Selektive Aussicht: Wohnhaus N-DP in Mechelen

Ein unverbaubarer Blick aufs Wasser, aber ein schmales Grundstück und die Nachbarn auf Tuchfühlung: Das war die Ausgangslage für das Wohnhaus, das Graux & Baeyens Architecten am Ufer des Leuven-Dijle-Kanals am Stadtrand von Mechelen in Belgien geplant haben. Nicht umsonst spielten Ein- und Ausblicke, Schutz und Öffnung eine wesentliche Rolle für den Entwurf. Die letztlich realisierte Gebäudeform ist eine kompromisslose Synthese all dieser Anforderungen.

Drei parallelogrammförmige Geschossebenen liegen auf dem zentralen Gebäudekern und zwei einander gegenüber liegenden Gebäudeecken auf. Von diesen Ecken kragen Stahlbetonunterzüge wie große Vogelschwingen entlang der Gebäudekanten aus. Neben der erforderlichen Tragwirkung bieten sie auch den erwünschten Sichtschutz zum Nachbarhaus. Struktur und Raumabschluss fallen in eins. Weitere Stützen gibt es keine; das Haus öffnet sich über große Panoramafenster zum Kanal im Südwesten und zu einem kleinen Waldstück im Nordosten. Die Geschossebenen werden nach oben hin sukzessive kleiner und sind außerdem in ihrer Achse verdreht. Das verleiht dem 9 m hohen Baukörper zusätzliche Dynamik.

Die Nutzungsverteilung im Haus unterstützt das Rückzugsbedürfnis der Hausherren: Das Erdgeschoss dient als offener Carport und Abstellraum, hier ist lediglich der Gebäudekern geschlossen und beheizt. Küche und Wohnräume liegen im ersten Obergeschoss und die Schlafzimmer und Bäder im zweiten. Jedes Schlafzimmer hat einen direkten Zugang zu einer der Eckterrassen auf der obersten Ebene. 

In den Innenräumen ergänzen sich Putzoberflächen, Sichtbeton mit rauer Bretterschalung und die Holzoberflächen der Einbaumöbel. Durch die unkonventionellen Raumzuschnitte und Fensterformate war es unabdingbar, dass die Architekten auch diese selbst entworfen haben. Dazu zählen der Kamin und die Schränke, deren abgeschrägte Unterseite der Kontur der Fensterstürze folgt. Für die Balkongeländer wählten die Architekten bewusst kein Glas, sondern galvanisierten Stahl, um das abstrakte Bauvolumen mit dem menschlichen Maßstab in Einklang zu bringen. Auch das stählerne Schiebetor an der Grundstückszufahrt mit seinen übergroßen, frei liegenden Rollen ist eine Sonderanfertigung nach einem Entwurf der Architekten.