26.07.2016 Tim Westphal

Kreativität und »Wellbeing« durch optimale Arbeitsbedingungen

Grafik: Interface/gambit

Ganz bewusst hat sich das Unternehmen für den Krefelder Standort entschieden. Sicher: Düsseldorf oder Köln wären durchaus repräsentativere Standorte für ein international tätiges Unternehmen gewesen. Doch steht der Standort Krefeld beispielhaft für die Symbiose aus Unternehmensphilosophie und Bauhaus-Gedanke und passt damit hervorragend zur Expertise von Interface.

Die Ansprüche an den neuen Arbeits- und Repräsentationsort sind immens. Die Aura eines Mies van der Rohe, der federführend den Business Park und seine Bauten plante, trägt das gesamte Gelände. Für die Verseidag baute er in den 1920er Jahren Produktionsstätten und Neben- sowie Lagergebäude. Die Bauten für das damals überregional führende Unternehmen aus der Seidenindustrie waren wichtige Meilensteine seiner aktiven Schaffensphase in Deutschland, bevor er 1937 in die USA emigrierte. Weltberühmt geworden ist er erst dort – doch der Grundstein für seine Architekturhaltung wurde viel früher und auch in den Bauten von Krefeld manifestiert.

Interface tritt damit also ein geschichtsträchtiges Erbe in Krefeld an. Doch Moderne und Interface passen zueinander. Führt man sich die Entwurfsmaxime von Mies, seine Gradlinigkeit, Stringenz, die Einbindung des Genius Loci, die Funktionalität des Entwurfs vor Augen, erkennt man schnell: das Unternehmen lebt viel davon selbst. Modulare Bodenbeläge, Offenheit und Designoptionen, in sich schlüssige Kollektionen und der biophile Ansatz – nicht erst seitdem »grüne« Produkte en vogue sind – trägt der Entwurf für das ehemalige Speditionshaus, in das Interface ab November 2016 einzieht.

Die Beschränkungen, die das Gebäude lange Jahre durch Einbauten, Trennwände und funktionale Notwendigkeiten ertrug, werden aufgehoben. Die Leichtigkeit der baulichen Struktur – getragen von einem ausgewogenen Verhältnis von Raumtiefe, Stützenraster und Gebäudebreite – kommen zukünftig wieder voll zur Geltung. Kein Blick wird versperrt. Die Möblierung wird den Raum erlebbar machen. Bewusste Akzente wie behutsame Einbauten lenken ihn. So die Treppe, als Einschub und Unikat in das Untergeschoss führend. Sie ist ein Zugeständnis an die neue Nutzung als Büro und Showroom; der Keller war nie ausgebaut, seine Büronutzung nie angedacht. Und ihre Planung und Realisierung ist ein Balanceakt, genauso wie die Abböschung im Außenbereich, die über die neuen und großzügigen Fensterflächen Tageslicht ins Untergeschoss bringt – alles bauliche Maßnahmen, die stets in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz zu realisieren sind.  

Es ist die Gesamtheit von Entwurfskonzept und bewusstem Umgang mit dem Bestand, der eine durchweg angenehme Raumwirkung erzeugt. Das Unternehmen schafft hier ein integratives Konzept: einerseits Arbeitsplatz für die Mitarbeiter, andererseits Showroom und Wohlfühlort für die Kunden. Das ist eine Herausforderung für die beteiligten Planer wie auch die Mitarbeiter selbst. In langfristig angelegten Befragungen im Vorfeld sind die Bedürfnisse des Einzelnen eingeflossen, in Workshops wurden die wichtigsten Aspekte des neuen Zusammenarbeitens untersucht. Die Ergebnisse unterstützen die Planung, die nach den Grundlagen von Active Office gestaltet ist. Steh- und Sitzarbeitsplätze, zonierte Bereiche für die konzentrierte Einzelarbeit sowie die kommunikative Teamarbeit wechseln sich ab. Active Office steht für Flexibilität und individuelle Arbeitsweise – dezentral und ohne festen, der Person zugeordnetem Arbeitsplatz. Stattdessen sind es aktivitätsfördernde Elemente wie eine Sprossenwand oder Schlagpolster, die die Bewegung im Büro fördern und das akute Stresslevel senken sollen.

Interface hat sich für ein Gestaltungskonzept entschieden, das die Klarheit und Struktur des ehemaligen Speditionshauses respektiert. Organisch geformte Einheiten umspielen die Betontragstruktur des Gebäudes. In ihnen finden sich Funktionen wie Bibliothek, Kitchenette oder Loungebereich. Die Möblierung der Büros wiederum ist gradlinig und stringent auf die Raumachsen orientiert. Hier sorgen weiß-anthrazit-farbige Möbel, die sich durch Ergonomie und Komfort auszeichnen sollen, für einen bewussten Kontrapunkt in der Raumwahrnehmung.

Das clevere und zukunftsorientierte Bürokonzept wird gemeinsam und von mehreren Partnern getragen. Alle Beteiligten eint der gemeinsame Wunsch: Erfolg durch ein offenes Miteinander und für ein angenehmes Arbeitsklima. Wenn solch ambitionierte Ziele an diesem ganz besonderen Ort erreicht werden, schafft Interface ohne Zweifel einen »Place to be« für den Mies van der Rohe Business Park – mit Kunden und Mitarbeitern, die sich im besten Fall wie zuhause fühlen.
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