Robotische Fertigung
Innovatives Fassadenkleid für die Textilforschung
Neues Gebäude für Textilforschung an der Hochschule Reutlingen, © Frank Kaltenbach
Die Hochschule Reutlingen hat ihr neues Gebäude für Textilforschung, das Texoversum bezogen. Die robotisch gefertigte Hülle aus Faserverbundwerkstoffen ist eine Zusammenarbeit von Allmannwappner Architekten, Menges Scheffler Architekten und den Tragwerksplanern Jan Knippers Ingenieure.
Die neuen Räume erstrecken sich auf 3000 m² Nutzfläche. © Brigida González
Auf 3000 m² Nutzfläche erstrecken sich die neuen Räume, in denen für Lehre und Forschung in engem Austausch mit der ortsansässigen Textilindustrie neue Synergieeffekte geschaffen werden. Damit der der Austausch der unterschiedlichen Fachdisziplinen und Akteure so interaktiv wie möglich stattfinden kann, sind die einzelnen Nutzungsbereiche nicht auf abgeschlossene Geschosse voneinander getrennt, sondern über eine Splitlevel-Anordnung eine zentrale Halle und vielfältige Erschließungs- und Kommunikationsräume miteinander verbunden.
Fassade aus Fasern
Während die Innenräume zurückhaltend nutzungsneutral gestaltet sind, gibt die eigens entwickelte 1800 m² große textile Hülle dem Gebäude einen unverwechselbaren ikonografische Erscheinung: Wie ein gewobenes Kleid umgeben die im Werk vorgefertigten Elemente aus Kohlenstoff und Glas den transparenten Kubus. Die Fasern werden in Harz getränkt und von Robotern vollautomatisiert gewickelt.
Fassade aus Textilfasern, © Frank Kaltenbach
Dieses Verfahren wurde bereits vor über zehn Jahren am Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung ICD sowie am Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen ITKE der Universität Stuttgart entwickelt. Aus dieser Grundlagenforschung hatte sich die Firma Fibr ausgegründet, die seither unter anderem die zahlreichen Pavillons der Hochschule realisiert.
Wie ein gewobenes Kleid umgeben die im Werk vorgefertigten Elemente aus Kohlenstoff und Glas den transparenten Kubus. © Frank Kaltenbach
Experimentelle Technologie
Mit dem Texoversum ist es erstmals gelungen diese ursprünglich experimentelle Technologie und Materialverwendung aus dem akademischen Kontext auf ein permanentes Gebäude als vorgehängte Sonnenschutzfassade zu übertragen. Das Ergebnis ist nicht nur technisch innovativ, sondern auch architektonisch überzeugend: Je nach Sonneneinstrahlung funkeln die hinterleuchteten Glasfasern zwischen den tragenden Kohlefasern der Netzstruktur auf und machen den Neubau zum organisch anmutenden Blickfang vor der geschwungenen Silhouette der Schwäbischen Alb. Als Corporate Architecture verkörpert die Hülle des Texoversum den Anspruch der schwäbischen Textilindustrie auf einen Spitzenplatz im globalen Wettbewerb.
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Architektur: Allmannwappner, Menges Scheffler Architekten, Jan Knippers Ingenieure
Bauherr: Südwesttextil – Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V.
Standort: Hochschule Reutlingen, Alteburgstraße 150, 72762 Reutlingen (DE)
Generalplanung: Allmannwappner
Objektplanung: Allmannwappner
Objektplanung Textilfassade: Menges Scheffler Architekten
Tragwerksplanung Textilfassade: Jan Knippers Ingenieure
Tragwerksplanung Gebäude: bwp Burggraf+ Reiminger
Landschaftsplanung: Glück Landschaftsarchitektur
Herstellung und Montage Textilfassade: Fibr