Jeans als Dämmung
Marga Klompé Building in Tilburg von Powerhouse Company
Holz und grauer Naturstein ergeben an den Fassaden des Marga Klompé Building eine ungewöhnliche Materialkombination. © Sebastian van Damme
Ein großer Hörsaal, 13 Seminarräume, dazu Selbstlernbereiche für rund 1000 Studierende – dieses Raumprogramm hat das Architekturbüro Powerhouse Company auf dem Universitätscampus am Stadtrand von Tilburg in einen kompakten Kubus verpackt. 33 x 33 m Grundfläche, vier Geschosse – das sind die quantitativen Eckdaten des Marga Klompé Building. Benannt ist es nach der ersten Frau, die in den Niederlanden ein Ministeramt bekleidete.
Der große Hörsaal im Erdgeschoss nimmt etwa die Hälfte der 33 x 33 m großen Grundfläche ein. © Sebastian van Damme
Innen Holz, außen Natursteinplatten
Die Universität Tilburg hat sich hohe Nachhaltigkeitsziele gesteckt. Zugleich nennt sie einen Campus mit vielen Bauten der Nachkriegsmoderne ihr Eigen. Für die Architekten war dies der Anlass, das Gebäude aus Holz zu errichten und in eine lebhaft gemaserte Fassade aus portugiesischem Naturstein zu hüllen.
Auf diese Weise sollte das Marga Klompé Building eine harmonische Beziehung mit dem benachbarten Cobbenhagen Gebouw des Architekten Jos Bedaux eingehen. Das Gebäude vom Anfang der 1960er-Jahre ist mit seiner Muschelkalkfassade bis heute stilprägend für den Campus. Sein Name hat nichts mit der dänischen Hauptstadt zu tun, sondern verweist vielmehr auf einen der größten Sponsoren der Universität in der Nachkriegszeit.
Über das Atrium fällt Tageslicht ins Haus und die Luftzirkulation wird unterstützt. © Sebastian van Damme
Rippendecken für weite Spannweiten
Eine Herausforderung für die Holzbauingenieure waren vor allem die großen Deckenspannweiten über den Räumen. Der große Hörsaal im Erdgeschoss reicht über die ganze Gebäudebreite und auch in den Seminarräumen sind Spannweiten über 9 m die Regel. Die Decken sind größtenteils Rippenkonstruktionen aus Brettsperrholz mit relativ weiten Rippenabständen. Hierdurch wurden dickere und damit schwerere Decken erforderlich, was sich wiederum positiv auf den Schallschutz auswirkte.
Holzrippendecken überspannen die teils großen Spannweiten zwischen den Wänden. © Sebastian van Damme
Der Naturstein für die Fassaden stammt aus Portugal. © Sebastian van Damme
Recycelte Jeans als Dämmstoff
Den Zwischenraum zwischen den Rippen nutzte das Planungsteam für die Leitungsführung und verkleidete den Deckenhohlraum mit Holzlamellen. Auch im Verborgenen setzt sich das Nachhaltigkeitskonzept fort: Die Fassaden sind teils mit recyceltem Jeansstoff gedämmt, Wärme liefert eine Grundwasser-Wärmepumpenanlage. Im Sommer lässt sich das Gebäude mithilfe des Grundwassers auch kühlen. Strom für den Wärmepumpenbetrieb liefert eine große Photovoltaikanlage auf dem Gebäudedach. Für die Luftzirkulation im Haus machte sich das Planungsteam das große Atrium behilflich, sodass die nötigen Leitungslängen für die Lüftungsanlage deutlich sanken.
Architektur: Powerhouse Company
Bauherr: Universität Tilburg
Standort: Warandelaan 2, 5037 AB Tilburg (NL)
Bauunternehmen: BREED Integrated Design
Landschaftsarchitektur: Studio REDD
TGA-Planung, Bauphysik: Royal Haskoning DHV
Städtebau: Studio Hartzema