Kein Gramm zuviel
Haus Fügener bei Leipzig von Peter Grundmann Architekten
Haus Fügener, © Peter Grundmann Architekten
Das zweiteilige Wohnhaus an und in einem Braunkohlesee basiert auf einer extrem sparsam dimensionierten Tragstruktur aus Stahl und Holz.
Das zweiteilige Haus Fügener liegt an und in einem Braunkohlesee bei Leipzig. © Peter Grundmann Architekten
Attraktive Wohnlage
Riesige Braunkohlereserven lagern noch im deutschen Untergrund, doch aus Klimaschutzgründen ist ihr Abbau mittlerweile auf dem Rückzug. Allein in Sachsen gab es früher 27 Tagebaue, von denen heute nur noch drei aktiv sind. Der Rest wird in der Regel mit Fluss- und Grundwasser geflutet und in künstlich nutzbare Seenlandschaften verwandelt. Diese sind nicht nur als Naherholungsgebiete, sondern auch als Wohnlage attraktiv. