02.11.2009

"Make It Right House" in New Orleans

Leuchtend magentafarbene Zelte, entworfen von Graft aus Berlin, haben Brad Pitts Hilfsprojekt „Make It Right“ für den Wiederaufbau von New Orleans hierzulande bekannt gemacht. Unlängst stellte die Organisation weitere 14 Entwürfe für Doppelhäuser– darunter ein Projekt von Pugh & Scarpa, das Nachhaltigkeit mit Lokalolorit und sozialem Anspruch verbindet.
Nachhaltigkeit hat zunächst wenig mit Symbolen wie Windrädern und Solaranlagen zu tun. Zwar kommen auch die bei den Neubauten für den „Lower Ninth Ward“ in New Orleans zum Zuge, die Brad Pitts Organisation „Make It Right“ entwickelt und mit Spendengeldern finanziert. mit dem Wiederaufbau wollen Pitt und seine Mitarbeiter vor allem eines: Heimat schaffen für einen Teil der armen Bevölkerung in der Stadt, die bislang entweder in andere Städte umgesiedelt wurden, in ebenso überfüllten wie überteuerten Mietwohnungen leben oder schlicht auf der Straße. Noch Mitte 2008 zählte das Forschungsinstitut PolicyLink im Großraum New Orleans über 12.000 Obdachlose , darunter sollen nach Angaben der örtlichen Schulbehörde rund 1.600 Kinder sein. „Alle Notunterkünfte sind voll ausgelastet. Die Medien tun so, als ob New Orleans quasi schon wiederaufgebaut sei, aber das Gegenteil ist der Fall“, berichtet die dort für obdachlose Kinder zuständige Mitarbeiterin. Das 10,3 Milliarden Dollar schwere staatliche „Road Homes Program“ reicht nach einem Bericht der Zeitschrift „The American Prospect“ bei weitem nicht aus, um den Wiederaufbau zu finanzieren. Bis Mitte 2008 hätten 121.000 Hausbesitzer durchschnittlich je 63.000 Dollar an Hilfsgeldern erhalten. Rund 100.000 Dollar sind jedoch im Durchschnitt für den Wiederaufbau eines Wohnhauses notwendig, so die Zeitschrift. Mit solchen Summen kann „Make It Right“ natürlich nicht aufwarten: Ende 2008 wurde die Fertigstellung des ersten Wohnhauses gefeiert, insgesamt will Brad Pitts Organisation für 150 Familien neuen Wohnraum schaffen. Nachdem zunächst ausschließich Einfamilienhäuser geplant und gebaut wurden, bat die Organisation nun 14 namhafte Architekten um Entwürfe für Doppelhäuser – einen in New Orleans vor „Katrina“ durchaus verbreiteten Gebäudetypus. Die Pläne für die Neubauten stammen unter anderem von Graft, Hitoshi Abe, Gehry Partners, MVRDV, William Donough + Partners und den Kaliforniern Pugh + Scarpa. Letzere entwarfen einen zweigeschossigen Baukörper, der den traditionellen Satteldachtypus so variiert, dass die Verschattung maximiert wird und Räume für das Wohnen im Freien entstehen. Die Fassadenverkleidung aus teils gelochten Faserzementpaneelen dient als Wetterschutz und Schattenspender gleichermaßen. Sie wird im Süden wie ein Vorhang mit Abstand vor die eigentliche Fassade montiert. Hier wie auf der Giebelseite im Osten verschatten große Dachüberstände das Gebäude. Das markanteste Element des Gebäudes ist jedoch die Veranda an der Ostseite des Hauses: Sie vermittelt mit mehreren Treppen- und Sitzstufen zwischen dem (als Überflutungsschutz) erhöhten Erdgeschoss und dem Straßenniveau. Ganz vorn, an der Schnittstelle zwischen privatem und öffentlichen Bereich, mündet sie in eine offene Kochstelle, die von den Bewohnern und ihren Nachbarn für Barbecues genutzt werden kann. Der von ihr ausgehende, markante Kamin durchstößt das Dach und dient gleichzeitig für die Befestigung einer Fluchtleiter, mit der die Bewohner im Fall einer neuen Überschwemmung auf die rettende Dachfläche gelangen sollen.

Offenheit prägt das Haus auch im Inneren: Die beiden Wohneinheiten sind durch eine Doppeltür miteinander verbunden, die spontane Besuche zwischen den beiden Eigentümerparteien möglich macht. Teils zweigeschossige Wohnräume mit hoch liegenden Fenstern unterstützen die Luftzirkulation und damit die nächtliche Kühlung durch Querlüftung. Photovoltaikelemente und thermische Solarkollektoren auf dem Dach sollen zur Energieversorgung beitragen. Pugh + Scarpa Architects rechnen damit, dass sie rund 50% der im Gebäude verbrauchten Energie liefern werden. Prinzipiell, so die Architekten, können die Hausbewohner so viele Solarpaneele auf dem Dach installieren, wie sie möchten. Eine 100%ige solare Deckung des Energiebedarfs sei im feuchtheißen Klima der amerikanischen Südstaaten jedoch kaum zu realisieren, da es dort fast unmöglich sei, ein Wohnhaus ohne Klimaanlage zu verkaufen.
Zeichen des Wiederaufbaus: ?Make It Right House? in New Orleans
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