05.04.2010 Marion Dondelinger

Materialien im Bad: Hightech trifft Tradition

Kühl geflieste Funktionalität im Bad, das war gestern. Seitdem das Bad Wohlfühlzone, Wohnraum und Regenerationsbereich in einem ist, finden sich hier plötzlich viele Materialien, die früher lediglich anderen Räumen und Funktionen vorbehalten waren.

Doch nicht nur die neue Rolle des Bades, auch neue Technologien tragen dazu bei, dem Badezimmer ein neues Gesicht zu verleihen. Möglich ist – fast – alles: Waschtische aus Beton, Wände aus Lehm, organische Einbauten aus Corian, softe Wannen, die sich dem badenden Körper anpassen, Armaturen aus Kupfer, auf denen sich durch die Patina der Lauf des Wassers abzeichnet. Das Zusammenspiel verschiedener Materialien ist genauso entscheidend für die Atmosphäre im Bad wie die Wahl der Farben, Formen und Beleuchtung. Zwei eigentlich gegenläufige Trends treffen bei den neuen Materialien im Bad aufeinander: Ein Besinnen auf das Ursprüngliche und ein Streben nach dem technisch Machbaren.

Ohne Zweifel steht Zaha Hadid für den letzteren. Zudem zeigt ihre Gestaltung des ersten Geschosses des Madrider Hotels Puerta America, dass das das Bad in punkto Materialität keine Sonderrolle mehr spielen muss; Hadids Etage erinnert an eine futuristische Landschaft. Wände, Fußböden und Decken fließen ineinander. Wie auch die Betten wachsen in den Bädern die Badewannen, Waschtische und Ablagen aus den Wänden. Sogar die Handtuchhalter und Abfallbehälter passen sich in das Gesamtkonzept ein.

Foto: Zaha Hadid Architects

Foto: valcucine

Die gesamte „Landschaft“ wirkt wie aus einem Stück gegossen. Sie wurden aus LG-Hi-Macs gefertigt, einem Corian-ähnlichen Werkstoff, der normalerweise für Küchenarbeitsplatten verwendet wird. Das Material besteht zu zwei Dritteln aus einer mineralischen Komponente und zu einem Drittel aus Acrylharz und erfüllt die Anforderungen der Brandwiderstandsklasse B1. In vorgefertigten Elementen wurde das thermisch verformbare, synthetische Material auf eine MDF-Unterkonstruktion montiert und sandgestrahlt, um die Verbindungsnähte unkenntlich zu machen.

Foto: Zaha Hadid Architects

Zeichnung: Zaha Hadid Architects

Die gesamte „Landschaft“ wirkt wie aus einem Stück gegossen. Sie wurden aus LG-Hi-Macs gefertigt, einem Corian-ähnlichen Werkstoff, der normalerweise für Küchenarbeitsplatten verwendet wird. Das Material besteht zu zwei Dritteln aus einer mineralischen Komponente und zu einem Drittel aus Acrylharz und erfüllt die Anforderungen der Brandwiderstandsklasse B1. In vorgefertigten Elementen wurde das thermisch verformbare, synthetische Material auf eine MDF-Unterkonstruktion montiert und sandgestrahlt, um die Verbindungsnähte unkenntlich zu machen.
Die Bäder auf den anderen Etagen des Hotels sind selbstverständlich ebenso eine Übernachtung wert. Neben Hadid waren 18 weitere bekannte Architekten und Designer eingeladen, jeweils ein gesamtes Geschoss zu gestalten. So konzentriert wie sonst fast nirgends findet sich hier eine unglaubliche Bandbreite an unterschiedlichen Stilen, Farben, Formen und Materialien. Mit dabei waren unter anderem Jean Nouvel, David Chipperfield, Arata Isozaki, Sir Norman Foster und Plasma Studio.

Auch bei den Projekten des japanischen Architekten Kengo Kuma tritt immer wieder dessen Experimentierfreude mit Materialien zum Vorschein, wenn auch auf ganz andere Weise als bei Hadid. Obanazawa im Norden Honshus, der Hauptinsel Japans, ist ein Ort, dessen heiße Quellen berühmt sind. Hier erneuerte Kuma das 100 Jahre alte Ginzan Onsen Fujiya Hotel, das sich mit vielen weiteren traditionellen Hotels und Gästehäusern entlang des Ginzan Flusses reiht. Um dieses Nebeneinander nicht zu stören verzichtete Kuma bei der Renovierung auf eine Änderung des Maßstabs oder Baukörpers. Bei dem Umbau wurden jedoch große Teile des bestehenden Gebäudes abgerissen und wiederaufgebaut, wobei Kuma viele der alten Materialien benutzte, die er behutsam mit Neuem kombinierte.

Foto: Kengo Kuma

Wie um die Bedeutung der heißen Quellen des Ortes zu unterstreichen, sind die gemeinschaftlichen Badbereiche des Hotels besonders sorgfältig ausgestattet. Als Wand- und Deckenverkleidung kommen geschlitzte Bambus-Paneele zum Einsatz. In Kombination mit dem verwendeten Hiba-Holz und den sorgsam angeordneten Ausblicken tragen sie zu der besonderen, ruhigen und entspannten Atmosphäre bei.

Foto: Kengo Kuma

Der Augsburger Architekt Titus Bernhard ist ein weiterer Virtuose im Umgang mit Materialien, auch wenn die Ausstattung des Bades des von ihm entworfenen Haus K am Tegernsee auf den ersten Blick recht unaufgeregt daherkommt. Und doch entfaltet das Zusammenspiel aus hellem Travertin, Holz, weißer Sanitärkeramik sowie einer sparsamen und sorgfältigen Detaillierung unmittelbar seinen besonderen, nahezu archaisch anmutenden Reiz. Der Seeblick aus dem Bad ist zwar kein Verdienst des Architekten – wohl aber das lang gestreckte, über der Badewanne platzierte Fenster, das ihn gekonnt in Szene setzt.

Foto: Titus Bernhard Architekten

Zeichnung: Titus Bernhard Architekten

Foto: Christian Richters, Münster

Objekt: Erste Etage, Hotel Puerta America, Avenida de América, 41, Madrid 28002 (E)
Architektin: Zaha Hadid Architects, London

Zur Website von Zaha Hadid
 
Objekt: Ginzan Onsen Fujiya Hotel, Obanazawa (JP)
Architekt: Kengo Kuma, Tokio
Zur Website von Kengo Kuma & Associates Objekt: Haus K, St. Quirin am Tegernsee
Armaturen Bad: Vola
Badewanne: Duscholux Portofino
Waschtische Bad: Duravit Vero
Architekt: Titus Bernhard Architekten, Augsburg

Zur Website von Titus Bernhard Architekten
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