Zeit(ge-)schichten
Revitalisierung einer Farm durch Studio Bua
Transformation einer isländischen Farm durch Studio Bua, © Marino Thorlacius
Hlöðuberg an der isländischen Westküste ist ein Beispiel für die charakteristischen verlassenen Gehöfte, die auf Island häufig anzutreffen sind – ehemals bewohnt, aufgegeben und im Verfall begriffen. Das Anwesen besteht aus einem Wohnhaus, einer Scheune und einem Stall – alle unterschiedlich baufällig. Beauftragt von der privaten Bauherrin, entwickelte Studio Bua eine besondere Strategie für die schrittweise Restaurierung und Umnutzung der baulichen Überreste.
Modernisierung durch Aufstockung, © Marino Thorlacius
Wohnhaus mit Künstleratelier
Die einstige Scheune wurde in ein Atelier und Wohnhaus umgewandelt, wobei die stabile Betonkonstruktion größtenteils erhalten blieb. Allerdings erwies sich der vorgelagerte Innenhof mit seinen fragilen Mauern als zu instabil für eine Restaurierung. Daher beschränkte sich die Intervention der Architekten auf das Hauptgebäude, während der Innenhof bewusst in seinem ruinösen Zustand belassen wurde.
Holzkonstruktion mit Aluzink-Fassade
Das alte Dach aus Wellstahl ließen die Planenden entfernen. Stattdessen fügten sie eine leichte, zweigeschossige Holzkonstruktion in den erhaltenen Scheunenraum ein. Das neue Holzvolumen ist mit gewelltem Industrie-Aluzink verkleidet. Das Material verkörpert einerseits Leichtigkeit, andererseits zählt es zu den wenigen Materialien, die der rauen Umgebung und den extremen Witterungsbedingungen standhalten. Ein Anbau, dessen Dach fehlte, bildet heute einen geschützten Innenhof. Die verfallenen, fundamentlosen Außenmauern umschließen einen neuen ummauerten Garten.
Große Fenster bringen Tageslicht ins Innere des Wohnhauses. © Marino Thorlacius
Schlichtes Interieur
Die Herausforderung bestand darin, einen ausgewogenen Raum für Arbeit und Familie zu schaffen. Im Erdgeschoss zwischen den alten Mauern platzierte Studio Bua die Küche mit Essbereich und das zweigeschossige Atelier der Künstlerin. Das Interieur wurde bewusst neutral gehalten, um die ausgestellten Kunstwerke nicht zu überlagern. Betonböden, gebeiztes Birkensperrholz an den Wänden und eine Farbpalette, inspiriert von den umliegenden Wiesen und Hängen, prägen diesen Raum.
Die Farbauswahl im Inneren des Hauses ist inspiriert von der umliegenden Natur. © Marino Thorlacius
Blick ins Atelier, © Marino Thorlacius
Das aufgesetzte Obergeschoss wurde durch eine Holzrahmenkonstruktion realisiert, wobei das kleine Wohnzimmer über der Küche ein großes Fenster erhielt, das einen beeindruckenden Blick auf den Strand und den Breiðafjörður bietet. Im Obergeschoss dominieren weiß gebeizte Kiefernbretter sowohl an den Wänden als auch auf den Böden. Die beiden offenen Raumbereiche an den Schmalseiten des Hauses orientieren sich an der ursprünglichen Struktur der Scheune, während die Treppe und das Atelier nun anstelle des einstigen Heulagers zu finden sind.
Die Fassade des Anbaus ist mit gewelltem Industrie-Aluzink verkleidet. © Marino Thorlacius
Nachhaltige Lösungen
Effiziente und nachhaltige Lösungen im Haus umfassen eine Erdwärmepumpe, Niedertemperatur-Fußbodenheizung und Dreifachverglasungen. Alle Zimmertüren stammen aus dem Recyclingzentrum Reykjaviks; die Außensitzgelegenheiten und Tischbeine sind aus recyceltem Beton, der bei der Sanierung des alten Bauernhofs verwendet wurde.
Mehr dazu in Detail 7/8.2024 und in unserer Datenbank Detail Inspiration.
Architektur: Studio Bua
Bauherr: Gudrun Kristjansdottir & Ævar Kristjánsson
Standort: Hlöðuberg, Skarðsströnd (IS)
Bauunternehmer: Eiríkur Kristjánsson
Tragwerksplanung: Gísli Gu'mundsson