Im historischen Gewand: Hochschulgebäude in München
Foto: Oliver Jaist
Seit ihrem Bestehen waren die verschiedenen Einrichtungen der Fakultät für Design der Hochschule München auf mehrere Standorte verteilt. Mit dem Umzug in den historischen Ziegelbau sind nun endlich alle unter einem Dach vereint. Während der zweiflügelige, fast schlossähnlich anmutende Baukörper äußerlich unverändert blieb, waren im Innern zahlreiche Umbau- und Sanierungsmaßnahmen notwendig, um das Gebäude an die neue Nutzung und heutige technische Standards anzupassen.
Einerseits stellten die Architekten die ursprüngliche Grundstruktur des Gebäudes, das im Laufe der Jahre vielerlei Nutzungen und Umbauten erfahren hatte, wieder her; andererseits behoben sie wesentliche Mängel: Die unterschiedlichen Gebäudeniveaus wurden aneinander angepasst und eine durchgängige Erschließung geschaffen, sodass alle Räume barrierefrei erreichbar sind. Zudem verbindet eine Brücke im ersten Obergeschoss die beiden Gebäudeflügel, die bislang durch den rückseitigen Ehrenhof getrennt waren. Hier findet sich auch der größte architektonische Eingriff: Ein neuer Pavillon fungiert als Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche und bildet als öffentlicher Raum die neue Mitte der Designfakultät. Als sichtbar neues Element setzt er sich mit raumhohen Verglasungen und einem gefalteten Dach bewusst von dem Bestandsbau ab. Eine breite Fuge betont das Nebeneinander von Alt und Neu.
Im Gebäudeinnern wurde von der originalen Bausubstanz so viel wie möglich erhalten. Aufgrund der früheren Umbauten ist davon an den Oberflächen jedoch wenig sichtbar. Die großzügig geschnittenen Räume werden im Wesentlichen durch Dielenböden, geschliffenen Estrich, weiß verputzte Wände und Einbaumöbel aus graubraunen Holzwerkstoffplatten geprägt. Einen Akzent setzt lediglich das roh belassene Aluminium an Brüstungen, Türen und Leuchten, das den Werkstattcharakter der Designhochschule betont. So sind zurückhaltende Innenräume entstanden, die dem Altbau Respekt zollen und die großzügigen Räume für sich wirken lassen.
Was im fertigen Zustand so selbstverständlich aussieht, war in der Planung und im Bauablauf überaus komplex. Allein die Analyse der vorhandenen Bausubstanz nahm viel Zeit in Anspruch. Zudem musste die Konstruktion in Teilen statisch ertüchtigt und Fehlstellen im 60 cm dicken Mauerwerk ergänzt werden. Um das Gebäude energetisch auf Stand zu bringen, haben die Architekten neue Fenster eingebaut und das Dach gedämmt. Die größte Kraftanstrengung war jedoch die Tieferlegung des Untergeschosses: Um die Räume dort nutzbar zu machen, wurde der Kellerboden um 50 cm abgesenkt, die Fundamente bis zu 6 m unterfangen. Der Aufwand hat sich gelohnt: Die Designfakultät hat einen charmanten Altbau erhalten, der die neue Nutzung wie selbstverständlich aufnimmt.
Weitere Informationen:
Landschaftsarchitekten: Levin Monsigny Landschaftsarchitekten, Berlin
Haustechnik: Obermeyer Planen + Beraten, München
Elektroplanung, Förder- und Kommunikationstechnik: Koscheinz & Partner Ingenieurgesellschaft, München
Brandschutz: IBB Ingenieurbüro Bautechnischer Brandschutz, Leipzig
Bauphysik und Energieberatung: ING+ARCH Partnerschaft, Ehingen
Laborplanung: Dr. Heinekamp Labor- und Institutsplanung, Karlsfeld
Fassadenrestauration: Steinwerkstatt Restaurierung & Denkmalpflege, Regensburg