Ohren für das Ufo: Erweiterung des Lord’s Cricket Ground in London von Wilkinson Eyre
Foto: Clare Adams MCC
Der Lord’s Cricket Ground im Londoner Nordwesten hat eine bewegte und prominent besetzte Baugeschichte hinter sich. Entstanden ist Londons wohl berühmtester Cricketplatz schon Ende des 18. Jahrhunderts auf Betreiben des Geschäftsmanns Thomas Lord, dessen Namen sie seither trägt. In den 80er-Jahren errichteten Michael Hopkins und Nicholas Grimshaw die beiden Haupttribünen an den Längsseiten. Zur Cricket-WM 1999 kam das markante Medienzentrum von Future Systems, des damaligen Büros von Jan Kaplicky und Amanda Levete, hinzu. Wie ein eben gelandetes Ufo schwebte die Monocoque-Struktur aus Aluminium bis dato über dem nordöstlichen Ende von Londons traditionsreichstem Cricketplatz.
Jetzt hat das Ufo zwei Ohren bekommen: Auf Betreiben des Eigentümers, des Marylebone Cricket Club, haben Wilkinson Eyre gemeinsam mit Buro Happold die Tribünen zu beiden Seiten des Medienzentrums saniert und aufgestockt. 2600 Sitzplätze sind hinzugekommen, wodurch die Gesamtkapazität des Stadions auf über 31.000 stieg.
Die komplett erneuerten Oberränge der Tribüne ruhen auf einem Stahlskelett. Im 2. Obergeschoss verbindet ein neuer Stahlsteg hinter dem Medienzentrum die beiden Tribünen miteinander. Auf der gleichen Ebene sind erstmals zwei Restaurants mit Blick auf das Spielfeld entstanden. Weitere Läden und Getränkestände verteilen sich vor allem auf das Erd- und das 3. Obergeschoss. Auf den obersten Ebenen fahren die Tribünen ihre „Ohren“ aus. Die Überdachung greift mit ihrem dynamischen Schwung unverkennbar die Formensprache des Medienzentrums auf, ist jedoch ganz anders konstruiert. Große Kragträger aus Stahl tragen radial angeordnete Holzrippen, auf denen wiederum ein leichtes Membrandach befestigt ist.