Reflektierende Gebäudehülle
Depot für das Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam von MVRDV
© Ossip van Duivenbode
Eine Schale als Symbol der Aufbewahrung – sinnfälliger hätte das Büro MVRDV das neue Schaudepot des Museums Boijmans van Beuningen kaum im Stadtbild inszenieren können. Mit seiner rund 6600 m² großen Structural-Glazing-Fassade aus 1664 größtenteils verspiegelten Glaspaneelen reflektiert der Neubau im Rotterdamer Museumspark seine Umgebung – und überragt seine Nachbargebäude mit fast 40 m Höhe teils deutlich.
© Ossip van Duivenbode
Notwendig geworden war das Depot, weil der Altbau des Museums aus den 1930er-Jahren dringend sanierungsbedürftig und für die Lagerung der Sammlung zu klein und zu unsicher war. Auf 151 000 Objekte – überwiegend Gemälde und Grafiken vom Mittelalter bis zur Gegenwart – ist diese inzwischen gewachsen, von denen weniger als 10% in den Ausstellungssälen zu sehen waren. Auf acht Milliarden Euro schätzt das Museum selbst den Wert seiner Bestände. Während das Stammhaus des Museums wohl noch bis 2028 von Mecanoo saniert wird, bietet das neue Depot nicht nur optimale Lagerbedingungen für die Museumssammlung, sondern auch 1600 m² Mietfläche für Kunstsammler, die ihre Schätze hier ebenfalls einbruchsicher und klimatisiert verwahren können. Erstmals macht das Museum die „verborgenen“ 90% seiner Bestände in dem Neubau auch der Öffentlichkeit zugänglich; außerdem können die Besucher den Restauratorenteams des Museums über die Schulter blicken.
© Bertrand Verney
© Ossip van Duivenbode
Statt wie sonst in Museen üblich nach Kunstperioden und -strömungen sind die Werke hier rein nach konservatorischen Gesichtspunkten sortiert. Fünf Klimazonen gibt es im Haus, die für Kunstwerke aus unterschiedlichen Materialien optimiert sind. Die Werke hängen – sofern sie nicht verpackt sind – an Drahtgittergestellen oder sind in einer der dreizehn schwebenden Glasvitrinen im Atrium ausgestellt. Letzteres nimmt mit seinen sich kreuzenden Treppen Anleihen bei den Radierungen von Giovanni Batista Piranesi – nur dass es hier deutlich cleaner und heller zugeht als im barocken Original. Das sechste Obergeschoss, das auch über einen Schnellaufzug zu erreichen ist, beherbergt ein Restaurant mit Aussicht über die Dächer der Rotterdamer Innenstadt. Ringsum haben MVRDV gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten MTD einen regelrechten Dachwald angelegt, in dem 75 Birken und 20 Kiefern wachsen.
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© Ossip van Duivenbode
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Architektur: MVRDV
Bauherr: Museum Boijmans Van Beuningen, De Verre Bergen Foundation, Stadt Rotterdam
Standort: Melkkoppad 15, 3015 CR Rotterdam (NL)
Tragwerksplanung: IMd Raadgevend Ingenieurs
Innenarchitektur: Marieke van Diemen, DerksdenBoer, Concrete Amsterdam
Landschaftsarchitektur: MTD
Bauunternehmen: BAM Bouw en Techniek
Baukosten: 94 Mio. €
Nutzungsfläche: 15 500 m²