Robuster Auftritt: English National Ballet in London
Foto: Hufton + Crow
Schon seit rund 40 Jahren wächst London nach Osten. Meilensteine dieser Entwicklung waren zunächst die Bürotürme an der Canary Wharf und der 1987 eingeweihte London City Airport, 1999 dann der Millennium Dome von Richard Rogers und schließlich 2012 die Bauten der Olympischen Sommerspiele.
Der neue Stammsitz des English National Ballet und der mit ihm verbundenen Ballettschule liegt zwischen den beiden letztgenannten Projekten auf dem London City Island, einer Halbinsel im Fluss Lea. Auf dem ehemaligen Werftgelände haben Glenn Howells Architects im Auftrag des Projektentwicklers Ballymore elf Wohngebäude mit rund 1700 Wohnungen realisiert und nun, als Schlussstein des Areals, den neuen Kulturbau hinzugefügt. Dessen unprätenziöses Äußeres ist dem engen Baubudget geschuldet, spiegelt aber auch das „toughe“ industrielle Erbe der näheren Umgebung wider. 3600 m2 Profilglastafeln bilden die transluzente Hülle des fünfgeschossigen Gebäudes. Zäsuren bilden darin die raumhohen Fensterausschnitte der Proberäume, die den größten Teil des zweiten und vierten Obergeschosses einnehmen.
Im Erdgeschoss sind, ebenfalls hinter Klarglas, die öffentlichen Bereiche des Hauses untergebracht: Foyer, Läden und – im Zentrum des Gebäudes – der große Vorführsaal, dessen Bühnenturm die komplette Gebäudehöhe einnimmt. Im ersten Obergeschoss gibt es Büros für die immerhin 200 Mitarbeiter des Balletts, eine Ausstellungsfläche sowie erstmals in der Geschichte des 1950 gegründeten Ensembles eine eigene Kostümschneiderei. Nicht zuletzt aus Kostengründen haben auch die Innenräume Werkstattcharakter statt Lüsterglanz. Aufsehen erregt hier einzig die gebäudehohe Eingangshalle mit ihren skulpturalen, von schwarzen Stahlblechgeländern gefassten Treppenläufen. Die robuste, langlebige Materialpalette der Fassaden setzt sich auch im Inneren nahtlos fort mit viel Sichtbeton, Metall und Holz und nur einem Minimum an Gipskartonverkleidungen.