Folly im Wasser
Schwimmende Sauna in Oslo von Estudio Herreros
Die Sauna befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Munch-Museum. © Einar Aslaksen
Zwei Jahre nach der Eröffnung des Munch-Museums aus der Feder von Estudio Herreros, hat das spanische Büro ein weiteres Bauwerk in der unmittelbaren Nachbarschaft fertiggestellt. Allerdings ist der Maßstab wesentlich kleiner, denn die schwimmende Sauna mit dem Namen Trosten im Fjord von Oslo steht in der Tradition architektonischer Follies, wie man sie aus englischen Landschaftsgärten kennt. Mit ihrer prägnanten Farbgebung – türkisgrüne Fassade und rote Freitreppe auf dem Dach – hebt sie sich von der Umgebung ab. Trotz ihrer Expressivität soll sie den Nutzern als Ort des Rückzugs und der Kontemplation dienen.
Die Saunakabine bietet einen direkten Zugang zum Wasser. © Einar Aslaksen
Neue Hafenpromenade
Der Bau ist Teil einer Gruppe von schwimmenden Saunen, die sich an der Mündung des Flusses Akerselva befinden und von verschiedenen Architekten entworfen wurden. Allen gemein ist ihr Übergang zwischen Festland und Wasser. Gleichzeitig sind sie ein Teil der neu gestalteten, 7 km langen Hafenpromenade mit Spazier-, Jogging- und Radwegen, die nach der Konversion des ehemaligen Containerhafens entstanden ist. Das Raumprogramm der neuen Sauna lässt sich in zwei Bereiche gliedern: eine Saunakabine mit direktem Zugang zum Wasser und eine Art Amphitheater in Form einer Freitreppe mit Blick auf den Fjord. Letztere kann auch für Veranstaltungen genutzt werden.
Die Sauna ist Teil der neu gestalteten Hafenpromenade. © Einar Aslaksen
Gedanke des Austauschs
Bei der Errichtung achteten die Architekten auf eine nachhaltige Konstruktion, zum Beispiel durch die Verwendung natürlicher und recycelter Materialien. Die zugrundeliegende Struktur aus zertifiziertem Holz wurde vorgefertigt und auf eine schwimmende Betonplattform gesetzt. Anschließend erfolgte das Anbringen der Fassade aus recyceltem Aluminium und der Innenausbau. Bei Letzterem kamen große rote Terrazzoplatten für Boden, Wände und die Freitreppe zum Einsatz, die dem Bau seine thermische Trägheit verleihen. Entsprechend der Vorgabe durch den Bauherrn, „die Sauna zu den Menschen zu bringen“, ist ihr auch das Thema Inklusion eingeschrieben. So bietet sie ein Dampfumlaufsystem, das es Rollstuhlfahrern erlaubt, die Kabine zu nutzen. Der Gedanke des Austauschs findet sich auch im Namen der Sauna: Trosten ist das norwegische Wort für Drossel, ein Zugvogel, der jährlich zwischen Spanien und den nordischen Ländern wandert.
Architektur: Estudio Herreros (Juan Herreros – Jens Richter)
Bauherr: Oslo Badstuforening
Standort: Oslo (NO)