27.06.2013

Nachwachsend und schimmelresistent: Dämmstoffe aus Rohrkolben

Ein neues, nachwachsendes Dämmmaterial macht von sich reden: Typha, oder deutsch: Rohrkolben. Bei ersten Sanierungen und Neubauten hat es seine Praxistauglichkeit schon unter Beweis gestellt.

Derzeit sind Dämmstoffe aus Rohrkolben ein Nischenprodukt.
Wie lange noch? Fotos: Naporo GmbH

Gute Ideen brauchen bisweilen etwas länger bis zur Marktreife. Im Falle von Dämmstoffen aus gehäckseltem Rohrkolben dauerte es über 20 Jahre von den ersten Experimenten bis zum markttauglichen Dämmstoff. Doch inzwischen hat das nachwachsende Dämmmaterial seine Praxistauglichkeit bereits in mehreren realisierten Gebäuden – Sanierungen ebenso wie Neubauten – unter Beweis gestellt. Rohrkolben (lateinisch Typha) vereint viele Eigenschaften in sich, die einen guten Dämmstoff ausmachen: eine geringe Wärmeleitfähigkeit, gute Brandschutz- und Schallschutzwerte und einen hohen sommerlichen Wärmeschutz. Außerdem ist Typha als Wasserpflanze resistent gegen Schimmelpilze und mit allen gängigen Werkzeugen leicht zuzuschneiden. 

Typha-Häcksel als Einblasdämmung, Foto: Naporo GmbH

Für eine breite Anwendung im Bauwesen ist auch die enorme Produktivität der Pflanze entscheidend: Typhabestände sind unempfindliche, natürliche Monoukulturen, die jedes Jahr 15 bis 20 Tonnen Trockenmasse pro Hektar hervobringen (ca. 150 bis 250 m³ Baustoff). Dies entspricht dem vier- bis fünffachen Wert dessen, was hiesige Nadelwälder liefern. Desweiteren, so behaupten Forscher, hätte der Typha-Anbau in Talböden Vorteile beim Kampf gegen Erosion, bei der Wasserretention (wichtig im Fall von Hochwasser, wie wir soeben wieder erlebt haben) und für die Biotopbildung.
Erstmals im Bauwesen verwendet wurden Rohrkolben vor drei Jahren bei der Sanierung eines Fachwerkhauses in Nürnberg. Verbaut wurden dabei magnesitgebundene Typha-Platten mit hoher Festigkeit und dynamischer Stabilität, die somit auch statische Aufgaben (etwa als aussteifendes Element) erfüllen kann.

Wohnhaus in Egglham: Südwestansicht; Entwurf: ARC Architekten Partnerschaft/Stefan Kohlmeier

In anderer Form – nämlich als Einblasdämmung – verwendeten ARC Architekten aus Bad Kohlgrub die Rohrkolben beim Neubau eines Hauses im oberbayerischen Egglham. Dämmstoffhersteller ist in diesem Fall die österreichische Naporo GmbH. Das zweigeschossige Haus besteht aus einem massiven Untergeschoss (einschaliges Mauerwerk mit Perlitefüllung) sowie einem Obergeschoss aus Holzrahmenelementen (U-Wert 0,10 W/m2K), in die der Dämmstoff eingeblasen wurde. Auch das Dach ist mit 30 Zentimetern Typha-Häckseln ausgeblasen und kommt so auf einen U-Wert  von 0,12 W/m2K. 

Wohnhaus in Egglham: Südwestansicht, Entwurf: ARC Architekten Partnerschaft/Stefan Kohlmeier

Neben Typha-Häckseln bietet Naporo auch Dämmstoffmatten aus dem gleichen Rohstoff an. Die Wärmeleitfähigkeit beider Dämmungen gibt der Hersteller mit 0,040 W/mK an und den Dampfdiffusionswert mit 4. Die spezifische Wärmekapazität beträgt mehr als 1500 J/kgK. Alle Typha-Dämmstoffe (Einblasdämmung und Platten) von Naporo entsprechen der Baustoffklasse B2 (schwer entflammbar) nach DIN 4102.
Weitere Informationen über Typha-Dämmstoffe
www.naporo.com
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