Naturstein scharriert
Heidelberg Congress Center von Degelo Architekten
Hinter zwei großen Glasflächen öffnen sich die Foyers des Heidelberg Congress Center. Ansonsten ist der Neubau am Hauptbahnhof weitgehend geschlossen. © Achim Birnbaum
Rund 3800 Personen können im Heidelberg Congress Center gleichzeitig an Kongressen, Symposien, Meetings und Barcamps teilnehmen. Der trapezförmige Bau des Basler Architekturbüros Degelo Architekten steht direkt hinter dem Hauptbahnhof im Zentrum des Neubauquartiers Bahnstadt. Wie alle Gebäude dort musste das neue Kongresszentrum den Anforderungen des Passivhausstandards genügen.
Selbsttragende Fassade aus Naturstein
Das äußerlich markanteste Merkmal des Kongresszentrums ist seine Fassade aus regionaltypischem, rostrotem Buntsandstein: keine vorgehängte “Natursteintapete”, sondern eine massive, weitgehend selbsttragende Vormauerung. Zwei rund 15,5 m hohe Glasflächen in der Natursteinhülle weisen auf die beiden Eingänge des Gebäudes hin. Der eine orientiert sich zum Bahnhofsvorplatz im Nordosten, der andere zu einer großen öffentlichen Grünfläche auf der Westseite.
Eine markante Kanellur und Bullaugenfenster mit tropfenförmiger Fassung gliedern die Fassaden. © Degelo Architekten
Steinmetzhandwerk prägt Fassadenstruktur
Ansonsten sind die Fassaden bis auf kleine, aber markante Bullaugenfenster weitgehend geschlossen. Um die großen Flächen dreidimensional zu strukturieren, ließen Degelo Architekten die Fassaden mit einer subtilen Kanellur versehen. Diese wurde als Linienscharrierung in den Naturstein gefräst und ausgebrochen. Lediglich an den Einschnitten rund um die Eingänge und an den tropfenförmigen Fassungen der Rundfenster ist das Material glattgeschliffen.
Das Innere überrascht mit viel Tageslicht – einschließlich des großen Saals mit seiner markanten Kappendecke. © Degelo Architekten
Viel Tageslicht in den Sälen und Foyers
Im Inneren des Gebäudes gibt es zwei große Säle und neun teils miteinander kombinierbare Tagungsräume. Hinzu kommen ein Studio für Live-Streaming und Videoproduktionen sowie eine Showküche. Im zweiten Obergeschoss ist ein Innenhof wie ein Freilufttheater in die Dachfläche eingeschnitten. Angesichts des geschlossenen Äußeren überraschen die Innenräume mit ihrer Lichtfülle.
Auch im Inneren ist die Materialpalette authentisch: Sichtbeton, Holz und weißer Terrazzo. © Achim Birnbaum
Sichtbeton und Terrazzo statt Gipskarton
Und doch griffen Degelo Architekten hier wesentliche Aspekte des Außenbaus auf. Sei es auf formaler Ebene wie im großen Saal, dessen Kappendecke an die Struktur der kanellierten Fassaden erinnert, oder beim Thema authentische Materialverwendung. Statt der sonst üblichen Gipskarton-Orgien erwartet die Besucher hier viel unverkleideter Weißbeton an den Wänden, dazu helle Terrazzoböden. Nach Angaben der Architekten halfen die schwere Bauweise und die freiliegenden thermischen Speichermassen des Gebäudes auch, den angepeilten Energiestandard einzuhalten.
Architektur: Degelo Architekten
Bauherr: BSG Bau- und Servicegesellschaft
Standort: Czernyring 20, 69115 Heidelberg (DE)
Nutzer: Heidelberger Kultur- und Kongressgesellschaft
Tragwerksplanung: AWD Ingenieurgesellschaft
Bauleitung: Ernst² Architekten
Landschaftsarchitektur: Berchtold.Lenzin Landschaftsarchitekten
HKLS-Planung, Bauphysik: Team für Technik
Bauunternehmen: Ed. Züblin