Innovation Lehmbau – Ein deutscher Architekt aus Burkina Faso (2003)
Francis Kéré kennt das Land, in dem er baut. Authentisch berichtet er in seinem Beitrag über eines seiner ersten Projekte in seinem Heimatland: mehrere Lehrerhäuser aus Lehm für eine Schule, die er 2001 errichtet hatte. Zu dieser Zeit herrschte in Burkina Faso eine Analphabetenrate von 80 bis 90% – Grund genug für Francis Kéré 1999 den Verein „Schulbausteine für Gando“ zu gründen, um für seine Projekte Geld zu sammeln. Damals studierte er, dank eines Stipendiums, noch an der TU Berlin.
Das Leben am Rande der Sahelzone in Rundhütten, in dem mehrere Generationen zusammen wohnen hat Francis Kéré selbst erlebt. Traditionell werden Naturbaustoffe Lehm, Pflanzenfasern, Holz, Feldsteine und Dächer aus Stroh verwendet. Oft halten diese Baustoffe Wind, Regen und Termiten nicht Stand. Darum gelten Blech, Stahl und Zement als innovativ und werden bevorzugt. Dem entgegenzuwirken und zu beweisen, dass auch der lokale und kostenlose Baustoff Lehm seinen Dienst tut, wenn man ihn nur richtig einsetzt, ist die Pionierleistung von Francis Kéré, die er in seinem Beitrag beschreibt. Back to the roots, aber mit akademischem Wissen, kreativen Ideen und Bedacht – so sein Ansatz. Für seine Projekte erhielt der deutsche Architekt aus Afrika zahlreiche Preise, unter anderen den Aga Khan Award 2001. Sein Erfolg schlug sich auch in einer großen Medienpräsenz nieder. Insbesondre das Operndorf Afrika, das der Künstler, Theater- und Filmemacher Christoph Schlingensief initiierte, machte ihn über die Fachwelt hinaus bekannt.
Das einfache Bauen mit lokalen Materialien in den ärmeren Regionen der Welt, hat auch in akademischem Umfeld seinen Niederschlag gefunden. Zahlreiche Design-Build-Projekte, die heute an vielen Hochschulen angeboten werden, sind der Beweis. Auch Francis Kéré hat mittlerweile eine Professur an der Technischen Universität in München inne. Dies hat sicher nicht nur mit seinem Werk, sondern auch mit seiner Person zu tun – ein charismatischer, eloquenter Mensch, der für seine Themen begeistert. Das war 2003 schon so und das ist es noch heute.