Metamorphose der Pyramide in Tirana von MVRDV

Zusammen mit dem ortsansässigen Büro IRI Architecture verwandelte MVRDV die Pyramide von Tirana in einen demokratischen, einladenden Ort für die Bevölkerung der albanischen Hauptstadt. Das Monument der kommunistischen Diktatur, das mit dem Ende des Regimes 1991 seine Bestimmung verlor, diente zeitweise als Radiostation, Nachtclub, Konferenzzentrum und während des Kosovokriegs als Nato-Stützpunkt.  

Gemeinnützige Bildungseinrichtung

2017 beschloss die Regierung unter Ministerpräsident Edi Rama das 12 000 m² große Areal, das nur wenige 100 m vom zentralen Skanderbeg-Platz und dem Vergnügungsviertel Blloku entfernt ist, in ein Kultur- und Bildungszentrum umzugestalten. Die albanisch-amerikanische Entwicklungsstiftung AADF und die Stadtverwaltung von Tirana unterstützten das Projekt finanziell. 

Transformation eines Brutalismus-Denkmals

Die Planenden entkleideten den brutalistischen Bau bis auf die Betonstruktur und öffneten ihn wie eine Landschaftsskulptur zu seiner begrünten Umgebung. Bei Regen verschließen horizontale Glasklappen zwischen den Betonrippen das Gebäude. An den schrägen Außenwänden führen Stufen hinauf zu einer Aussichtsplattform, die alternativ auch mit dem Aufzug erreicht werden kann. Zur Erinnerung an unerlaubte Rutschpartien über die marmorbelegten Schrägen vor den Umbauarbeiten, blieb eine Außenwand stufenlos. Jetzt mit Seitenwänden gesichert, lädt sie weiterhin ein auf ihr hinunterzugleiten.

Buntes Raumprogramm

Das Raumprogramm bringt MVRDV in 48 bunten Kuben unter. Wie Bauklötze in einem Kinderzimmer sind sie spielerisch in, auf und um die Struktur verstreut und leuchten in bunten RAL-Tönen, die in ihrer Leuchtkraft gestaffelt sind: In der Pyramide haben die Boxen kräftigere Farben. Sind sie weiter vom Zentrum der Pyramide entfernt, werden sie blasser. Etwa die Hälfte der Fläche nutzt die gemeinnützige Bildungseinrichtung Tumo. Die Organisation bietet 12- bis 18-Jährigen eine kostenlose Ausbildung in neuen medialen Techniken an. Die andere Hälfte der Fläche ist mit Cafés, Restaurants, Start-up-Büros und Atelierräumen der Öffentlichkeit gewidmet.

Die Boxen in und an der Pyramide haben kräftigere Farben, die weiter entfernt stehenden Kuben sind in Pastelltönen gehalten. © MVRDV, Foto: Ossip van Duivenbode

Ende der 1980er-Jahre entwarf die Tochter des kommunistischen Diktators Enver Hoxha das prachtvolle Museum zu Ehren des Staatsoberhaupts im Zentrum von Tirana. Das brutalistische Gebäude aus Beton, das mit weißen Marmorplatten verkleidet und mit einem roten Oberlicht in Form eines Sterns gekrönt war, war das teuerste Gebäude, das die sozialistische Volksrepublik Albanien jemals realisierte.

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