17.03.2010 Marion Dondelinger

Neues Bad in alten Mauern

Es muss nicht immer das klassische „Badezimmer“ sein. Bei Sanierungen in München und Leipzig entstanden Lösungen fernab der Norm.

In einem der begehrtesten Wohngegenden Münchens, dem Glockenbachviertel, planten die Münchner Architekten Arnold / Werner eine offenes Bad. Offen nicht nur zum Schlafbereich, sondern – bei hoch gefahrenem Dachfenster – auch zum Himmel hin. Das Bad befindet sich in einem Penthouse, das im Zuge einer kompletten Gebäudesanierung im Dachgeschoss eines Gebäude aus den 50er Jahren entstand.

Foto: Enric Ruiz-Geli

Das Bad wurde als vollkommen offener Raum konzipiert. Weder Grundriss noch Materialität erzeugen Grenzen zwischen Bad und den anschließenden Räumen. Für die Badmöbel verwendeten die Planer genauso wie für die Einbauelemente in Schlaf- und Wohnraum Teakholz. Auch die Wand, an der sich die Dusche befindet, ist aus massivem Teakholz. Hier ist ein Rinnenablauf unsichtbar, in Form einer Schlitzrinne, unter der Teakholzwand integriert, so dass die Situation an die einer Freiluft-Dusche am Pool erinnert. Die Whirlpool-Badewanne ist unter einem Fenster angeordnet, das mithilfe eines elektrischen Antriebs nach oben in die Dachhaut gefahren werden kann: So ist es möglich, mitten in der Stadt ein Bad unter freiem Himmel zu nehmen.

Foto: Euroboden, München

So offen das Penthouse-Bad in München ist, so geschlossen zeigt sich der Badkubus in einem Leipziger Stadtpalais, den die Architekten von Casa Concept entwarfen. An dem 1887 erbauten Gebäude im Bachviertel waren seit 1925 keine nennenswerten Umbauarbeiten mehr ausgeführt worden, so dass es als Leipziger Kulturdenkmal gilt. Den Architekten war es deswegen wichtig, bei der Sanierung so wenig wie möglich in die historisch wertvolle Bausubstanz einzugreifen.

Foto: Casa Concept, Leipzig

Um nachträglich ein Bad einzubauen, das gleichzeitig den heutigen Ansprüchen an Design und Funktionalität entspricht und den Erhalt der denkmalgeschützten intarsienverzierten Holzfußböden und Stuckdecken ermöglicht, fanden sie eine ungewöhnliche Lösung: Sie brachten das Bad in einem Kubus unter, der in der Wand zwischen Diele und Wohnraum „steckt“. Durch seine Materialität – ursprünglich geplant war eine Verkleidung aus Echtholzfurnier, letztendlich entschied man sich für eine robustere Variante, eine melaminbeschichtete Verkleidung in Ebenholzoptik – und Schattenfugen grenzt der Kubus sich deutlich vom Bestand ab.

Der Badkubus bietet nicht nur Raum für das zusätzliche Gästebad und eine Abstellkammer, er gliedert auch die Diele in einen Ankunfts- und einen Wohnbereich. Seine Außenwände sind leicht geneigt, so dass die Diele sich zu Küche und Wohnbereich hin aufweitet.

Foto: Casa Concept, Leipzig

Projektdaten

Sanierung und Dachausbau eines Wohngebäudes aus den 50er Jahren
Architekten: Arnold / Werner Partnerschaftsgesellschaft
Bauherr: Euroboden GmbH, München
Anschrift: Baldestraße 5, 80469 München

Sanierung und Rekonstruktion eines denkmalgeschützten Stadtpalais, Baujahr 1887
Architekten: Casa Concept GmbH, Leipzig
Sanierung: 2007 / 2008
Anschrift: Moschelesstraße 11, 04109 Leipzig

Übersicht der Themenserie "Zukunftstrends im Bad"
Teil 1: Andere Zeiten, andere Länder, andere Bäder

Teil 2: Bäder für alle - barrierefrei, seniorengerecht

Teil 3: Wasserverbrauch im Bad reduzieren
Teil 4: Messevorschau SHK Essen 2010

Teil 5: Heizen und Lüften im Bad

Teil 7: Enorme Bandbreite an Stilen
Teil 8: Materialien im Bad: Hightech trifft Tradition
Teil 9: „Evidenz“ – Interview mit den Palombas

Teil 10: Von Home-Spa bis Easy Bathroom

Teil 11: Das unsichtbare Bad

Teil 12: Back to the roots

Foto: Casa Concept, Leipzig

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