Bautradition digital wiederbelebt
Holzpavillon in Südkorea von JK-AR
Sechs filigrane Baumstützen aus Sperrholz tragen das konkav geschwungene Dach des Pavillons. © Rohspace
Mit dem Pavillon of Floating Lights im südkoreanischen Jinju hat das Büro JK-AR die Tradition des leim- und nagelfreien Holzbaus wiederbelebt. Sechs filigrane Baumstützen tragen das konkav geschwungene – und ebenfalls aus Holz konstruierte – Dach. Eine sanft gefaltete Glasfassade gibt den Panoramablick frei auf den Fluss Namgang gleich vor der Haustür. Mindestens ebenso wichtig ist jedoch der Blick in Gegenrichtung: Er fällt fast ungehindert durch die Verglasung auf die aufwändige Holzkonstruktion, die den Pavillon trägt.
Der Pavillon of Floating Lights steht am Ufer des Namgang, schräg gegenüber dem historischen Stadtzentrum. © Rohspace
Holzbau-Schaustück am Flussufer
Auftraggeberin des Neubaus war die Stadt Jinju, die damit die Uferpromenade aufwerten wollte. Eine wirklich klare Zweckbestimmung hatte das Gebäude anfangs nicht, außer dass hier gelegentlich Veranstaltungen stattfinden. Inzwischen hat aufgrund der großen Popularität auch ein Café in dem Gebäude eröffnet. Seinen Namen erhielt der Pavillon nach dem Lichterfest, das Anfang Oktober alljährlich in Jinju stattfindet.
Unübersehbar nimmt der Pavillon Bezug auf zu den Wahrzeichen der Stadt schräg gegenüber am anderen Flussufer. Dort stehen in einer Grünanlage der Chokseokru-Pavillon, ein Holzbau von 1365, sowie das Jinju-Nationalmuseum und das Kunst- und Kulturzentrum Gyeongnam, beide aus den 1980er-Jahren.
Ein mächtiger Betontisch trägt den Pavillon, der mit seiner Glasfassade und den Holzstützen ausgesprochen leichtgewichtig daherkommt. © Rohspace
Traditionsbezug einmal anders
Während die beiden postmodernen Bauten die koreanische Bautradition in Beton nachzubilden suchten, wünschte sich die Stadt von JK-AR eine andere Reinterpretation der Geschichte. Aus Stahlbeton ist hier nur die mächtige Unterkonstruktion, die den Pavillon über die Uferpromenade hinaushebt. Als Inspirationsquelle für das Holztragwerk zitieren die Architekten traditionelle ostasiatische Holzbaumethoden ebenso wie die Bambuswälder, die früher am Ufer des Namgang wuchsen.
Die CNC-gefrästen Holzelemente sind mit Zangenkonstruktionen leim- und nagelfrei gefügt. © Rohspace
Detailaufnahme der ineinander verzweigten Baumstützen, © Rohspace
Sperrholzkonstruktion ohne Leim und Nägel
Die Kronen der sechs Baumstützen bestehen aus überkreuz angeordneten, sich paarweise verästelnden Zweigen oder Konsolen, bei denen auf dem oberen Ende jeder Konsole ein weiteres Zweigpaar aufliegt. Wie im historischen Holzbau sind die Äste leim- und nagelfrei miteinander verbunden. Anders als früher bestehen sie jedoch aus Sperrholz und wurden mit CNC-Fräsen vorfabriziert. Beim Aufbau der komplexen Baumstützen vor Ort zeigte den Handwerkern eine Augmented-Reality-Software an, welches Element als nächstes in welcher Position zu montieren war.
Zwei Videos zeigen den Prozess der digitalen Planung bis hin zum Aufbau der Baumstützen vor Ort.
Architektur, Tragwerksplanung: JK-AR (Jae Kyung Kim, Jisun Yoon)
Bauherr: Stadt Jinju
Standort: 187-3 Manggyeong-dong, Jinju-si, Gyeongsangnam-do (KR)
TGA-Planung: Yousung Total Engineering
Klimakonzept: Haega Passive Architects
Möbeldesign: Woothic
Glasfassade: Jasan Glass