Raum im Raum
Museumsneubau Wisdome Stockholm unter Freiformdach
Visualisierung, © Elding Oscarson Architects
Der Wisdome Stockholm gehört zu den derzeit spektakulärsten Holzbauprojekte in Schweden. Der Entwurf von Elding Oscarson Architects und Florian Kosche für den Neubau des Technischen Museums war aus einem Architekturwettbewerb als Sieger hervorgegangen.
Der Wisdome Stockholm hat eine Fläche von 1325 m² und ein gewölbtes Freiform-Dach. Visualisierung, © Elding Oscarson Architects
Wisdome Stockholm versteht sich als interaktive Erlebnisarena und digitale Lernumgebung für die Wissenschaftskommunikation. Unter dem wellenförmigen Dach befindet sich ein Kuppeltheater mit einem 3D-Kino für 360-Grad-Projektionen mit 100 Sitzplätzen, der eigentliche Wisdome. Die Eröffnung ist für Anfang 2023 geplant.
Stützenfreie Dachgeometrie
Die Holzkonstruktion hat rund 1325 m² Fläche, ein freigeformtes Holzdach verbindet Innen- und Außenbereiche. Die Kuppel im Inneren ist 12 m hoch und hat einen Durchmesser von 22 m. Die stützenfreie Dachgeometrie überspannt eine Fläche von 25 m x 48 m. Ein Vordach auf drei Seiten des Gebäudes ergänzt das Dachtragwerk und führt die Krümmung der Dachfläche auf eine Ebene mit der Trauflinie. Basis der Freiform-Konstruktion ist ein Rastersystem aus Balken aus Furnierschichtholz (LVT, Laminated Veneer Lumber). Die Kuppelschale unter dem gewölbten Dach besteht aus Brettsperrholz (CLT, Cross Laminated Timber). Die Bauweise mit den beiden Holzwerkstoffen gehörte zu den Wettbewerbsvorhaben.
Das Main Roof besteht aus einer Freiform-Konstruktion, die eine Grundfläche von 25 x 48 m überspannt. Visualisierung,
© Elding Oscarson Architects
20 km LVL-Plattenstreifen
Zusammen mit SJB Kempter Fitze mit Hermann Blumer erarbeitete Blumer Lehmann das Tragwerkskonzept und detaillierte die komplexe Dachkonstruktion. Bei der Dachkonstruktion des Main Roofs entschieden sich die Holzbauingenieure für eine Gitterschalen-Konstruktion mit kreuzweise angeordneten LVL-Stäben. Dafür werden Trägern mit formschlüssigen Dübelverbindungen zu einem doppelt gekrümmten Gitterrost zusammengesetzt. Insgesamt werden hier 20 km LVL-Plattenstreifen verbaut. Getragen wird die unterschiedlich stark gewölbte Konstruktion am Rand von 24 massiven Stützen, die aus 60 x 80 cm und 60 x 60 cm großen blockverleimten LVL bestehen und biegesteif mit dem circa 1,20 m hohen Betonsockel verbunden werden.
© Blumer Lehmann
© Blumer Lehmann
Die Kuppelschale wurde nach der Detailplanung von Blumer Lehmann im schwedischen Werk von Stora Enso aus Brettschichtholz (CLT) vorproduziert und vor Ort unter einem Montagezelt
montiert. © Blumer Lehmann
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Um die horizontale Deformation des Dachtragwerks zu begrenzen, sind Spannstäbe in die Holzstützen integriert, auf die nach der Montage eine Vorspannkraft aufgebracht wird. Auf den Stützenköpfen ist ein massiver Randträger angeordnet, der die Konstruktion umlaufend auf allen Seiten umschließt. Auch der Dom im Inneren des Gebäudes wurde von Blumer Lehmann im Detail geplant. Stora Enso hat ihn in einem schwedischen Werk zu 100 % aus CLT produziert und vor Ort unter einem Montagezelt montiert.
1:1-Modellaufbau
Zwei Mock-ups lieferten die Informationen für den Bau und überzeugten letztlich auch die Bauherren. Jeweils drei Lagen aus LVL-Stäben in Quer-und zwei Lagen in Längsrichtung bilden das Gitterschalen-Dachtragwerk. Anders als bei Konstruktionen aus Brettschichtholz, die im Werk gebogen und gefräst als komplette Bauteile zur Baustelle geliefert werden, wurde beim Bau des Main Roofs nur die untere Plattenstreifen-Lage in der gewünschten Krümmung verklebt und als fertiges Bauteil geliefert. Diese Lage diente während des Montageprozesses als Lehrgerüst beziehungsweise als Hilfskonstruktion. Weitere vier Trägerlagen wurden erst bei der Montage auf der Baustelle gebogen und verbunden. Sämtliche Dübel und Zapfen sind aus dem gleichen LVL-Material gefräst. HK
Architektur: Elding Oscarson Architects, Stockholm
Bauherr: Tekniska Museet, Stockholm (SE)
Standort: Museivägen 7, 115 27 Stockholm (SE)
Tragwerksplanung: DIFK Florian Kosche, Oslo (NO)
Holzbauingenieure: SJB Kempter Fitze, Gossau (CH) mit Hermann Blumer
Parametrisches Design: Design-to-Production, Erlenbach/CH
Planung und Ausführung Free Form Holzbau: Blumer Lehmann, Gossau (CH)
Holzlieferant und Hauptpartner: Stora Enso (SE)