Mit Mut zum Risiko: Wadham College von AL_A in Oxford
Wer für die Universität Oxford baut, bekommt es fast unweigerlich mit zwei Dingen zu tun: großzügigen Baubudgets und einer überbordenden Fülle historischer Bausubstanz, die jeden Anflug moderner Gestaltung zum Wagnis werden lässt. Gemessen daran, hat Amanda Levetes Büro AL_A die Aufgabe bei seinem zweiteiligen Neubau für das Wadham College mit großer Souveränität gelöst. Das 1610 gegründete College, zu dessen bedeutendsten Alumni Sir Christopher Wren gehört, liegt etwas abseits am Nordrand der Innenstadt. Wie alle historischen Colleges setzt es sich aus großen, von mehrgeschossigen Sandsteinbauten gerahmten Innenhöfen oder Quadrangles zusammen.
Einer dieser Gebäudeflügel, das Goddard Building aus den 1950er-Jahren, musste dem Neubau von AL_A weichen. Die Architekten griffen jedoch seine L-Form auf und integrierten auch sein Untergeschoss in ihren Entwurf. Die beiden neuen, durch einen schmalen Glastrakt verbundenen Gebäudeflügel enthalten zwei unterschiedliche Nutzungen: In Verlängerung der College-Bibliothek entstand das William-Doo-Untergraduiertenzentrum mit Gemeinschaftsräumen, Café und Arbeitsräumen. Eine breite Sandsteintreppe führt vom begrünten Back Quad zu seinem Haupteingang hinauf.
Der größere der beiden Gebäudeflügel, das Dr. Lee Shau Kee Building, trennt diesen Innenhof vom dahinter liegenden Webb Quad und hat seinen Haupteingang eine Etage tiefer. Wie sein Pendant ist auch dieser Gebäudeteil nach seinem Stifter, einem Geschäftsmann aus Hong Kong, benannt. Er dient vor allem als Gästehaus für Sommerkurse sowie als Anlaufstelle für Studienaspiranten, die am College Schnuppervorlesungen belegen und sich über das Curriculum informieren können. Dementsprechend umfasst das Raumprogramm des Access Centre einen Seminar- und einen Musikraum im Erdgeschoss sowie 20 Zimmer für Studierende in den beiden oberen Etagen.
Äußerlich verraten nur Details, welche Nutzungen sich hinter den Gebäudeinneren verbergen: In den gemeinschaftlich genutzten Bereichen sitzen die Fenster außen bündig in der Fassade, im Übernachtungstrakt sind sie dagegen zurückgesetzt. Auch die geschlossenen Fassadenflächen bestehen aus Glas in einem mehrschichtigen Aufbau: Den äußeren Abschluss bildet Verbundsicherheitsglas mit siebbedruckter Frontscheibe und farbigen Folienzwischenlagen. Dahinter folgt mit einigem Abstand ein reflektierendes Aluminiumblech. In der Summe ergibt dies ein leicht champagnerfarbenes Fassadenpaneel mit Struktur und Tiefenwirkung, das gut zu den Licht- und Schatteneffekten der Bäume ringsum passt. Als oberen Fassadenabschluss ließen die Architekten eine um 45 Grad geneigte Aluminiumverkleidung montieren. Dahinter verbirgt sich eine weitere konstruktive Überraschung: Eine Stahlskelettstruktur trägt die beiden Gebäude. Die darin eingehängten Geschossdecken sowie das Dach bestehen aus weiß gestrichenen Brettsperrholztafeln.
Weitere Informationen:
Landschaftsarchitektur: Churchman Thornhill Finch
Fassadenplanung: Eckersley O‘Callaghan
Bauunternehmen: Beard Construction
Projektsteuerung: Bidwells