28.08.2024 Sandra Hofmeister

Seien wir behutsam zum Bestand

Paul Robbrecht, © Maarten Vanden Abeele

Robbrecht en Daem Architecten haben viel Verständnis und Gespür für historische Gebäude und denkmalgeschützte Monumente. 1975 gründete Paul Robbrecht gemeinsam mit Hilde Daem das Architekturbüro Robbrecht en Daem Architecten in Gent, später kam Johannes Robbrecht hinzu. Die internationalen Projekte des flämischen Architekturtrios zeichnen sich durch kluge Interventionen in den urbanen und architektonischen Kontext aus. Paul Robbrecht erläutert, wie er dabei vorgeht. Das Interview ist in der Neuerscheinung Umbau Architektur in Flandern von Edition Detail erschienen.

Sie haben viel Erfahrung mit denkmalgeschützten Gebäuden gesammelt. Wie gehen Sie deren Sanierung und Erweiterung an?

Wir hatten schon immer großes Interesse an Geschichte allgemein und an historischen Gebäuden und Standorten im Besonderen. Unser Büro liegt in Gent, dort haben alle Neubauten einen historischen Kontext. Gerade im Zentrum, zwischen all den gotischen Kirchen. Was mich interessiert, ist der Dialog zwischen Gegenwart und Geschichte. Es geht nicht darum, Geschichte zu kopieren, sondern darum, sich ihrer bewusst zu sein und eine Verbindung zu schaffen.

Blick ins Buch: Umbau Architektur in Flandern – Architecture of Transformation in Flanders, © Edition Detail

Welche Rolle spielt die zeitgenössische Architektursprache bei Sanierungen?

Sie kann Einflüsse aus der Umgebung aufnehmen und Bezüge zum vorgefunden Kontext oder Bestand herstellen, ohne ihn zu imitieren. Die Architektursprache unserer Zeit hat in meinen Augen die Aufgabe zu vermitteln, dass es sich um besondere Orte handelt. Sie kann die Menschen dazu auffordern und ermuntern, genau hinzusehen, die Wahrnehmung zu schärfen und sich eines Ortes bewusst zu werden. Nach diesem Prinzip gehören Alt und Neu zusammen, weil sie sich gegenseitig ergänzen.

Umbau Architektur in Flandern – Architecture of Transformation in Flanders, © Edition Detail

Ist das ein Charakteristikum der flämischen Baukultur generell – die selbstverständliche Verbindung von Alt und Neu?

In Flandern gibt es heute kaum noch Natur. Natürlich ist noch ein bisschen etwas übrig, aber nicht wie in anderen Landstrichen Europas. Wir leben in einer extrem hohen Dichte und sind überall mit urbaner Geschichte konfrontiert. Deshalb ist es grundsätzlich notwendig, über den Umgang mit dem historischen Bestand nachzudenken. Er ist Teil unseres Alltags.

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Angaben zum Buch:
Umbau Architektur in Flandern – Architecture of Transformation in Flanders
Herausgeber:innen: Sandra Hofmeister und Florian Heilmeyer;
232 Seiten, vierfarbig, 24 aktuelle Umbau-Projekte aus Flandern, Pläne, Zeichnungen, Essays und Interviews


Sprachen: Deutsch, Englisch
Erscheinungsdatum: Mai 2024
Verlag: Edition Detail, 2024
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