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Sozialwohnungen für 250 Euro: Shabbyshabby Apartments in München
Ab Mitte September wird München, Deutschlands teuerster Wohnungsmarkt, zum Schauplatz eines Experiments. Im Rahmen des Projekts „Shabbyshabby Apartments“ sollen 25 Entwerfergruppen ihre Visionen zum Low-cost-Wohnen auf Zeit realisieren. Inhaltlich knüpft das Projekt an das – im vergangenen Jahr ebenfalls von raumlaborberlin initiierte – „Hotel Shabbyshabby“ in Mannheim an.
München hat viel Geld und ein großes Problem: Die Mieten und Kaufpreise für Wohnimmobilien nähern sich erschreckend schnell Pariser und Londoner Niveau an. Seit Monaten kreist das politische Stadtgespräch praktisch nur noch um ein Thema - bezahlbares Wohnen. Wer nach Antworten sucht, warum die Bundesregierung unlängst das Gesetz zur Mietpreisbremse verabschiedet hat – hier wird er fündig werden. Die Stadt rollt – oft unter Preisgabe auch grundlegender Qualitätsstandards - praktisch jedem Investor den »roten Teppich« aus und kommt doch kaum damit hinterher, genug Flächen für neue Wohnbauten zu erschließen.
Eine Linderung ist mittelfristig nicht in Sicht, und so sinnen viele mittlerweile auf kreativen Protest. Benjamin Foerster-Baldenius und Matthias Lilienthal wollen ihn ab Mitte September in die Tat umsetzen. Foerster-Baldenius ist einer der führenden Köpfe der Architektenkooperative raumlaborberlin, Lilienthal übernimmt ab Herbst 2015 die Intendanz der Münchener Kammerspiele. Im vergangenen Jahr hatten beide gemeinsam in Mannheim das Projekt »Hotel shabbyshabby« mit 22 temporären Hotelzimmern im ganzen Stadtraum realisiert. Nun übertragen sie ihr Konzept leicht modifiziert auf München: Anfang September sollen an sieben Standorten in der Stadt insgesamt 25 »Sozialwohnungen« zum Minimalbudget entstehen, in denen die Bürger und Besucher Münchens gegen Bezahlung eine Nacht verbringen können.
Eine Linderung ist mittelfristig nicht in Sicht, und so sinnen viele mittlerweile auf kreativen Protest. Benjamin Foerster-Baldenius und Matthias Lilienthal wollen ihn ab Mitte September in die Tat umsetzen. Foerster-Baldenius ist einer der führenden Köpfe der Architektenkooperative raumlaborberlin, Lilienthal übernimmt ab Herbst 2015 die Intendanz der Münchener Kammerspiele. Im vergangenen Jahr hatten beide gemeinsam in Mannheim das Projekt »Hotel shabbyshabby« mit 22 temporären Hotelzimmern im ganzen Stadtraum realisiert. Nun übertragen sie ihr Konzept leicht modifiziert auf München: Anfang September sollen an sieben Standorten in der Stadt insgesamt 25 »Sozialwohnungen« zum Minimalbudget entstehen, in denen die Bürger und Besucher Münchens gegen Bezahlung eine Nacht verbringen können.
258 Entwurfsteams aus aller Welt
Ende Januar lobten Foerster-Baldenius und Lilienthal gemeinsam mit der Stadt München und dem Fernsehsender Arte Creative einen Entwurfswettbewerb für die Wohnungen aus, an dem sich 258 Teams aus aller Welt beteiligten. Inzwischen hat eine neunköpfige Jury um Elisabeth Merk (Stadtbaurätin von München), Chris Dercon (Direktor der Tate Modern, London), Anne-Julchen Bernhardt (BeL Architekten, Köln) und Niklas Maak (Redakteur der FAZ) 23 Entwürfe für die Realisierung ausgewählt. Zwei weitere wurden von den Zuschauern von Arte Creative per Online-Voting bestimmt.
»Wir laden Euch ein, Apartments zu erfinden, die jeder bezahlen kann. Ihr entwerft einen Raum zum Leben, der frei von Spekulation bleibt: Studios, Lofts, Sozialwohnungen, erbaut im öffentlichen Raum«, heißt es in der Wettbewerbsauslobung. Der Komfort der Wohnungen, die da entstehen sollen, dürfte eher »basic« ausfallen: Für Baumaterialien stellen die Auslober ein Budget von 250 Euro pro Wohnung zur Verfügung; für den Aufbau zeichnen die Entwurfsteams selbst verantwortlich. Einen (legalen) Strom- oder Wasseranschluss besitzen die »Shabbyshabby Apartments« nicht – hier ist entweder das Improvisationstalent der Aufbauteams oder Luxusverzicht seitens der Bewohner gefragt.
Ende Januar lobten Foerster-Baldenius und Lilienthal gemeinsam mit der Stadt München und dem Fernsehsender Arte Creative einen Entwurfswettbewerb für die Wohnungen aus, an dem sich 258 Teams aus aller Welt beteiligten. Inzwischen hat eine neunköpfige Jury um Elisabeth Merk (Stadtbaurätin von München), Chris Dercon (Direktor der Tate Modern, London), Anne-Julchen Bernhardt (BeL Architekten, Köln) und Niklas Maak (Redakteur der FAZ) 23 Entwürfe für die Realisierung ausgewählt. Zwei weitere wurden von den Zuschauern von Arte Creative per Online-Voting bestimmt.
