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Kutschendepot und Scheitholzstapel: Schweizer Holzbaupreis vergeben
Zum dritten Mal nach 2009 und 2012 vergab das Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU) Ende September den nationalen „Prix Lignum“. 437 Einreichungen hatte es für die Auszeichnung gegeben. Daraus wurden zunächst Sieger und Platzierte in den fünf Schweizer Regionen (West, Nord, Süd, Ost und Zentrum) ermittelt und aus diesen 15 Bauten wiederum die landesweiten Preisträger. Teilnahmeberechtigt am Wettbewerb waren alle Objekte vom Stuhl bis zur Sporthalle, die seit 2011 in der Schweiz oder in Liechtenstein entstanden waren.
1. Preis: Depot des Museums für Kommunikation in Schwarzenburg
Architekt: Patrick Thurston, Bern
Schon zum zweiten Mal in Folge gewinnt der Berner Architekt Patrick Thurston den ersten Preis im Prix Lignum. Diesmal wurde er für das Kutschen- und Fahrzeugdepot eines Kommunikationsmuseums in Kanton Bern ausgezeichnet. Der nach ökologischen Kriterien gebaute Neubau sollte mit passiven Maßnahmen ein optimales Raumklima herstellen. Dazu gehören ein großes, flach geneigtes Wetter- und Schattendach sowie „Brise-soleils“ aus Holz an der Süd- und Westfassade. Die vorgespannte Bodenplatte aus Beton fungiert als temperierte Masse. Die tragende Holzkonstruktion liegt außen. Die Fachwerkträger sind mittig auf V-Stützen abgestellt und überspannen eine Gebäudelänge von 52 m. Die Wände bestehen aus Rahmenbauelementen, die Decke ist eine Brettstapeldecke aus Weißtannenholz.
2. Preis: Mehrgenerationenhaus „Gießerei“ in Winterhur
Architekten: Galli Rudolf Architekten, Zürich
Die „Gießerei“ in Winterthur – so benannt nach ihrem Standort auf einem ehemaligen Industrieareal – war zu ihrer Fertigstellung 2013 der größte Holzbau Europas. Vier Gebäudeflügel – zwei davon sechs- und zwei zweigeschossig- ergänzen sich zu einem Karree. Das Fassadenbild prägen vor- und zurückspringende Loggien, die mit farbigen Holzlamellen verkleidet wurden und untereinander teils durch zweigeschossige Lufträume miteinander verbunden sind. Bis auf die Untergeschosse und Treppenhauskerne wurde der Gebäudekomplex vollständig aus Holz errichtet. In den Innenräumen ist davon freilich nur noch wenig zu spüren, da die Holzbauteile aus Brandschutzgründen mit Gipskarton verkleidet wurden. Das modulare Grundrisssystem ermöglichte die Realisierung von 43 unterschiedlichen Wohnungstypen und –größen von zwei bis neun Zimmern. Außerdem gibt es „Jokerzimmer“, die zum Beispiel für Gäste angemietet werden können.
3. Preis: Umbau eines Holzhauses in Sarreyer
Architekten: Bosshard Vaquer Architekten, Zürich
In einem Walliser Bergdorf sanierten und erweiterten die Architekten einen alten Heuschober zur Wohnstätte für eine Großfamilie. Der denkmalgeschützte Holzskelettbau blieb erhalten und erhielt ein neues Innenleben gleichfalls aus Holz. Ihm zur Seite stellten die Architekten einen dreigeschossigen Neubau aus massiven geschosshohen Elementen in Strickbauweise. Diese wurden im CNC-Verfahren aus Lärchenholz vorgefertigt. In dem beide Häuser verbindenen Sockelbau sind drei kleine Kammern aus Erlenholz für Gäste oder die Töchter der Familie untergebracht.
Sonderpreis Laubholz: Scheiterturm in Warth
Konzept: Tadashi Kawamata
Architektur: Christophe Scheidegger / Architekturprodukte, Basel
Sie prägen das Bild entlang unserer Wald- und Forstwege: die meist langgestreckten und flachen Holzstapel, in denen Holz zur Trocknung zwischengelagert wird. Für ein Kunstprojekt an der ehemaligen Kartause Ittingen schlug der japanische Künstler Tadashi Kawamata vor, die Holzernte des Jahres 2013 aus den Wäldern ringsum statt dessen zu einem runden Turm aufzuschichten. Gemeinsam mit Studenten aus Paris realisierte Kawamata sein Projekt innerhalb von zwei Wochen. Nach zweijähriger Trockungszeit wurden die 170 Ster Holz als Brennholz verkauft und verfeuert.
Sonderpreis Laubholz: House of Natural Resources, ETH Zürich
Architekten: Meyer.Moser.Lanz.Architekten, Zürich
Bei diesem Neubau auf dem ETH-Campus Hönggerberg in Zürich stehen vor allem die statischen Eigenschaften von Laubholz im Vordergrund. Die Stützen der vorgespannten Skelettkonstruktion bestehen aus Eschen-Brettschichtholz. Die Träger sind aus Esche und Fichte zusammengesetzt, um die Festigkeit zu erhöhen. Sie sind mit einer Zugkraft von 70 Tonnen vorgespannt, sodass ein großer Stützenabstand von 6,5 Metern realisiert werden konnte. Gleichzeitig erhöht die Vorspannung die Rückstellkraft der Konstruktion: Im Falle eines Erdbebens verformt sich das Tragwerk so nicht dauerhaft, sondern findet von selbst in seine ursprüngliche Form zurück.