Mensch und Tier im Zentrum: Pferdegestüt von Joly & Loiret
Foto: Schnepp Renou
Das Architekturbüro Joly & Loiret stellte sich der Herausforderung, einem alten Postgebäude am Rande der Gemeinde Samer in Nordfrankreich neues Leben einzuhauchen. Die Umnutzung in ein Gestüt folgte dabei dem Grundsatz des Büros: „Eine Architektur entwickeln, die auf der Beobachtung des Kontextes beruht und sowohl umweltgerecht als auch kulturell relevant ist.“ Die sanierte und erweiterte „Maison du cheval Boulonnais“, ist einfach und rustikal und verwendet traditionelle Volumina, Materialien und Konstruktionssysteme in zeitgenössischem Vokabular.
Das im 19. Jahrhundert errichtete Posthaus im Norden Frankreichs bildet den Ausgangspunkt für die Planung des Gestüts. Auf Grundlage der vorgefundenen Typologie des Vierseitenhofes mit offenen Ecken gelingt es den Planern den Charme des Backstein-Ensembles wiederherzustellen und gleichermaßen die Identität des Standorts zu bewahren. Unter der ressourcenschonenden Verwendung lokaler Materialien wie Stein, Holz und Ziegel wurde der Bestand saniert und um weitere Gebäudekörper ergänzt. Das Gefüge bietet von nun an Raum für die Erhaltung der Rasse des Boulonnais-Pferdes, sowie ein touristisches Angebot zur Stärkung der ländlichen Gemeinde.
Im Inneren des Vierseitenhofes finden verschiedene öffentliche und berufliche Nutzungen nebeneinander Platz. Der nördliche Gebäudekörper bildet das Schaufenster zur Öffentlichkeit und beinhaltet alle öffentlichen Nutzungen, wie ein Restaurant und den Empfang. Die im Süden und Osten angeordneten Bauten dienen der Pferdezucht. Sie beherbergen die Pferdeboxen, einen Ultraschallraum und eine Reithalle. Der parallel zur Avenue Henry Mory verlaufende Komplex teilt sich im Erdgeschoss in einen Unterrichtsraum und Werkstätten auf. Hier erhalten Besucher die Möglichkeit, Einblicke in das Handwerk, das hinter der Pferdezucht steht, zu erlangen. Im Obergeschoss findet der Wohnbereich seinen Platz und bietet den Bewohnern einen Rückzugsort. Inmitten dieser quadratisch angeordneten Einheit findet sich der Innenhof, der durch die Zentralität und unscharfe Grenze zwischen Innen- und Außenraum das Leben in der Einrichtung in den Mittelpunkt rückt. Als Ort für die Begegnung zwischen Mensch und Tier bildet er den Kern des Projekts.
Weitere Informationen:
TGA-Planung: AI Environnement
Bauingenieure: Urbatec
Baugutachten: Pastier