21.07.2010

Lernort für die Zukunft

(Fast) ganz Deutschland klagt über den Nachwuchsmangel in den Naturwissenschaften. Die Dänen tun etwas dagegen: Im jütländischen Bjerringbro wurde unlängst das „Haus der Naturwissenschaften“ eingeweiht. Es soll der Jugend nicht nur die Wissenschaften nahe bringen, sondern auch vermitteln, wie Gebäude energieeffizient betrieben werden können.
„Ich lehre meine Schüler nie etwas; ich versuche lediglich, ihnen Bedingungen zu schaffen, in denen sie etwas lernen können“. Dieser Ausspruch, der vom wohl bedeutendsten Naturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts, Albert Einstein, überliefert ist, beschreibt das Konzept des „Naturvidenskabens Hus“ in Bjerringbro nördlich von Arhus recht treffend: Das Haus soll als regionales und nationales „Lernlaboratorium“ für die Naturwissenschaften fungieren, in dem vor allem neue Lehrformen in den naturwissenschaftlichen Fächern erprobt werden.

Foto: NORD Architects/Adam Mørk

Der Entwurf für das zylindrische Gebäude stammt von dem jungen Kopenhagener Büro NORD. Sie vergleichen den auf einem Hanggrundstück am Nordrand von Bjerringbro gelegenen Baukörper mit einem weithin sichtbaren Leuchtturm. Außen ist er vorwiegend mit Profilglas verkleidet und wird durch große Fensterflächen sowie zwei schräg platzierte Einschnitte für die Dachterrasse und den Eingangsbereich gegliedert. Im Inneren ist die Raumstruktur überraschend offen und äußerst flexibel. Mehrgeschossige Lufträume verbinden die einzelnen Ebenen ebenso miteinander wie Stege und Brücken.

Grafik: NORD Architects/Adam Mørk

„Nach außen hin sollte das Gebäude ein weithin sichtbares Zeichen setzen und nach innen sollte es seine technische Funktionsweise verdeutlichen“, erläutert Morten Rask Gregersen, einer der Partner von NORD. „Ein großer Teil der technischen Installationen ist daher offen sichtbar geführt und auch der Technikraum kann von den Besuchern eingesehen werden. Überall im Gebäude können die Nutzer auf Monitoren sehen, wie viel Energie das Gebäude verbraucht, wie hoch der CO2-Gehalt in der Luft ist und wie es um die Raumakustik bestellt ist.“

Grafik: NORD Architects/Adam Mørk

Das Gebäude besitzt eine Betonkernaktivierung, die an 50 Meter tief reichende Geothermiesonden angeschlossen sind. Reicht die Erdwärme nicht aus, kann zusätzliche Heizwärme aus dem lokalen Fernwärmenetz bezogen werden. Insgesamt 2000 Quadratmeter Flächen im Gebäude werden natürlich belüftet; lediglich die Labore und der Vortragssaal erhielten eine mechanische Belüftungsanlage. Ein automatisch gesteuerter Sonnenschutz beschränkt die Sonneneinstrahlung ins Gebäude.

Grafik: NORD Architects/Adam Mørk

Ein Hauptbestandteil des Konzepts liegt jedoch in der modularen, zukunftsfähigen Energieversorgung. Hierbei spielt der parkähnliche Garten rund um das Gebäude die Hauptrolle: Dort sollen künftig weitere, auch experimentelle Energiequellen wie Windkraftanlagen, Brennstoffzellen und Photovoltaikmodule installiert und erprobt werden, die dem Gebäude zusätzliche Energie liefern. Nominell liegt der Energieverbrauch des Gebäudes derzeit bei 95 kWh/m2a.

Foto: NORD Architects/Adam Mørk

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