Farbiger Gebäuderiegel
Kunsthochschule Ottersberg von Andreas Oevermann Architekten
Kunsthochschule Ottersberg, © Hans-Christian Schink
Nicht nur farblich setzt der lange Gebäuderiegel bei Bremen ein Ausrufezeichen. Mit markanten Sheddächern sind hier Büros, Hörsäle und Ateliers zu einem mehr als 100 m langen Baukörper zusammengefasst.
Hochschule für Künste im Sozialen (HKS), © Hans-Christian Schink
Planungsprozess
Gerade einmal 13 000 Einwohner zählt der Flecken Ottersberg und ist doch seit 1957 Hochschulstandort: Die Hochschule für Künste im Sozialen (HKS) gilt als führende Ausbildungsstätte für Kunsttherapie, Tanz- und Theaterpädadogik; außerdem wird hier ein Bachelorstudiengang für Soziale Arbeit angeboten. Auch beim 2016 initiierten Planungsprozess für den Erweiterungsbau stand das soziale Miteinander im Fokus. Statt eines anonymen Wettbewerbs wurden fünf Architekturbüros zu einem partizipativen Dialogverfahren eingeladen, an dem Vertreter aller Hochschulbereiche – Professorinnen, Studierende und Mittelbau – beteiligt waren.
Blauer Riegel zwischen Einfamilienhäusern
Der in zwei Abschnitten realisierte Siegerentwurf des Büros Andreas Oevermann Architekten besteht aus zwei je dreigeschossigen Kopfbauten mit dazwischen liegendem, zweigeschossigem Verbindungstrakt. Auf städtebaulicher Ebene stellt der lange Riegel eine klare Abgrenzung zwischen dem Hochschulgelände und dem westlich anschließenden Einfamilienhausgebiet her. Seine Abmessungen und seine geknickte Form waren von den auf dem Grundstück verfügbaren Restflächen diktiert.
Das Gebäude besteht aus zwei je dreigeschossigen Kopfbauten. © Hans-Christian Schink
Ateliers, Seminarräume und Büros unter Sheddächern
Der nördliche, der Straße abgewandte Kopfbau beherbergt im Erdgeschoss eine Forschungsbibliothek, Büros und eine Medienwerkstatt, im ersten Obergeschoss Studios für Tanz und Theater sowie ganz oben, unter dem markanten Sheddach, drei Ateliers für die Bildende Kunst. Im Erdgeschoss des zweigeschossigen Verbindungstrakt sind ein großes Atelier und zwei Seminarräume sowie eine Etage höher die Verwaltungs- und Professorenbüros untergebracht.
© Wenke Wollschläger
Veredelter Rohbau
Der Kopfbau an der Straße greift das Sheddach-Motiv seines Pendants im Norden auf, allerdings um 90° gedreht, formal variiert und ohne, dass dieses Dach der Tageslichtversorgung dient. Darunter liegt ein großer Hörsaal, eine Etage tiefer mehrere Seminarräume und im Erdgeschoss des Kopfbaus die Cafeteria der Hochschule. Ein langer, verglaster Gang verbindet die Bereiche miteinander und stellt einen visuellen Kontakt zu den Bestandsgebäuden der Hochschule weiter östlich her. Er soll künftig auch als Ausstellungsraum genutzt werden.
Cafeteria, © Wenke Wollschläger
Angesichts des knappen Baubudgets verzichteten die Architekten auf aufwändige Details und konzipierten den Neubau als veredelten Rohbau mit offen geführten Leitungen. Etwas aufwendiger gestaltet ist einzig die petrolfarbene Metallverkleidung der Fassaden, deren dreieckigen Faltungen Bezug aufnehmen zu den Sheddächern der beiden Kopfbauten.
Architektur: Andreas Oevermann Architekten aR+
Bauherr: Hochschulgesellschaft für Künste im Sozialen, Ottersberg
Standort: Große Straße 107, Ottersberg (DE)
Tragwerksplanung: OP Engineers
Bauleitung: KSW Architekten und Ingenieure
Projektsteuerung: Gebrüder Schmidt Architekten
TGA-Planung: Ingenieurbüro Beierle