Reduziert und verspielt
Schule in Madrid von Office for Political Innovation
Von außen sieht das Colegio Reggio aus wie eine Spielzeugburg. Durch die vertikale Stapelung der Funktionen wird die bebaute Fläche minimiert. © José Hevia
Encinar de los Reyes ist ein Stadtteil im wohlhabenden Norden von Madrid. Architekt Andrés Jaque und sein Office for Political Innovation haben hier eine beeindruckende Schulumgebung geschaffen, die sich an den Prinzipien der Reggio-Pädagogik orientiert. Das Konzept wurde in den 1970er-Jahren unter Federführung des Lehrers Loris Malaguzzi in der Stadt Reggio Emilia entwickelt. Der zentrale Gedanke ist, dass die Erziehenden mit den Stärken und nicht gegen die Schwächen der Kinder arbeiten. In einer interessant gestalteten Umgebung sollen sich die Kinder individuell nach ihren Möglichkeiten entfalten und selbst verwirklichen können.
Die Sporthalle im ersten Obergeschoss dient auch als Versammlungsraum. Ein großes Rolltor schafft eine Verbindung zur Landschaft. © José Hevia
Expressives Bauwerk
Der sechsgeschossige Bau des Colegio Reggio fällt bereits aus der Ferne durch seine imposante Präsenz auf. Mit seinen unterschiedlichen Formen, Farben und Texturen wirkt das Gebäude wie eine Spielzeugburg. Die honiggelbe Korkfassade verleiht nicht nur einen expressiven Charakter, sondern unterstreicht auch den ökologischen Ansatz des Bauwerks.
Fassade als Lebensraum für Mikroorganismen
Die nahezu fugenlose, etwa 14 cm dicke Ummantelung bedeckt rund 75 % der Gebäudehülle und weist herausragende thermische Eigenschaften auf. Der Energiebedarf kann dadurch um bis zu 50 % reduziert werden. Die fugenlose Beschichtung weist eine hohe Resistenz gegenüber Verwitterung auf. Ihre unregelmäßige Oberfläche soll zum Lebensraum für Mikroorganismen werden.
Dreieckige Fenster und runde Bullaugen erlauben ungewöhnliche Perspektiven auf das Stadtgeschehen. © José Hevia
Die verschiedenen Altersgruppen sind auf die einzelnen Stockwerke verteilt. In den unteren Etagen befinden sich die Räume für die Vor- und Grundschule. Großzügige Treppen und Brücken führen zu den Haupteingängen im ersten Obergeschoss. Ein zentraler Anlaufpunkt ist die 8 m hohe und über 400 m² große Sporthalle im ersten Obergeschoss, die nicht nur sportlichen Aktivitäten dient, sondern auch als Versammlungsraum genutzt wird.
Die unregelmäßige Oberfläche der fugenlos beschichteten Korkfassade soll zum Lebensraum für Mikroorganismen werden. © José Hevia
Das Atrium in den Obergeschossen weckt die Neugier für ökologische Zusammenhänge. © José Hevia
In den beiden oberen Etagen sind die Klassenzimmer der Sekundar- und Oberstufe um ein Atrium gruppiert. Der zweigeschossige Raum dient als Gewächshaus und regt zu Entdeckungen an. Der gesamte Innenraum besticht durch seine radikale Reduktion auf das Wesentliche: Es gibt weder Verkleidungen noch abgehängte Decken oder eine hinterlüftete Fassade. Konstruktion und Gebäudetechnik des Gebäudes bleiben offen sichtbar.
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Architektur: Andrés Jaque / Office for Political Innovation
Bauherr: Centro de Investigación e Innovación Pedagógica Reggio
Standort: Calle San Enrique de Ossó 48, El Encinar de los Reyes, Madrid (ES)
Projektleitung: Andrés Jaque, Roberto González
Team: Roberto González García, Luis González Cabrera, Alberto Heras, Ismael Medina Manzano, Jesús Meseguer Cortés, Paola Pardo-Castillo, Rajvi Anandpara, Juan David Barreto, Inês Barros, Ludovica Battista, Shubhankar Bhajekar, Elise Durand, Drishti Gandhi, Maria Karagianni, Bansi Mehta, Alessandro Peja, Meeerati Rana, Mishti Shah, Saumil Shanghavi
Tragwerksplanung: Qube Ingenieria
Landschaftsarchitektur: Office for Political Innovation, Mingo Basarrate
Baumanagement: Adama Arquitectos Técnicos
Bauphysik, TGA-Planung, Brandschutzplanung, Akustikplanung: JG Ingenieros
Ökologie und Bodenkunde: Mingo Basarrate
Bruttogrundfläche: 6702 m²
Nutzungsfläche: 5942 m²
Anzahl Klassenzimmer: 32
Anzahl Schülerinnen und Schüler: 893
Baukosten: 8,7 Mio €