SDG Pavilions in Kopenhagen

Wie lassen sich die Nachhaltigkeits-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen in gebaute Architektur umsetzen? Anlässlich des UIA-Weltkongresses in Kopenhagen haben 15 interdisziplinäre Teams es versucht.

Kein Hunger und keine Armut mehr, bessere Gesundheit und Bildung weltweit, saubere Energie und sauberes Wasser für alle Menschen – diese und noch 11 weitere Ziele für eine nachhaltige Entwicklung haben sich die Mitgliedsstaaten der UNO 2015 vorgenommen. Bis 2030 sollen sie umgesetzt sein. Rein rechnerisch steht in diesem Jahr also eine Halbzeitbilanz an.

17 Entwicklungsziele, 15 Pavillons

Auch deswegen hatten die Organisatoren des diesjährigen UIA-Weltkongresses die Social Development Goals in den Mittelpunkt ihrer Veranstaltung gestellt. Das weltweit größte Treffen der Architekten und Architektinnen fand Anfang Juli in Kopenhagen statt. Wer nicht dabei sein konnte, hat in den kommenden Wochen immerhin Gelegenheit, die 15 SDG Pavilions in der dänischen Hauptstadt zu besichtigen. Die temporären Bauten illustrieren auf sehr unterschiedliche Weise, was die UN-Ziele für Architektur und Städtebau bedeuten können.

Manchmal geschieht das sehr direkt wie bei dem Freiluftklo, das Architects Without Borders gemeinsam mit der National Slum Dwellers Federation of Uganda und anderen Organisationen am Hafenufer platziert haben. Überaus plakativ auch die grüne Waschmaschine des Büros Mast gleich gegenüber auf der anderen Hafenseite. Sie karikiert die Praxis des Greenwashing, das auch in der Bauindustrie in den letzten Jahren überhandzunehmen droht.

Prototypen aus Holz, Lehm und Reet

Andere Entwurfsteams gingen subtiler an die Entwurfsaufgabe heran. Zwei sinnliche Höhepunkte sind der Tower of Winds von Atenastudio vor dem Schauspielhaus und der Pavillon Poetic Daylight, den ein Team der Royal Danish Academy auf dem Gråbrødre Torv in der Altstadt errichtet hat. Beide sind von außen eher unscheinbar, halten aber bezaubernde Innenräume mit faszinierenden Tageslichtstimmungen bereit.

Tower of Wind, Architektur: Anna Maria Indrio (Atenastudio), Henning Frederiksen, Christian Fogh, © Jakob Schoof

Wieder andere Beiträge sind eher als Prototypen für bewohnbare Architektur gedacht – etwa die drei Bauten aus Stampflehm, Holz, Ziegeln und Reet, die unter dem Motto „From 4 to 1 Planet“ vor dem Kulturzentrum Blox errichtet wurden.

Greenhouse, Architektur: Forma, © Sandra Gonon/City of Copenhagen

Greenhouse, Architektur: Forma, © Sandra Gonon/City of Copenhagen

Glashaus wird sozialer Treffpunkt

Die meisten der 15 Pavillons sind angenehm zentral gelegen und daher gut im Rahmen eines Innenstadtspaziergangs zu besuchen. Zwei ebenso aufwändige wie sehenswerte Ausnahmen gibt es: die Installation Living Places CPH von Effekt Architects aus sechs Pavillons – darunter zwei voll ausgestattete Wohnhäuser - und das „Greenhouse“ des Büros Forma. Beide stehen im Stadtentwicklungsgebiet Jernbanebyen auf einem Bahngelände südlich der Innenstadt. Das Gewächshaus, das ursprünglich aus dem Kopenhagener Botanischen Garten stammt, ist zugleich die einzige Installation, die auf Dauer an Ort und Stelle bleiben soll. Die anderen sind zumeist bis Ende Oktober zu besichtigen, einige auch kürzer.

Plastic Pavillon, Architektur: Terroir, © Sandra Gonon/City of Copenhagen

Am Ende ist alles nachhaltig

A propos Greenwashing: Initiiert wurde die Ausstellung von der dänischen Architektenkammer gemeinsam mit der Stadt Kopenhagen und der Stadtentwicklungsgesellschaft By & Havn. Finanziert haben die Pavillons neben Stiftungen auch zahlreiche Industrieunternehmen. Einige Beiträge reflektieren denn auch eher die (vorgeblichen) nachhaltigen Qualitäten von Kunststoff, Ziegeln und Beton als die nachhaltigen Entwicklungsziele. Einen Besuch wert sind die SDG Pavilions aber allemal.