Energetische Erscheinung
Manchesters Tower of Light und Wall of Energy
© David Valinsky Photography
Kraftwerke sind seit der Industriellen Revolution Monumente des Fortschritts. Das bewiesen die zum Kulturtempel umgebaute Bankside Power Station in London oder der große Coup von BIG in Kopenhagen mit ihrem Skikraftwerk, dem Copehill Power Plant. Nun wird eine neue Generation CO2-armer Kraftwerke neben Windkraftanlagen und Solarparks Zeichen der Energiewende. In Manchester zelebrieren die Architekten Tonkin Liu eine reiche, ornamentale High-Tech-Architektur.
© Matthew Burnett
Schöner Schornstein
Der knapp 40 m hohe Tower of Light unmittelbar neben Manchesters Hauptbahnhof bildet den Schornstein des neuen Energiezentrums, einem Low-Carbon Energy Centre. Seine Struktur, ein minimalistisches Gefüge gerade einmal 6 bzw. 8 mm starker, lasergeschnittener Flachstahlbleche, ist die bislang größte Shell Lace Structur.
Das modulare, mehrfach gekrümmte und daher äußerst stabile Gefüge entstand in Zusammenarbeit mit Arup: funktionale Ornamentik, die sich von der Natur inspirieren ließ. Vorbilder waren sowohl Cholla-Kakteen wie der Glasschwamm „Venus Flower Basket“, dessen zylindrische Form aus Siliziumdioxid-Strängen durch diagonale Verstrebungen stabilisiert wird.
© Tonkin Liu
Prägnante Präzision
Die vorgefertigten Elemente werden wurden auf eine zentrale Struktur aus je 4 m hohen Trommelmodulen aufgebracht, für wiederum der Bambus Pate stand: leicht und fexibel. Bei der Fertigung setzten Tonkin Liu auf lokale Firmen wie Shawton Engineering. Die 1373 glasierten Keramikfliesen der korrespondierenden Wall of Energy wiederum wurden von Darwen Terracotta hergestellt. Ihre Shell Lace Structure (Muschelspitzenstruktur) verwenden Tonkin Liu seit 2009, als sie die Geometrie von Muschelschalen erstmals untersuchten und seither zu unterschiedlichen Strukturen digital weiterentwickelten. Dabei nutzen sie die Stabilität gefalteter Plattenstrukturen, um ebenso leichte wie widerstandsfähige Module zu entwickeln, die organischen Formen ähneln. Ihre bisherigen Erkenntnisse zur biomimetischen Formgebung bündelte 2014 die RIBA-Ausstellung „The Evolution of Shell Lace Structure“.
© David Valinsky Photography
© David Valinsky Photography
Fließende Formen
Die 63 m lange und bis zu 6 m hohe Wall of Energy verkleidet das neue Energiezentrum. Sie verwendet insgesamt 31 verschiedene Keramikfliesen, die den Fluss der Energie sichtbar machen sollen.
© David Valinsky Photography
Energiesparende Einstellung
Passend zur Natur des Low-Carbon Energy Centre versucht die Skulptur mit möglichst wenig künstlicher Beleuchtung auszukommen. Tagsüber sorgen polierte Reflektoren im Inneren des Turms für Lichtreflexe, nachts flammen LED-Leuchten im Abstand von 15 Minuten auf.
Architektur: Tonkin Liu
Bauherr: Manchester City Council and Vital Energi
Standort: Manchester (GB)
Tragwerksplanung: Arup
Hersteller: Darwen Terracotta, Shawton Engineering Limited, Tryka UK
Lichtplanung: SEAM Design
Fassadenplanung: Axis Envelope Solutions
Planungsberater: Turley