»Wir laden Euch ein, Apartments zu erfinden, die jeder bezahlen kann. Ihr entwerft einen Raum zum Leben, der frei von Spekulation bleibt: Studios, Lofts, Sozialwohnungen, erbaut im öffentlichen Raum«, heißt es in der Wettbewerbsauslobung. Der Komfort der Wohnungen, die da entstehen sollen, dürfte eher »basic« ausfallen: Für Baumaterialien stellen die Auslober ein Budget von 250 Euro pro Wohnung zur Verfügung; für den Aufbau zeichnen die Entwurfsteams selbst verantwortlich. Einen (legalen) Strom- oder Wasseranschluss besitzen die »Shabbyshabby Apartments« nicht – hier ist entweder das Improvisationstalent der Aufbauteams oder Luxusverzicht seitens der Bewohner gefragt.
Billig wohnen zwischen Gucci und Prada
Die sieben Standorte, die raumlaborberlin für die Rauminstallationen ausgewählt hat, haben es in sich: im Englischen Garten unmittelbar neben dem Haus der Kunst; auf der Maximilianstraße – Münchens teuerster Shoppingmeile, wo sich Gucci, Prada und die Münchener Kammerspiele aufreihen; am Isartor am Rande der Innenstadt; in den Freianlagen des Deutschen Patentamts an der Isar sowie am Candidplatz, einem unwirtlichen Verkehrsknotenpunkt am Münchener Autobahnring.
Die Teams waren frei in der Wahl ihres Standortes, wobei sich unter den Preisträgern eine deutliche Präferenz zugunsten der Maximilianstraße, des Isartors und der Parkanlagen entlang der Isar ausmachen lässt. Den Bauplätzen entsprechend variieren auch die Entwurfsschwerpunkte: Während die Apartments entlang der Shoppingmeile latent bis unverhohlen Konsumkritik üben und den Gegensatz von Arm und Reich thematisieren, sind jene an der Isar naturgemäß stärker auf den Naturraum und diejenigen am Isartor stärker auf die dort bestehende Bausubstanz und Stadtmöblierung bezogen. Wie schon im vergangenen Jahr in Mannheim, integrieren mehrere Entwurfsteams auf kreative Weise Straßenlaternen und Brunnen in ihre Entwürfe. Andere recyceln Altmaterialien – seien es Badewannen oder Reisigbesen – für ihre Gebäude, um Baukosten zu sparen. Wieder andere Entwürfe laufen auf eine Erschließung oder Aneignung bereits vorhandener Leerräume in der Stadt hinaus – seien es Unterführungen, temporäre Fußgängertunnel unter Baugerüsten oder die Eingangshallen repräsentativer Monumentalbauten.
Vom 3. bis 11. September sind die Preisträger aufgefordert, ihre Entwürfe an Ort und Stelle zu realisieren. Danach können Interessenten die Apartments probeweise bewohnen. Der Preis: voraussichtlich 35 Euro pro Nacht im Doppelzimmer – ohne Dusche, aber mit anschließendem Frühstück im Theatercafé der Münchener Kammerspiele.
Die sieben Standorte, die raumlaborberlin für die Rauminstallationen ausgewählt hat, haben es in sich: im Englischen Garten unmittelbar neben dem Haus der Kunst; auf der Maximilianstraße – Münchens teuerster Shoppingmeile, wo sich Gucci, Prada und die Münchener Kammerspiele aufreihen; am Isartor am Rande der Innenstadt; in den Freianlagen des Deutschen Patentamts an der Isar sowie am Candidplatz, einem unwirtlichen Verkehrsknotenpunkt am Münchener Autobahnring.
Die Teams waren frei in der Wahl ihres Standortes, wobei sich unter den Preisträgern eine deutliche Präferenz zugunsten der Maximilianstraße, des Isartors und der Parkanlagen entlang der Isar ausmachen lässt. Den Bauplätzen entsprechend variieren auch die Entwurfsschwerpunkte: Während die Apartments entlang der Shoppingmeile latent bis unverhohlen Konsumkritik üben und den Gegensatz von Arm und Reich thematisieren, sind jene an der Isar naturgemäß stärker auf den Naturraum und diejenigen am Isartor stärker auf die dort bestehende Bausubstanz und Stadtmöblierung bezogen. Wie schon im vergangenen Jahr in Mannheim, integrieren mehrere Entwurfsteams auf kreative Weise Straßenlaternen und Brunnen in ihre Entwürfe. Andere recyceln Altmaterialien – seien es Badewannen oder Reisigbesen – für ihre Gebäude, um Baukosten zu sparen. Wieder andere Entwürfe laufen auf eine Erschließung oder Aneignung bereits vorhandener Leerräume in der Stadt hinaus – seien es Unterführungen, temporäre Fußgängertunnel unter Baugerüsten oder die Eingangshallen repräsentativer Monumentalbauten.
Vom 3. bis 11. September sind die Preisträger aufgefordert, ihre Entwürfe an Ort und Stelle zu realisieren. Danach können Interessenten die Apartments probeweise bewohnen. Der Preis: voraussichtlich 35 Euro pro Nacht im Doppelzimmer – ohne Dusche, aber mit anschließendem Frühstück im Theatercafé der Münchener Kammerspiele.