Der Gemeinschaft gestiftet
Kirche in Nova Granada von HAA Studio
Bei Dämmerung setzt eine ausgeklügelte Lichtregie den Kontrast zwischen Ziegelmauerwerk und leichtem Stahldach zusätzlich in Szene. © Julia Novoa
Der privat finanzierte Sakralbau im brasilianischen Bundesstaat São Paulo macht das Beste aus seinem engen Eckgrundstück und steckt voller Anspielungen auf biblische Schriften. Der Bauherr hatte die nur 153 m² große Parzelle von seinen Großeltern vererbt bekommen und beschlossen, dort eine Kirche für sie – beide überzeugte Anhänger des christlichen Glaubens – zu errichten. Überdies sollte der Neubau ein Zeichen setzen gegen die kapitalistische Verwertungslogik, die darauf abzielt, das Maximum an Profit aus jedem Stück Grund und Boden zu schlagen.
Die Kirche fasst etwa 70 Personen. Tageslicht fällt durch Oberlichtbänder zwischen Dach und Außenwänden in den Raum. © Julia Novoa
Ellipse auf beengtem Eckgrundstück
Der Auftrag an HAA Studio war bemerkenswert klar: ein Kirchenraum für rund 70 Personen, Toiletten und ein kleines Büro. Die größte Herausforderung bestand darin, auf dem rund 18 x 8,5 m großen Eckgrundstück eine Anlage zu entwickeln, die dieser Größenordnung räumlich gerecht wird und auch städtebaulich funktioniert. Da der Neubau der ganzen Gemeinde zur Verfügung steht, wollten die Architekten vor allem die Straßenecke nicht durch weitere Mauern versperren.
Fassaden und Vorplatz in einheitlichem Material
Mit der elliptischen Grundform gelang dies HAA Studio nach eigenen Angaben besser als es jeder Rechteckgrundriss vermocht hätte. Überdies werden die Sitzreihen im Gebäudeinneren auf diese Weise von zwei Seiten erschlossen. Vor der Kirche ist ein kleiner begrünter Vorplatz entstanden, dessen Ziegelbelag die Materialität des Neubaus fortsetzt.
Kirchenfassaden und Vorplatz sind in einer einheitlichen Materialpalette gestaltet. © Julia Novoa
Schwere Ziegelmauern tragen leichtes Stahldach
Konstruktion und Materialpalette der Kirche sind in vielen Details aus den biblischen Schriften abgeleitet. Dazu zählen allen voran die Ziegelmauern – schließlich soll nach christlicher Überlieferung Gott den ersten Menschen aus einem Lehmklumpen geformt haben, dem er seinen Atem einblies. Als Kontrast zu dem schweren Mauerwerk entwarf Studio HAA ein leichtes, weiß lackiertes Stahldach, das sich mit einer keilförmigen Glasfuge von der Mauerkrone abhebt.
Ein großer Wasserspeier aus Cortenstahl entwässert das leicht geneigte Dach. © Julia Novoa
Die weiß lackierten Fachwerkträger des Dachs durchdringen die gläserne Gebäudehülle. © Julia Novoa
Dachentwässerung aus Cortenstahl
Über der Eingangsseite entwässert ein großer Wasserspeier aus Cortenstahl das Dach in einen Trog aus dem gleichen Material. Damit spielen die Architekten auf die zahlreichen Bibelstellen an, die Gott als Quell des ewigen Lebens bezeichnen. Im Kircheninneren erzeugt die Überlagerung der mächtigen dunklen Dachrinne mit den quer verlaufenden, weißen Fachwerkträgern eine vielfache Kreuzform – auch dies ein unverkennbar christliches Symbol.
Architektur: HAA Studio!
Bauherr: privat
Standort: Nova Granada (BR)
Tragwerksplanung: YCON Engineering
Lichtplanung: Lichia Lighting - Lighting Projects
Bauleitung: Felipe Zevoli