24.07.2023 Jakob Schoof

Living Places Copenhagen von Effekt Architects

Living Places Copenhagen, © Adam Mørk

Im Rahmen des Architektur-Hauptstadtjahrs in Kopenhagen präsentieren Effekt Architects und Velux, wie die Wohnbauten der Zukunft mit geringem CO2-Fußabdruck aussehen könnten.

Sieben Gebäude auf einer Holzplattform umfasst das temporäre Bauprojekt. © Jakob Schoof

In vielen Ländern wird noch diskutiert, ob und wie die graue Energie von Gebäuden gesetzlich begrenzt werden soll. Derweil macht Dänemark Nägel mit Köpfen: Genau 12 kg CO2 pro Quadratmeter und Jahr – bezogen auf einen 50-jährigen Lebenszyklus – darf die Klimabilanz von Neubauten ab 2023 noch betragen. Ab 2024 reduziert sich das Limit dann um 1,5 kg pro Jahr. Mit berücksichtigt sind dabei die Herstellung der Baumaterialien, der Gebäudebetrieb und die Entsorgung.

Nachhaltiges Wohnen

Wie sich heute schon Werte unter 4 kg CO2/(m²a) erreichen lassen, demonstriert seit einigen Wochen das Projekt Living Places Copenhagen im Stadtentwicklungsgebiet Jernbanebyen im Süden der dänischen Hauptstadt. Entworfen hat die prototypische Mini-Siedlung das Büro Effekt Architects zusammen mit den Ingenieuren Artelia Engineers. Finanziert wurde es vom Dachfensterhersteller Velux; den Anlass dazu gaben der diesjährige UIA-Weltkongress und die Ernennung Kopenhagens zur Welthauptstadt der Architektur 2023.

Neben fünf offenen Pavillons finden sich zwei Einfamilienhäuser. © Adam Mørk

Zwei Drittel weniger CO2-Emissionen

Nicht weniger als sieben Gebäude auf einer Holzplattform umfasst das temporäre Bauprojekt auf einem ehemaligen Bahngelände. Fünf davon sind offene Pavillons  oder enthalten Lagerräume, bei zweien jedoch handelt es sich um voll ausgestattete Einfamilienhäuser in Holzbauweise. Dabei kamen unterschiedliche Konstruktionen zum Einsatz – einmal massiv auf Basis von Brettsperrholz und einmal als leichtere Holzrahmenkonstruktion. Ein gesundes Innenraumklima und ein möglichst geringer CO2-Fußabdruck waren die wichtigsten Entwurfsziele.

© Adam Mørk
© Adam Mørk

Detailliert haben die Architekten aufgelistet, was zu den Treibhausgaseinsparungen führte: Die Häuser stehen auf wiederverwendbaren Schraubfundamenten, haben Bodenplatten aus Holz, Außenwände in Holzrahmenbauweise mit Zellulosedämmung und unbehandelter Fassadenschalung. Auch die Innenwände sind in Holzständerbauweise errichtet. Auf eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung wurde hingegen verzichtet. Als Ergebnis steht eine Bilanz von 3,8 bis 3,9 kg CO2 pro Quadratmeter und Jahr – das sind knapp zwei Drittel weniger als bei einem dänisches Durchschnitts-Einfamilienhaus mit 11,1 kg CO2/(m²a).

Blick in den Innenraum der Einfamilienhäuser, © Jakob Schoof

Nicht nur für den Neubau geeignet

Es bleibt die Feststellung, dass die Living Places Copenhagen eben doch Einfamilienhäuser sind – mit allen ökologischen Nachteilen, die dies mit sich bringt. Die Architekten betonen indes, dass sich das Konzept auch zur Aufstockung von Bestandsgebäuden eignet oder – unterfüttert mit ein oder mehreren weiteren Wohngeschossen – als Dachabschluss für neue Mehrfamilienhäuser. Zwei der drei Etagen der Häuser sind de facto Dachgeschosse – auch um die Produkte des Sponsors hier adäquat zur Geltung kommen zu lassen. Um hier zusätzlichen Platz zu schaffen, entwarfen die Architekten keine spitzen Giebel, sondern ersetzten den First durch einen Streifen Flachdach mit integrierten Oberlichtern.

© Adam Mørk
© Jakob Schoof

Weitere Nutzung unklar

Mindestens bis Mitte Oktober sollen die Living Places Copenhagen in Jernbanebyen gezeigt werden. Ihr weiteres Schicksal ist derzeit noch unklar. Sicher ist indes: Zum Wegwerfen sind die Gebäude eindeutig zu schade und für einen Leerstand ebenso. Am besten wäre es wohl, sie Familien zum Probewohnen zur Verfügung zu stellen und das Konzept dabei einem Realitätscheck zu unterziehen. Oder sie als Botschafter für nachhaltiges Bauen auch in anderen europäischen Metropolen der Öffentlichkeit zu präsentieren – dann hoffentlich an zentraleren, besser zu erreichenden Standorten als jetzt in Kopenhagen.


Architekten: Effekt Architects
Bauherr: Velux
Standort: Otto Busses Vej 27, 2450 København (DK)


Ingenieure: Artelia Engineers
Bauunternehmen: Enemærke & Petersen
Grundstückseigentümer: DSB
Ausstellungsdauer: Bis 15. Oktober 2023
Weitere Informationen: acp-palazzofranchetti.com

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