Heiter bis wolkig: Musikakademie in Camerino
Foto: Marco Cappelletti
Camerino ist eine kleine, historische Universitätsstadt in den Marken. Schon seit 1987 findet dort ein Musikfestival mit internationalen Künstlern statt. 2016 ist die Musikakademie dem verheerenden Erdbeben zum Opfer gefallen.
Ein wenig außerhalb, am Rand eines Wohngebiets, liegt seit Oktober 2020 eine weiße Box in den sanften Hügeln der Marken. Deren Oberfläche aus weißen, perforierten Metallpaneelen erinnert an vorüberziehende Wolken. Diese beinahe unwirkliche Anmutung steht im Kontrast zur klar definierten Geometrie des Baukörpers. Hinter der Fassade des quaderförmigen Volumens der neuen Musikakademie befindet sich ein zweigeschossiger Stahlbetonskelettbau. An seiner Nordseite ragt nur das Obergeschoss aus der Erde. Hier befindet sich auch der Eingang. Im Süden erhebt sich die Fassadenbox etwa 3 m über den Boden und enthüllt die verglaste Front des 226 m2 großen Auditoriums im Erdgeschoss. 180 Zuschauer finden hier Platz.
Decken und Wandverkleidungen sind aus Eichenholz, die Betonoberflächen der Tragstruktur sind hellgrau gestrichen. Hinter einer Lamellenwand mit Durchblick – mit ihrer Lage im Konzertsaal erinnert sie an Orgelpfeifen – befindet sich der Zugang der Künstler auf die Bühne. Eine großflächige Verglasung an der Rückwand des Auditoriums, die an das Foyer grenzt sorgt für eine offene Raumwahrnehmung. Stufen und Wände im Treppenhaus sind in einem leuchtenden Orange beschichtet. Die lebendige Farbgebung setzt sich auch über den Fußboden bis an die Türen fort.
In der Accademia della Musica erhalten mehr als 160 Schüler Musikunterricht. Insgesamt neun Unterrichtsräume stehen dafür zur Verfügung. Die zwei größeren Räume sind für Tonaufnahmen und Unterricht zum Thema Elektronische Musik ausgestattet.
Die Akademie ist ganzjährig geöffnet. Neben Musikunterricht werden hier auch Konferenzen und Workshops veranstaltet.
Eine ganz zauberhafte Wirkung entfaltet die Fassade in der Dämmerung: Wenn das Kunstlicht durch die kreisrunden Fenster der Unterrichts- und Büroräume hinter den perforierten Blechpaneelen fällt, wirkt es wie eine Reihe Planeten, die hinter vorüberziehenden Wolken aufgehen.
Weitere Informationen:
Akustikplanung: Tan Acousitcs
TGA und Brandschutzplanung: Serpilli Engineering
Bauunternehmen: Giovanni Barigelli