Hier spielt die Musik: Roskilde Folk High School von COBE und MVRDV
© COBE & MVRDV, Foto: Ossip van Duivenbode
In der neuen Festival Folk High School in Roskilde, etwa 30 km westlich von Kopenhagen, werden Musik und neue Medien, Management und Bühnen-Design sowie vieles mehr unterrichtet. Das ganzheitliche Konzept der Schule sieht eine Art Studium Generale vor, das zur Grundidee der dänischen Folk High Schools zählt – vergleichbar etwa mit deutschen Volkshochschulen. Die Studierenden bleiben zwischen vier und zehn Monate und wohnen wie ihre Lehrer auf dem Campus um das Schulgebäude – sie werden in Fächern unterrichtet, die mit dem Festival in Verbindung stehen. Das Roskilde Music Festival ist größte nordeuropäische Musikevent, zu dem jedem Sommer über 100.0000 Besucher kommen. Das Festivalgelände ist nur einen Steinwurf von der Folk High School entfernt.
Auf dem Campus
Cobe und MVRDV entwarfen neben dem Schulgebäude ein benachbartes Studentenwohnheim aus Containern sowie die Unterkunft der Lehrer und ein Container-Gebäude, das von innovativen Start-ups genutzt wird, deren Geschäftsidee mit Musik und Jugendkultur verbunden ist. Die Gebäude gruppieren sich um das Ragnarock Museum – ein Neubau von Cobe und MVRDV, der 2016 eröffnet wurde.
Das neue Schulgebäude ist in einem ehemaligen Zementwerk untergebracht. Mit Bedacht auf das knappe Budget nutzten die Architekten die nackten Betonträger und -stützen sowie das Dach der früheren Werkshalle. Unter ihm breitet sich ein großer Raum mit bis zu 8 m hohen Decken aus. »Wir haben das Gebäude revitalisiert, indem wir es geöffnet und neue Raumboxen in die alte Struktur gesetzt haben. Das frühere Industriegebäude wurde so zu einem lebendigen Hub für Kreativität und Gemeinschaft«, so Dan Stubbegaard, Architekt und Gründer von COBE. »By opening the building up and adding new boxes inside the old structure we revitalize the building. A defunct industrial building has become a bustling hub for creativity and community.«
Funktionale Raumboxen
Über- und nebeneinander gestapelt, nehmen die Raumboxen verschiedene Nutzungen auf und geben gleichzeitig den Rhythmus für die Gliederung der großen Halle vor. Treppen und Podeste, Öffnungen nach draußen und in die Gemeinschaftszonen wechseln sich zu einer lebendigen Kreativlandschaft ab, die durch Dachfenster und großzügige Verglasungen Tageslicht erhält. Auffällige Farben mit Signalwirkung differenzieren die einzelnen Raumboxen und zeigen Funktionen wie die der Orange Stage an – des Auditoriums der Schule mit 150 Plätzen an. In dem früheren Zementwerk ist heute Platz für Seminarräume und Tonstudios, Tanzsäle und Modellwerkstätten. Im Zentrum des Gebäudes platzierten die Architekten eine Holztreppe samt Sitzgelegenheiten. Hier öffnet der Raum auf eine bühnenartige Mitte, die vielfältig bespielt und genutzt wird – von der Tischtennisplatte oder der Bibliothek bis zu einzelnen Vorträgen oder Vorführungen.