Holz-Geschosswohnungsbau im badischen Lauchringen
Copyright: Lignotrend / Foto: Foto&Design, Waldshut-Tiengen
Seit 2015 erlauben Neuerungen in der Landesbauordnung Baden-Württemberg hinsichtlich des Brandschutzes, dass auch im mehrgeschossigen Holzbau tragende und aussteifende Wände, Decken sowie Stützen in sichtbarem und unverkleidetem Holz ausgeführt sein dürfen. Dadurch ist es auch bei Wohngebäuden bis zu 13 m Höhe möglich, Lignotrend-Brettsperrholzkomponenten in Sichtqualität und mit integrierten Akustikprofilen zu verwenden. Pilotprojekte in Baden-Württemberg stellen zwei viergeschossige Wohnbauten im neuen urbanen Quartier »Riedpark« des südbadischen Ortes Lauchringen dar. Den Masterplan für das Quartier im Landkreis Waldshut entwickelten die Stuttgarter Architekten Wick und Partner. Dieser sieht eine Mischung aus sozial durchmischten Wohnformen, Handel und Gastronomie inmitten von Grünflächen vor. Die zwei Mehrfamilienwohnhäuser beinhalten 16 Wohneinheiten unterschiedlicher Größe, die als Zwei- und Dreispänner organisiert sind. Die Vorgaben des Gestaltungsleitfadens der Gemeinde war es, ein abgesetztes Attikageschoss, eine Putzfassade, extensive Dachbegrünung und eine Photovoltaikanlage auf den Dachflächen zu integrieren.
Reiner Massivholzbau, ökologische Dämmung und hoher Schallschutz
Architekt Jörg Kaiser, der neben der Planung beider Bauten auch die Ausführung eines der Gebäude verantwortete, sah zunächst eine Hybridbauweise aus Stahlbeton und Holz vor. Letztendlich nahm er aufgrund der neuen Landesbauordnung die Herausforderung an und realisierte beide Wohngebäude in reiner Massivholzbauweise. Ihre Innenräume prägen das sichtbar gebliebene, astfreie Weißtannenholz der Konstruktionselemente. Als Dämmstoff wurde das Wärmedämmverbundsystem Thermowall von Gutex aus natürlichen Holzfaserdämmstoffen eingesetzt. Auch im Innenausbau konnte die Konstruktion mit vergleichbaren Baumaterialien mithalten. Der geprüfte Aufbau der Holzdecken verhindert ohne unterseitige Bekleidung die Trittschallübertragung zwischen den Geschossen. Eine Kalksplittschüttung und die darauf abgestimmte Schichtung ermöglichen guten Schallschutz auch im Tieftonbereich.
Brandschutzoptimierte Bauteile für Wände und Decken
Die tragenden Wände mit einer erforderlichen Feuerwiderstandsdauer von 60 Minuten sind mit dem Rippenelement Ligno Uni Q3/HL in hohlraumloser Ausführung realisiert. Die Ausfachung der Zwischenräume erfolgte mit Glaswolle. Der flächige Feuerwiderstand erfolgte über Gipskarton-Feuerschutzplatten, wobei an den Ecken der Plattenstoß der Brandschutz in doppeltem Versatz ausgebildet wurde. Im Wandinneren erfolgte eine brandschutzgerecht abgeschottete Elektroinstallation. Die Wohnungstrennwände in den beiden Gebäuden sind zweischalig ausgeführt und ebenso aus Ligno Uni Q3/HL Wandbauteilen erstellt. Eine Dichtungsbahn, die geschossweise unter den Wandschwellen hindurch geführt ist, verhindert den Rauchdurchgang zwischen den Wohnungen und insbesondere an den Knotenpunkten von Decke und Wand.
Die Deckenbauteile Ligno Rippe Q3 weisen sichtbare Holzoberflächen auf und sind für den Innenausbau vorgefertigt. Deren Feuerwiderstand ist über den theoretischen Holzabbrand gewährleistet. Sie werden mit sogenannten Z-Lagen für den nötigen Feuerwiderstand konfiguriert und erhalten nach der Elektroinstallation zwischen ihren Rippen die Kalksplittschüttung für den Schallschutz. Die Untersicht der Decken wurde in den Wohnräumen der Objekte mit Akustikprofilierung ausgeführt, in den Schlafzimmern teils ohne. In den Flurbereichen verbergen abgehängte Decken die Leitungen für das Lüftungssystem. Dieses ist wohnungsweise konzipiert, um auf wartungsintensive Brandschutzklappen zwischen den Wohnungen verzichten zu können.
Hochfeuerhemmende Abschottung von Steigschächten und Stahlträgern
Steigschächte für Wasserleitungen und die elektrische Leitungsführung hingegen mussten hochfeuerhemmend abgeschottet werden. Mit aufschäumendem Verhalten im Brandfall sorgen sie dort für eine brandschutzgerecht isolierte Leitungsdurchführung. Ohne Gipsbekleidung kann damit ein Feuerwiderstand von 90 Minuten erreicht werden. Stahlträger, die zum Teil als Zwischenauflager eingesetzt werden mussten, wurden komplett deckengleich eingebaut. Der untere Flansch liegt im Deckenbauteil oberhalb der Brandschutzlagen, was eine aufwändige Verkleidung oder Beschichtung des Stahlträgers unnötig macht.
Brandschutzmaßnahmen im Treppenhaus
Die beiden Aufzugstürme und die Treppenhauswände konnten aus großformatigen Brettsperrholztafeln konstruiert werden, lediglich für die Treppenläufe kamen Betonfertigteile zum Einsatz. Um auch nach 60 Minuten als Fluchtweg genutzt werden zu können und für die Feuerwehr als Rettungsweg zu bestehen, bekam die treppenhausseitige Wandschale ebenso eine Beplankung mit Gipskarton-Feuerschutzplatten. Für das Bauteil galt es die Feuerwiderstandsklasse REI 60-M zu erfüllen, mit Berücksichtigung einer etwaigen zusätzlichen mechanischen Beanspruchung im Brandfall.
Weiter Informationen:
Architekten: Dipl.-Ing. (FH) Jörg Kaiser, Architekt, Lauchringen
Standort: 79787 Lauchringen
Brandschutzkonzept: Bauart Konstruktions GmbH & Co. KG, München
Fertigstellung: 2018