Bauen für die Legislative
Landtag in Mainz von a|sh architekten
© Werner Huthmacher, Berlin
Sechs Jahre lang mussten Landtagsabgeordnete und Kabinettsmitglieder in Provisorien tagen – so lange dauerte die Sanierung des historischen Gebäudes aus dem Jahr 1740. Es wurde fast vollständig entkernt und mit hellen Materialien, Eiche, Glas und Kalkstein neu ausgebaut. a|sh architekten aus Ludwigshafen haben das Deutschhaus auf diese Weise in ein repräsentatives und zugleich bürgernahes Gebäude in unsere Zeit überführt.
© Werner Huthmacher, Berlin
Seinen Namen verdankt das Deutschhaus dem Deutschen Ritterorden, für dessen Hochmeister es von 1729 bis 1740 erbaut wurde. Das repräsentative Haupthaus, direkt am Rhein gelegen, wird von zwei Nebengebäuden flankiert, die einen Hof fassen. Im Zweiten Weltkrieg brannte die Anlage bis auf die Außenmauern nieder. 1951 schließlich zog nach nur einem halben Jahr Bauzeit der erste Rheinland-Pfälzische Landtag ein. Seither tagen die Abgeordneten in dem geschichtsträchtigen Gebäude, das mit der Zeit jedoch immer mehr nach einer Sanierung und der Neugestaltung des Plenarsaals verlangte.
Den dafür ausgelobten zweistufigen, europaweiten Wettbewerb gewannen a|sh architekten mit dem Leitgedanken, einen bürgernahen Bau zu schaffen. Er sollte den historischen Bestand würdigen, klar gestaltet sein und Offenheit ausstrahlen. Eine neue symmetrische Treppen- und Rampenanlage lädt nun Bürger und Bürgerinnen ein, die großzügige Eingangsplattform zu besteigen. Sie verbindet zudem die Staatskanzlei, die sich auf der einen Seite der Anlage befindet und das neue Landtagsrestaurant auf der einen und anderen Seite auf der anderen Seite.
© Werner Huthmacher, Berlin
Gläserne Zwischenbauten verbinden die drei Gebäudeteile. Sie schaffen Offenheit und Transparenz. Die klare, quaderförmige Form des Ergänzungsbaus mit dem Restaurant wirkt hingegen wie ein gesetzter Endpunkt, der das Ensemble städtebaulich abschließt. Für seine Fassade wählten die Architekten den gleichen roten Sandstein, der auch für den denkmalgeschützten Bestand zum Einsatz kam – allerdings unterscheidet er sich vom historischen Vorbild in Farbe und Struktur.
© Werner Huthmacher, Berlin
© Werner Huthmacher, Berlin
Im ersten Obergeschoss des sanierten Deutschhauses liegt, so war das auch schon vor der Sanierung, das Herzstück des Landtags: der Plenarsaal. Seine Form orientiert sich am Vorgänger, jedoch liegt der Boden jetzt tiefer. Das schafft Großzügigkeit und weitgehende Barrierefreiheit. Die Sitze für die 101 Abgeordneten sind auf vier Ringe verteilt, die konzentrisch angeordnet sind.
© Werner Huthmacher, Berlin
Eine neue, hufeisenförmigen Tribüne für 111 Gäste und die Presse ermöglicht eine gute Sicht in den Plenarsaal. Helle Eiche, Naturstein und transparentes Glas bewirken ein neues, zeitgemäßes Innenleben, das durch modernste Medientechnik ergänzt wird. Sie verbessert die Akustik im Saal und ermöglicht die mediale Berichterstattung auf höchstem technischen Niveau.
Architektur: a|sh sander.hofrichter architekten
Bauherr: Landesbetrieb LBB, Niederlassung Mainz
Standort: Platz der Mainzer Republik 1, 55116 Mainz (DE)
Tragwerksplanung: Kempen Krause Ingenieure
Bauleitung: ARGE mit Ernst2 Architekten
Freianlagen: Adler & Olesch Landschaftsarchitekten
TGA-Planung: Kofler Energies, Arnold & Hensel, Steinigeweg, Vtechnik
Bauphysik: Ökozentrum NRW