28.07.2014 Peter Popp

Solide ausgefacht: Schule in Myanmar von Ackermann + Raff

In Südostasien ist das traditionelle "brick-nogging" weit verbreitet. Diese Holzskelettbauweise mit Klinkerausfachung kam auch bei der als Hilfsprojekt entstandenen Schulerweiterung für ein Gebäudeensemble mit Bibliothek, Schulleiterhaus und einer bestehenden Grundschule im Dorf Thazin zum Einsatz. Zur Unterstützung der lokalen Wirtschaft wurde das Gebäude zusammen mit den Dorfbewohnern errichtet. Architekten: Ackermann + Raff, Stuttgart
Standort: Thazin, Ngwe Saung, Irwadi Region, Myanmar

Foto: Julia Raff

Die Republik Myanmar gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. In den Monaten vor und nach dem Sommermonsun ziehen häufig Zyklone über die Irawadi-Region am Golf von Bengalen. Im Jahr 2008 forderte einer dieser tropischen Wirbelstürme 130.000 Todesopfer. Seitdem initiiert der gemeinnützige Verein „Projekt Burma“ Hilfsprojekte für die Region. Mithilfe einer Spendensammlung über 90.000 US-Dollar konnte eine weiterführende Schule für rund 350 Schüler errichtet werden. Der Erweiterungsbau mit seinen sieben Klassenräumen und einem Lehrerzimmer ergänzt ein bestehendes Gebäudeensemble mit Grundschule, Bibliothek und Schulleiterhaus.

Die beiden Ergänzungsgebäude, Schule und zentraler Pavillon, Foto: Julia Raff

Foto: Julia Raff

Skizze Gesamtanlage, Grafik: Ackermann + Raff

Im Zentrum der Anlage entstand ein umlaufender Pavillon mit rechteckigem Grundriss. Seine offene Struktur aus Holz und Bambus definiert den Pausenhof und bietet Schutz vor Regen und Sonne. Gleichzeitig bindet er die einzelnen Gebäude zusammen. Außerhalb der Unterrichtszeiten kann er von den Dorfbewohnern als Versammlungsstätte genutzt werden.

zentraler Pavillon, Foto: Julia Raff

Eine offene Struktur aus Holz und Bambus definiert den Pausenhof, Foto: Julia Raff

Der offene Pavillon kann auch als Versammlungsstätte genutzt werden, Foto: Julia Raff

Im Gegensatz zu den bestehenden eingeschossigen Schulbauten, wurde der Ergänzungsbau zweigeschossig realisiert. Der Grundriss des länglichen Gebäudes folgt einer einfachen Systematik. Über einen außen vorgelagerten, offenen Gang werden im Erdgeschoss drei Klassenräume und das Lehrerzimmer erschlossen. An beiden Enden führt eine zweiläufige Treppe ins Obergeschoss. Verborgen hinter einem ornamentalen Sicht- und Sonnenschutz aus geflochtenen Bambusstreifen, erschließt hier ein Laubengang vier weitere Klassenzimmer.

Ein vorgelagerter, offener Gang verbindet die Klassenzimmer im Erdgeschoss. Foto: Julia Raff

Grundriss Erdgeschoss, Grafik: Ackermann + Raff

Von der Decke abgehängte Bambusmatten und bunte Fensterläden mit Lamellen sorgen in den Klassenzimmern für eine freundliche und akustisch angenehme Atmosphäre. Auf Glasfenster konnte aufgrund des Klimas verzichtet werden. Die Fensterläden dienen vorwiegend als Regenschutz, in ausgestelltem Zustand auch als Sonnenschutz. Die Lamellen der Klapp- und Faltläden, sowie weitere Lamellen unterhalb der Dachkonstruktion sorgen für eine gute Durchlüftung und tragen zu einem angenehmen Raumklima bei.

Abgehängte Bambusmatten sorgen für eine angenehme Akustik im Klassenzimmer, Foto: Julia Raff

Foto: Julia Raff

Nordansicht, Grafik: Ackermann + Raff

Bunte Falt- und Klappläden im Erdgeschoss, Foto: Julia Raff

Auch unterhalb der Dachkonstruktion sorgen Lamellen für eine gute Durchlüftung. Foto: Julia Raff

Die Schule und der Pavillon wurden aus lokalen Materialien gebaut. Für den neuen Schulbau wurde auf einem soliden Betonfundament ein Holzskelett aus Eisenholz errichtet, ein besonders hartes und dichtes Tropenholz. Zum überwiegenden Teil stammt es aus dem Abrissmaterial einer baufälligen Vorgängerschule. Anders als die vom überwiegenden Teil der Dorfbevölkerung als Wohnraum genutzten, filigranen Bambushütten, wollte man mit der Schule auch ein Gebäude errichten, das Stürmen standhält und als Notunterkunft genutzt werden kann. Das Holzskelett wurde deshalb mit massiven Zieglen ausgefacht. Die rötlichen Klinker wurden in der benachbarten Stadt Pathein von Hand gefertigt. Diese als „brick-nogging structure“ bekannte Bauweise ist in Südostasien weit verbreitet. Gelernte Handwerker führten die am Projekt beteiligten Dorfbewohner in die entsprechenden Techniken ein.

Fotos: Julia Raff

Projektbeteiligte: Dorfbewohner aus Thazin und lokale Handwerker aus Pathein
Bauherr: Projekt Burma, Filderstadt
Fertigstellung: 2014

Treppe ins Obergeschoss
Foto: Julia Raff

offener Verbindungsgang im Erdgeschoss
Foto: Julia Raff

Laubengang im Obergeschoss
Foto: Julia Raff

Treppenaufgang ins Obergeschoss
Foto: Julia Raff

Foto: Julia Raff

Fotos: Julia Raff

Die rötlichen Klinker wurden von Hand gefertigt. Foto: Julia Raff

Foto: Julia Raff

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