Preisverleihung und Ausstellung: Internationaler Hochhauspreis 2018
Fotos: Nils Koenning, Hufton+Crow, Andreas Bobert/Courtesy of OMA, Hufton+Crow, Hufton+Crow
Seit dem Jahr 2004 vergibt das Deutsche Architekturmuseum in Kooperation mit der Stadt Frankfurt am Main und der DekaBank alle zwei Jahre den Internationalen Hochhauspreis an das vorbildlichste Projekt aus über 1000 Einsendungen. Der Preis richtet sich an Architekten und Bauherren, deren Gebäude mindestens 100 m hoch sind und in den vergangenen zwei Jahren fertiggestellt wurden. Die Jury besteht aus Architekten, Tragwerksplanern, Immobilienspezialisten und Architekturkritikern. Sie beurteilt die nominierten Projekte nach den Kriterien zukunftsweisende Gestaltung, Funktionalität, innovative Bautechnik, städtebauliche Einbindung, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.
Die Bewerberinnen und Bewerber stammen längst nicht mehr nur aus Nordamerika und Europa, sondern aus den verschiedensten Regionen der Welt. Südostasien und China liefern aktuell interessante Beispiele, wie man einzelne Hochhäuser in Ensembles einbinden kann. Der Wolkenkratzer wird so als städtebauliches Element wahrgenommen und ins urbane Leben miteinbezogen. Auch hybride Nutzungen der Gebäude werden immer gefragter.
Bei der Beurteilung durch die Jury standen dabei die ökologischen und sozialen Qualitäten der Gebäude im Vordergrund. Der Aspekt der Widerstandsfähigkeit in Bezug auf die Struktur und den Lebenszyklus eines Bauwerks wurde ebenfalls an vielen Wettbewerbsbeiträgen geprüft. Das Ergebnis ist die Shortlist mit fünf Finalisten, die stellvertretend für die Bandbreite aller nominierten Gebäude stehen: einer der ersten gemischt genutzten Türme Deutschlands (Omniturm), ein üppig bepflanzter Luxus-Wohnturm (EDEN), ein brutalistisch anmutendes Wohn-Hochhauspaar (Norra Tornen), ein Hochhaus als Motor für die städtebauliche Entwicklung eines Viertels (The Stratford) und ein Paradebeispiel parametrischen Entwerfens (Leeza SOHO).
Finalisten:
Mit dem Frankfurter Omniturm von BIG – Bjarke Ingels Group aus New York / Kopenhagen hat es das erste Hybridhochhaus in einem deutschen Stadtzentrum unter die Finalisten geschafft. Für Jury-Mitglied Ina Hartwig macht der Turm seinem Namen alle Ehre. Er vereint Gastronomie, Büros, Wohnungen und Geschäfte unter einem Dach. Damit ist der Omniturm im internationalen städtebaulichen Vergleich auf der Höhe der Zeit.
Erneut zählt ein Projekt aus Singapur zu den Finalisten. Muschelförmige Pflanz-kübel machen EDEN von Heatherwick Studio aus London zum einprägsamen Beispiel für ein Wohnhochhaus. Mit seiner üppigen Bepflanzung zeigt es eindrucksvoll das Motto der Stadtentwicklung „City in a Garden“. Als „Garten Eden“ empfindet Jury-Mitglied Klaus Fäth das Begrünungskonzept, bei dem die Pflanzen durch zurückspringende Balkone und vorspringende Wandscheiben geschützt werden. Für die Juryvorsitzende Annett-Maud Joppien geht von den bauchigen Muschelmotiven und grünen Dschungeln eine große Anziehungskraft aus, der man sich nicht entziehen kann.
Norra Tornen von Office for Metropolitan Architecture (OMA) aus Rotterdam steht in Schwedens Hauptstadt Stockholm. Dort bildet das Projekt eine Torsituation zum Stadtteil Hagastaden. Die höchsten Wohngebäude Stockholms kultivieren das Wohnen in der Höhe mit ausgeprägtem Außenbezug im Norden Europas. Jury-Mitglied Andreas Moser lobt die Eleganz, mit der die Türme aus der sie umgebenden niedrigeren Bebauung hervorwachsen und bewertet das Spannungsfeld zwischen der brutalistischen Erscheinung der Türme und ihrem Kontext positiv. Auch Jury-Mitglied Victor Stoltenburg sieht in der Ausgestaltung der Baukörper mit modularen kastenartigen Erkern und der Oberflächengestaltung mit rauen Betonelementen einen bemerkenswerten Akzent im Stadtbild.
Mit einem weiteren Wohnprojekt ist das sonst für seine Höhenrekorde weltweit bekannte Büro Skidmore, Owings & Merill aus New York unter den Finalisten vertreten. The Stratford in London vereint Design-Hotel und Design-Wohnen unter einem Dach und setzt neue städtebauliche Akzente im Stadtteil gleichen Namens. Die markante Großform mit tiefen Einschnitten macht das Gebäude zum weithin sichtbaren Wahrzeichen. Die Räumlichkeit, die durch doppelte und einfache Raumhöhen im gesamten Gebäude geschaffen wird, seine begrünten und freitragenden öffentlichen Räume und die sorgfältige massive und transluzide Gestaltung der Hülle ergeben ein modernstes Hochhaus, das L. Benjamín Romano inspiriert.
Eine herausragende Tragwerksleistung ist das Leeza SOHO von Zaha Hadid Architects in Peking, dessen Glashülle eigentlich eine Doppelturmanlage verbirgt. Das über 190 Meter hohe Atrium zwischen den Türmen ist das höchste der Welt, und seine faszinierenden geschwungenen Formen sind nur mit Hilfe des parametrischen Entwerfens möglich. Für Peter Cachola Schmal ist das Leeza SOHO die skulpturale Lösung eines Doppelhochhauses, das auf räumliche Überwältigung und Erlebnisse setzt für Hunderte von Small Offices und Homeoffices, die auf dem Weg zum neuen Flughafen ihr digitales Quartier
aufschlagen.
Weitere Nominierte: