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Natürlicher Säulenwald: Chipperfields “Sticks and Stones” in Berlin
Ab 1. Januar 2015 wird Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie in Berlin geschlossen und von David Chipperfield saniert. Mit seiner Installation „Sticks and Stones“ lädt der britische Architekt zuvor noch einmal zum „Waldspaziergang“ in die majestätische und doch stets etwas düstere Glashalle ein.
Ort: Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin
Dauer: 2. Oktober bis 31. Dezember 2014
Dauer: 2. Oktober bis 31. Dezember 2014
Viele haben es seither versucht; viele sind damit gescheitert. Am erfolgreichsten waren noch jene Ausstellungsinstallationen, die der Mies’schen Großform mit deren eigenen Mitteln – Reduktion und Klarheit – begegneten. Diesen Grundsatz beherzigt nun auch David Chipperfield mit seiner Installation „Sticks and Stones“: 144 entrindete Baumstämme von zirka acht Metern Länge füllen die Halle. Aufgestellt sind sie im regelmäßigen Raster immer unter den Kreuzungspunkten des Trägerrostes im Dach, an denen sie über Gewindestangen befestigt sind. Unten ruhen die Stämme auf quadratischen Fußplatten aus Multiplex, auf denen sie mit Holzkeilen arretiert sind.
Eine Waldlichtung als Veranstaltungsraum
Lediglich in der Saalmitte ließen Chipperfield und sein Berliner Büroleiter Alexander Schwarz eine „Lichtung“ in ihrem menschengemachten Wald frei. Dort sollen in den kommenden Wochen diverse Veranstaltungen stattfinden. So findet vom 30. Oktober bis 1. November das „Festival of Future Nows“ statt, bei dem ehemalige Studierende, Stipendiaten und Lehrende des von Olafur Eliasson geleiteten „Instituts für Raumexperimente“ der Universität der Künste ihre Werke präsentieren werden. Am 27.11. tagt dann das Kolloquium „Form versus Function“ auf der Lichtung, bei dem international bedeutende Architekten, Wissenschaftler und Kuratoren über die Bedeutung von Mies’ einzigem Nachkriegsbau auf europäischem Boden referieren werden.
Lediglich in der Saalmitte ließen Chipperfield und sein Berliner Büroleiter Alexander Schwarz eine „Lichtung“ in ihrem menschengemachten Wald frei. Dort sollen in den kommenden Wochen diverse Veranstaltungen stattfinden. So findet vom 30. Oktober bis 1. November das „Festival of Future Nows“ statt, bei dem ehemalige Studierende, Stipendiaten und Lehrende des von Olafur Eliasson geleiteten „Instituts für Raumexperimente“ der Universität der Künste ihre Werke präsentieren werden. Am 27.11. tagt dann das Kolloquium „Form versus Function“ auf der Lichtung, bei dem international bedeutende Architekten, Wissenschaftler und Kuratoren über die Bedeutung von Mies’ einzigem Nachkriegsbau auf europäischem Boden referieren werden.
Der Veranstaltungstitel ist passend gewählt, denn das Credo „form follows function“ hat Mies mit der Nationalgalerie ad absurdum geführt: Sein Gebäudeentwurf entstand zunächst 1957 für ein nie realisiertes Verwaltungsgebäude des Rumherstellers Bacardi in Santiago de Cuba und wurde für den Bau in Berlin lediglich leicht modifiziert. Chipperfields Intervention greift nun zwar die rigide Ordnung der Mies-Architektur auf, bildet letztlich jedoch deren genaue Antithese: eine eng gestaffelte Säulenhalle unter der einst schwebenden Dachscheibe, die Baumstämme lediglich grob geschält, wo der Originalbau Glätte und Perfektion anstrebt. Aus „Sticks and Stones“ lässt sich sogar eine leise Ironie herauslesen: Ist die Nationalgalerie schon derart baufällig, dass ihr Dach nun derart notdürftig abgestützt werden muss?
Die Sanierung dauert mindestens bis 2019
Die Frage lässt sich wohl verneinen, auch wenn die nächsten vier Jahre noch einige Überraschungen zutage fördern könnten. Zum Jahresbeginn 2015 schließt die Neue Nationalgalerie ihre Pforten und wird nach Plänen von David Chipperfield saniert. Der Berliner „Tagesspiegel“ zitiert den Briten mit den Worten, er freue sich auf seine Aufgabe wie ein Kfz-Mechaniker, dem man soeben einen Mercedes Baujahr 1965 zur Restaurierung in die Werkstatt gestellt habe. Der Vergleich ist durchaus treffend gewählt: Das technische Innenleben der Nationalgalerie soll auf den neuesten Stand gebracht werden, ohne ihr äußeres Erscheinungsbild zu verändern. Selbst die inneren Raumoberflächen – etwa die unscheinbare Rasterdecke im Untergeschoss – sollen gemäß dem Originalzustand wiederhergestellt werden. Die Wiedereröffnung wird voraussichtlich nicht vor 2019 stattfinden.
Die Frage lässt sich wohl verneinen, auch wenn die nächsten vier Jahre noch einige Überraschungen zutage fördern könnten. Zum Jahresbeginn 2015 schließt die Neue Nationalgalerie ihre Pforten und wird nach Plänen von David Chipperfield saniert. Der Berliner „Tagesspiegel“ zitiert den Briten mit den Worten, er freue sich auf seine Aufgabe wie ein Kfz-Mechaniker, dem man soeben einen Mercedes Baujahr 1965 zur Restaurierung in die Werkstatt gestellt habe. Der Vergleich ist durchaus treffend gewählt: Das technische Innenleben der Nationalgalerie soll auf den neuesten Stand gebracht werden, ohne ihr äußeres Erscheinungsbild zu verändern. Selbst die inneren Raumoberflächen – etwa die unscheinbare Rasterdecke im Untergeschoss – sollen gemäß dem Originalzustand wiederhergestellt werden. Die Wiedereröffnung wird voraussichtlich nicht vor 2019 stattfinden.
Im Untergeschoss der Neuen Nationalgalerie hängt ein Foto aus dem Jahr 1967, das die Neue Nationalgalerie im Bau zeigt. Schon ein Jahr vor der Fertigstellung wird hier die Entwurfsabsicht ablesbar, die hinter dem letzten großen Werk des deutschen Emigranten steckte: Das schwarze, 65 x 65 Meter messende Quadrat des Dachs hängt frei schwebend an acht hydraulischen Pressen, die es Stück für Stück binnen zehn Stunden in die endgültige Höhe hieven. Die schräg herabhängenden Kreuzstützen, die das Dach einmal stützen sollen, wirken auf der Abbildung wie zerbrechliche Zahnstocher. Schon auf dem Foto ist die Problematik zu erahnen, die in den kommenden viereinhalb Jahrzehnten die Kuratoren beschäftigen wird: Wie lässt sich der fließende und doch so düstere Innenraum unter dem Dach, der lediglich von zwei Installationskernen und zwei Abgängen ins Untergeschoss gegliedert wird, für die Präsentation von Kunstwerken nutzen?