Modern interpretiert: Der Kapellenhof in Wien
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Der Kapellenhof bietet insgesamt 450 Zwei- bis Dreizimmerwohnungen mit differenzierten Grundrissen für mehr als 1000 Bewohnerinnen und Bewohner. In den oberen der bis zu acht Geschosse bilden eingezogene Loggien wohnungsbezogene Freiräume, in den unteren vier Geschossen prägen Balkone das Bild. Die Vor¬gärten im Erdgeschoss sind um einen halben Meter über Terrain erhöht und sorgen so für eine private Atmosphäre.
Die südlichen Baukörper sind leicht abgewinkelt gegenüber dem Straßenverlauf. Dadurch entsteht im Eckbereich von Kapellenweg und Wulzendorferstraße ein Platz, an dem sich auch die nächste Bushaltestelle befindet. Erschlossen werden die Wohnungen über hofseitige Foyers und natürlich belichtete Treppenhäuser sowie Mittelgänge. Das ermöglicht die Ausrichtung aller Wohnungen nach Osten oder Westen. Die beiden nördlich und südlich gelegenen schmäleren Baukörper, deren Wohnungen sich allesamt nach Süden orientieren und über Laubengänge erschlossen sind, machen den Kapellenhof quasi zum Vierseithof – eine städtebauliche Anordnung, die Zugehörigkeit vermittelt, ohne dabei an Durchlässigkeit einzubüßen.
Die gemeinnützigen Bauherren erhoffen sich von diesem Projekt in der Donaustadt – dem Wiener Gemeindebezirk mit den meisten Wohnbauvorhaben der Stadt – die Programmatik des traditionsreichen Wiener Gemeindebaus ins 21. Jahrhundert zu führen: Der Hof bietet zahlreiche Nischen für unterschiedliche Nutzungen. Für jeden Erschließungskern gibt es einen Waschsalon und einen Gemeinschaftsraum mit vorgelagerter Terrasse. Über deren Nutzung sollen die Bewohnerinnen und Bewohner partizipativ entscheiden können. Im Süden des Wohnquartiers ist ein Geschäftslokal im Erdgeschoss angesiedelt, das die soziale Integration in die Nachbarschaft, die bisher überwiegend aus Einfamilienhäusern besteht, fördern soll. Der durchgrünte, großzügige Innenhof spielt mit der Topografie und schafft dadurch Rückzugsräume mit privatem Charakter ebenso wie offene Spiel- und Begegnungsflächen.