Roter Ziegel in wildem Verband: Wohnblocks in Hackney von Henley Halebrown
Foto: Nick Kane
Auch in London herrscht Wohnungsnot. Doch anders als in Deutschland entstehen im Vereinigten Königreich seit etlichen Jahren wieder verstärkt kommunal finanzierte Bauten. Ein solches ist auch das Projekt von Henley Halebrown mit dem sperrigen Namen Taylor & Chatto Courts + Wilmott Court im Frampton Park Estate im Stadtteil Hackney. Das erklärt sich so: Die Bebauung der Nachkriegssiedlung Frampton Park mit seiner typischen Zeilenstruktur wies einige Lücken auf, die der Abriss von Bestandsbauten hinterlassen hatte und die nun mit dichter Bebauung geschlossen wurden. An zwei Standorten schließen jetzt Blöcke die Ränder der Siedlung mit 45 neuen Wohnungen, aufgeteilt in Sozialwohnung, Miteigentum und Eigentumswohnungen, wobei die letzteren die ersteren mitfinanzieren.
Beide Bauten wurden zusammen beauftragt und gleichzeitig fertiggestellt, liefern jedoch unterschiedliche Antworten auf ihren jeweiligen Kontext: Taylor Court und Chatto Court – letzterer besteht aus zwei miteinander verbundenen Teilen – sind fünfstöckig. Ähnlich wie bei einem Reihenhaus sind Erd- und erstes Obergeschoss zusammengefasst, mit jeweils eigenem Eingang von der Straße aus. Im Geschoss darüber liegt die Beletage mit großen Raumhöhen und im 4. und 5. Obergeschoss sind Maisonettes untergebracht. In Wilmott Court sind die Wohnungen in den unteren Stockwerken um eine dreigeschossige Halle angeordnet, während sich in den oberen beiden Stockwerken acht Apartments um einen offenen Innenhof gruppieren. Ein wichtiger Aspekt des Entwurfs bei beiden Standorten war die Zusammenführung zweier architektonischer Stilmittel: Die Wand, die den Raum einschließt und der Rahmen, der den Raum öffnet. So stehen Loggien und Balkone aus vorgefertigten Betonstützen vor den geschlossen Ziegelwänden und stellen Bewohnern großzügige Balkone und Freiflächen zur Verfügung. Die geschichtete Wand schafft einen Puffer zwischen dem privaten Bereich des Hauses und dem öffentlichen Bereich des Stadtbezirks. Die roten Ziegelwände sind in wildem Verband gemauert und mit pigmentiertem Mörtel verfugt und wirken ebenso hochwertig wie die Gemeinschaftsbereiche mit ihren schweren Holztüren.
Die Wohnblocks sind typisch für viele kommunale Projekte, die derzeit in London und anderen Städten des Vereinigten Königreichs entstehen. Das ehrgeizige Wohnungsbauprogramm der Bezirksverwaltung von Hackney, in dessen Rahmen die Bauten entstanden, sieht Hunderte neuer Sozialwohnungen nach gemeinnützigen, innovativen Konzepten vor – hier könnte sich Deutschland so Einiges abschauen.