09.12.2013 Emilia Margaretha

Plug and Play: Designzentrum von Sean Godsell

In dem neuen Forschungszentrum im Herzen von Melbourne wird Architektur zum Forschen freigegeben – und die Wissenschaftler kreieren sich ihr Arbeitsumfeld selbst, immer wieder neu. Architekten: Sean Godsell Architects, Melbourne
Standort: RMIT University, Melbourne, Australien

Foto: Earl Carter

Die Nachhaltigkeit neuer Gebäude selbst, ist Forschungsgebiet der Wissenschaftler am RMIT. Der Entwurf ist somit prädestiniert, sich mit nachhaltiger Bauweise auseinanderzusetzen. Am augenfälligsten ist dabei die doppelte Fassade. Die Außenhaut besteht aus, zum Teil automatisch gesteuerten, kreisrunden Verschattungselementen mit Photovoltaikzellen zur Stromerzeugung. Die sandgestrahlten Glasscheiben, mit 60 cm Durchmesser, sind an horizontalen oder vertikalen Aluminiumachsen befestigt und umgeben das gesamte Gebäude vom Erdgeschoss bis zum Dach.

Prototyp der Fassade, Fotos: Hayley Franklin

Die Photovoltaikzellen wurden so konzipiert, dass sie jederzeit leicht auszutauschen sind, sollte sich die Technik in diesem Bereich signifikant verbessert haben. Teile der nördlichen Fassade sind zudem speziell für die laufende Solarzellenforschung, die von Industrie und RMIT gemeinsam betrieben wird, ausgelegt. Das komplette Gebäude kann also – je nach Stand der Solartechnologie – ein neues Upgrade bekommen und so eines Tages möglicherweise genug Strom für den Bedarf des gesamten Hauses erzeugen.

Fassadenschnitt, Grafik: Sean Godsell Architects

Foto: Earl Carter

Fotos: Earl Carter

Fotos: Hayley Franklin


In der zweiten Schicht der Doppelfassade wird zusätzlich mit Verdunstungskühlung gearbeitet und die Frischluftzufuhr wird zur Verbesserung des Raumklimas und zur Reduzierung der Betriebskosten genutzt.

Foto: Hayley Franklin

Das für das Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT) entworfene Designzentrum soll unterschiedlichste, im Bereich der Gestaltung arbeitende Forschungsgruppen in einem gemeinsamen Haus zusammenbringen, mit dem Ziel möglichst viele Synergien zu erzeugen. Für die hier arbeitenden Modedesigner, Luftfahrtingenieure, Industrie- und Produktdesigner, Architekten, Stadtplaner oder Landschaftsarchitekten wurden Arbeitsbereiche entwickelt, die im Laufe der Zeit und ihrer Nutzung die Natur der Forschungsarbeit selbst sichtbar machen: Entwicklung, Anpassung, Veränderung und Wachstum.

Foto: Earl Carter

Das Programm wurde auf zwei Gebäude verteilt, die im Untergeschoss miteinander verbunden sind. Die für den Grundriss charakteristischen großen, offenen Flächen bieten eine hohe Flexibilität, sowie eine große Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Erfordernisse der Wissenschaftler. Um diese Multifunktionsräume herum sind „dienende“ Räume angeordnet. Dazu gehören sowohl Werkstätten für Modellbau oder Computerlabore für 3D-Simulationen, als auch der Zugang zu 3D-Druckern. All diese Funktionen werden an die eigentlichen Arbeitsräume der Forscher „angedockt“ und können ohne große Reibungsverluste für die unterschiedlichen Forschungen genutzt werden.

Grundriss KG, Grafik: Sean Godsell Architects

Grundriss EG, Grafik: Sean Godsell Architects

Schnitt A-A, Grafik: Sean Godsell Architects

Die Wissenschaftler pflegen einen ständigen und intensiven Austausch in direkter Zusammenarbeit. Die neuen Räumlichkeiten sollen sie dabei unterstützen, andere Gedankenansätze zu finden und ungewöhnliche Zusammenhänge herzustellen.
Der Entwurf ist daher von großen, in ihrer Funktion nicht festgelegten Räumen bestimmt, die je nach Bedarf genutzt werden können. Die Lage und Anordnung des Arbeitsumfelds wird je nach Situation, Größe der Teams oder Zeitdauer des Projekts von den Wissenschaftlern selbst definiert.

Foto: Earl Carter

Foto: Earl Carter

Die angestrebte Interdisziplinarität wird durch eine eingebaute Schnittstelle mit der Öffentlichkeit verstärkt: Die angebotenen Ausstellungsflächen im Erdgeschoss, das Designarchiv sowie zahlreiche Foren, die auf dem Campus in einer Vielzahl von Hörsälen, Seminar- und Multifunktionsräumen stattfinden können, sollen sowohl die Bevölkerung, als auch Vertreter von Industrie und Gewerbe mit ins Boot holen. Die städtebauliche Lage am Kreuzungspunkt der wichtigen städtischen Achsen Victoria Street und  Swanston Street hilft zudem, das Gebäude im Stadtbild und in den Köpfen der Bevölkerung weithin sichtbar zu verankern.

Foto: Earl Carter

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DETAIL 2013/11.
Je 21 der runden Glasscheiben, davon 12 beweglich, sind in einzelnen geschosshohen Rahmen von 1.80 Meter Breite und 4.20 Meter Höhe befestigt. Pro Geschoss wurden 86 dieser Elemente angebracht, für das ganze Gebäude insgesamt 774.  
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