Zwei Museen in einer Bauskulptur
Mudac und Musée de l’Elysée in Lausanne
© Mathieu Gafsou
Plateforme 10 heißt das neue Museumsquartier, das in den letzten Jahren auf dem Gelände eines ehemaligen Lokschuppens am Hauptbahnhof von Lausanne entstanden ist. 2019 wurde hier nach Plänen von Barozzi Veiga das kantonale Kunstmuseum MCBA eingeweiht, im Juni soll nun ein zweiter Neubau von Aires Mateus und ihren Partnerarchitekten Itten + Brechbühl den Betrieb aufnehmen.
© Philippe Bréchet
„Ein Museum, zwei Museen“ lautete das vielsagende Entwurfsmotto, mit dem die Lissaboner Architekten 2015 den Architektenwettbewerb gewonnen haben. Ihre Aufgabe lautete, zwei Kultureinrichtungen mit sehr unterschiedlichen Anforderungen an Raumzuschnitte und Belichtung unter einem Dach zu vereinen: das Fotomuseum Elysée und das Museum für Design und angewandte Kunst Mudac.
Vorgefunden haben die Architekten eine städtebauliche Tabula rasa: Das Gelände war schon für den Bau der Lokschuppen aus dem steil ansteigenden natürlichen Terrain abgegraben worden, hohe Stützmauern halten heute die höher gelegenen Wohnviertel im Norden auf Distanz. Während das MCBA die Plateforme 10 gegen die Bahngleise im Süden abgrenzt, platzierten Aires Mateus einen zweiteiligen Neubau ans Westende des Areals.
© Mathieu Gafsou
Die Ausstellungssäle sind in einem kubischen Solitär aus Weißbeton mit 42 m Kantenlänge untergebracht, der sich zwei Ebenen in die Höhe und zwei in die Tiefe entwickelt. Die oberste Etage nimmt das Designmuseum mit seinem großen, ungeteilten Oberlichtsaal ein. Im ersten Untergeschoss öffnet sich das Fotomuseum zu drei ins Gelände eingegrabenen Innenhöfen und ganz zuunterst befinden sich die Depot- und Lagerräume für beide Museen.
© Mathieu Gafsou
© Mathieu Gafsou
Bindeglied und zugleich Trennfuge zwischen beiden Nutzern ist die gemeinsame Eingangshalle mit Café, Buchhandlung und Garderobe im Erdgeschoss. Ein umlaufender Lichtschlitz macht die Zweiteilung des Raumprogramms hier auch äußerlich erkennbar und erlaubt Ausblicke bis hinunter zum Genfer See. Decke und Boden geben der Eingangshalle mit ihren vielen Faltungen eine höhlenartige Topografie. Sie berühren sich nur an drei Stellen – den Kernen mit den Nebenräumen, die zugleich den gesamten, mehr als 1000 Tonnen schweren Oberbau tragen.
© Philippe Bréchet
Hinter der gefalteten Betondecke der Halle verbergen sich mächtige Stahlträger. Das Dach des oberen Ausstellungssaals bilden dagegen regelmäßig angeordnete Stahl-Sheds. Die nicht öffentlich zugänglichen Bereiche – Verwaltungsbüros, Restaurierungswerkstätten und ein weiterer Teil der Lagerräume – sind in einem Winkelbau untergebracht, der sich an die bestehende Geländestufe schmiegt und den Solitär im Westen und Norden L-förmig umfasst.
Mehr dazu in Detail 6.2022 und in unserer Datenbank Detail Inspiration.
Architektur: Aires Mateus e Asociados
Bauherr: Staat Waadt
Standort: Place de la Gare 17, 1003 Lausanne (CH)
Tragwerksplanung: Afaconsult, Ingphi
Landschaftsarchitektur: Atelier Grept
Fassadenplanung: BCS
TGA-Planung: SRG Engineering