Pilotprojekt für die Kreislaufwirtschaft
Primeo Energy Kosmos in Basel von Rapp
Primeo Energy Kosmos, © Beat Ernst
Rund zwei Drittel Baumaterial aus nachwachsenden Rohstoffen und der Kreislaufwirtschaft – so lautet die Öko-Bilanz dieses Ausstellungsgebäudes für den Energieversorger Primeo in Münchenstein bei Basel. Gemeinsam mit dem ebenfalls vom Architektur- und Generalplanungsbüro Rapp sanierten Bestandsgebäude nebenan, einer Zählerwerkstatt von 1932, firmiert der Neubau als Primeo Energie Kosmos.
Eingang, © Beat Ernst
Das dreigeschossige Hauptvolumen ist ein reiner Holzskelettbau mit großen Spannweiten von rund 7,50 m. Die Dachterrasse unter einer großen, mit Photovoltaikmodulen belegten Stahlpergola dient als Veranstaltungsort im Freien. Das Stahlskelett trägt außerdem ein Rankgerüst aus den Einzelteilen 60 Jahre alter Strommasten, die der Bauherr dem Schweizer Netzbetreiber Swissgrid abkaufte. Pro Fassade wurden die alten Stahlwinkel zu 3-4 baumartigen Modulen vorgefertigt und dann an der Unterkonstruktion befestigt. Weil sie zuvor mit giftiger Bleifarbe gestrichen waren, erhielten sie eine neue Beschichtung auf Acrylbasis.
Digitale Planungshilfe
Digitale Unterstützung bei der Planung des Rankgerüsts leistete den Architekten eine parametrische Software der EPFL Lausanne. Dennoch war viel „Handarbeit“ bei der Planung notwendig, berichtet Projektleiter Jacek Wieckowicz von Rapp. Denn für Anzahl und Länge der Stahlelemente gab es zwar Stücklisten. Dennoch wiesen sie Maßtoleranzen bis 10 cm auf, die durch entsprechende Schraubverbindungen aufgenommen werden mussten.
Das dreigeschossige Gebäude ist ein reiner Holzskelettbau. © Beat Ernst
Ursprünglich hatten die Architekten geplant, die Stahlwinkel als Tragstruktur für die umlaufenden Balkone zu verwenden. Weil sich die Stahlgüte der Profile jedoch nachträglich nicht mehr feststellen ließ, und die Balkone als Rettungswege fungieren, war diese Art der Wiederverwendung mit den Schweizer Bauvorschriften unvereinbar.
© Beat Ernst
© Beat Ernst
Wiederverwendung auch im Innenausbau
Für die großen Spannweiten im Gebäudeinnern erwiesen sich Holz-Rippendecken als wirtschaftlichste Option. Die Eichendielen in den Obergeschossen stammen zur Hälfte aus einem abgerissenen Bootshaus von 1911 in der Nähe von Basel. Auch viele andere Teile des Innenausbaus sind wiederverwendet, darunter eine komplette Küche sowie fast alle Waschbecken, Trennwände und Armaturen in den Sanitärräumen. Die Wand- und Bodenfliesen sind Restposten und Produktionsausschüsse von Herstellern. Die Leuchten wurden aus Abrissbauten ausgebaut, teils repariert und mit neuen LED-Leuchtmitteln ausgestattet.
Mehr dazu in Detail 6.2023 und in unserer Datenbank Detail Inspiration.
Architektur, Tragwerksplanung, Brandschutz, Akustik, Bauleitung: Rapp AG
Bauherr: EBM (Genossenschaft Elektra Birseck Münchenstein)
Standort: Weidenstrasse 6, 4142 Münchenstein (CH)
Landschaftsarchitektur: Bryum
TGA-Planung: Anima Engineering
Bauphysik: Waldhauser + Herrmann