholz
Auch im Erdgeschoss setzt sich die Holzverkleidung fort – einschließlich der Toilette, wo der Yves-Klein-blaue Wandanstrich noch die Holzmaserung durchscheinen lässt. Für die Fassadenverkleidung verwendeten die Architekten ebenfalls Holz – allerdings mit einem schwarzen Anstrich, der den Baukörper optisch in den Hintergrund treten lässt.
Holzverkleidungen in drei unterschiedlichen Breiten gliedern die Fassade. © Naho Kubota
Sie setzen sich auch am Bestandsgebäude fort. © Naho Kubota
Fassadenverkleidung in drei Breiten
Die Horizontalverschalung aus Holz gliedert das Bauvolumen in vier Teile: Ganz oben wurden 2,5 cm schmale Holzlatten angebracht, dann folgt das Fensterband. Der nächste Fassadenabschnitt ist mit 10 cm breiten Brettern verkleidet und das Erdgeschoss schließlich mit 30 cm breiten Planken. Im Zuge der Baumaßnahmen ließen die Architekten auch das Wohnhaus neu mit Holz verkleiden und fügten Alt und Neu so zu einer Einheit.
Architektur: Worrell Yeung
Bauherr: privat
Standort: Springs, New York 11937 (US)
Tragwerksplanung: Silman Structural Engineers
Bauunternehmen: Fifth and Dune