Familienberatung statt Fabrikarbeit
Integratives Familienzentrum Dresden von Alexander Poetzsch
Zwei große Schiebetore weisen noch heute auf die ehemalige Nutzung der Fabrikanlage hin. © Johann Husser
Eine Industrieruine, umgeben von Plattenbauten – so präsentierten sich große Teile der ehemaligen Fabrik in der Dresdener Lili-Elbe-Straße bis vor wenigen Jahren. Das war nicht immer so: Ab 1921 produzierte hier die Firma Bruno Clauß Schokolade und Marzipan und röstete Kaffee. Im Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg waren dann andere Güter gefragt. In dem Industriekomplex entstanden Karosserieteile für die Automobilindustrie und Betonfertigteile für den Wohnungsbau.
Die ehemalige Fabrikhalle – jetzt ohne Dach – dient als Innenhof. © Johann Husser
Vielseitiges Nutzungsangebot
Nach jahrelangem Leerstand haben nun Alexander Poetzsch Architekturen die Gebäude für eine ganz andere, vielseitige Nutzung neu zum Leben erweckt. Der Deutsche Kinderschutzbund betreibt hier ein Integratives Familienzentrum mit Beratungsstelle, Verwaltungs- und Konferenzräumen, einem Jugendklub, Werkstätten und einer therapeutischen Wohngemeinschaft.
Tischtennis in der Fabrikhalle
Die Fabrikhalle ist von ihrem baufälligen Dach befreit worden und bildet jetzt einen Innenhof unter freiem Himmel. Der Schornstein ist als charakteristisches Merkmal des Areals erhalten geblieben. Auch die beiden großen Schiebetore am Zugang zum Hof – das eine mit flächiger Blechverkleidung, das andere aus Lochblech – erinnern noch an die vormalige Nutzung. Aus Sicherheitsgründen werden sie nachts geschlossen.
Auch im Gebäudeinneren ist der ehemalige Fabrikschornstein nach wie vor ein prägnantes raumbildendes Element. © Johann Husser
Vier Geschosse für Kinder und Familien
Das einst dreigeschossige Hauptgebäude der Fabrik wurde im Zuge des Umbaus um eine weitere Etage aufgestockt. In seinem Untergeschoss hat der Kinderschutzbund einen Jugendklub für Veranstaltungen eingerichtet. Im Erdgeschoss befinden sich ein Konferenzraum, eine kleine öffentliche Bibliothek und Büros. Eine Etage höher gibt es weitere Verwaltungsräume sowie eine Wohngemeinschaft für zwei Jugendliche, die dort lernen selbstständig zu leben. Im obersten Geschoss sind weitere Schlafzimmer für Kinder und eine Aufsichtsperson entstanden.
Die alten Fabrikmauern wurden zum größten Teil lediglich geschlämmt. © Johann Husser
Im rückwärtigen Teil des Areals führt eine neu angelegte Fluchttreppe in die Obergeschosse. © Johann Husser
Harmonische Fassadengestaltung
Alt und Neu ergänzen sich an der ehemaligen Fabrik zu einem harmonischen Ganzen – und sind doch klar voneinander unterscheidbar. Bestehende Außenwände ließen die Architekten von innen mit einem Dämmputz versehen, von außen wurden sie geschlämmt. Die neuen Bauteile, vor allem in den oberen Geschossen, erhielten eine Außendämmung und einen glatten Fassadenputz.
Architektur: Alexander Poetzsch Architekturen
Bauherr: Deutscher Kinderschutzbund, Ortsverband Dresden
Standort: Lili-Elbe-Straße 7, 01307 Dresden (DE)