Ort der Stille: St. Fidelis in Stuttgart von Schleicher Ragaller Architekten
Foto: Zooey Braun
Durch die Sanierung durch Schleicher Ragaller Architekten ist St. Fidelis zur Ruhe gekommen und bildet mitten im hektischen Alltag eine Oase kontemplativer Ruhe.
1924/1925 wurde die katholische Kirche nach Plänen von Clemens Hummel nach dem Vorbild italienischer Basiliken und im stilistischen Wettstreit von Historismus und Moderne erbaut. 1944 bis auf die Außenmauern zerstört, baute Hugo Schlösser das Gotteshaus, innen homogen farblich gestaltet, wieder auf. Rudolf und Maria Schwarz richteten die Kirche 1964, nach dem Zweiten Vatikanum, neu aus.
Nach dieser wechselvollen Geschichte ist St. Fidelis nun vorerst zur Ruhe gekommen. Das Gefühl wohltuender Stille stellt sich unmittelbar ein. Die Eliminierung alles Überflüssigen und die Entfaltung alles Notwendigen beherrscht den dreischiffigen Kirchenraum. Der durchgängige Travertinboden und die schlichte Holzkassettendecke schaffen großzügige homogene Flächen, die Atmophäre ist feierlich hell. Georg Meistermanns Buntglasfenster können jetzt ebenso ihre Wirkung entfalten wie seine Kreuzwegbilder in den Seitenschiffen.
Heiligenfiguren und Opferkerzen kommen, inspiriert von Leo von Klenze, auf Steinsockeln in konkaven Nischen zur Geltung. Maria Schwarz ermutigte die Architekten, den Communio-Gedanken umzusetzen. Dieser Gemeinschaftssinn zeigt sich in der neuen Sitzordnung von St. Fidelis. Ambo und Altar spannen unter dem Mittelschiff eine Längsachse auf. Parallel dazu sitzen sich die Gläubigen im Gottesdienst gegenüber. Der Stuttgarter Künstler Martin Bruno Schmid hat die liturgischen Gegenstände aus einem einzigen Kalksteinmonolith heraus entwickelt. In den Chor haben die Architekten den Raum der Stille integriert. Dieser von oben belichtete „Binnenchor“ aus Holz bildet das Herz des spirituellen Zentrums. Über sechs Portaltüren lässt sich dieser Ort der Meditation und des Gebets zum Kirchenraum öffnen. Die Hektik der Stadt bleibt draußen.
Weitere Informationen:
Mitarbeit: Talip Ekizoglu
Statik: Ingenieurbüro Klotz, Stuttgart
Lichtplanung: LunaLicht, Karlsruhe
Künstler: Martin Bruno Schmid, Stuttgart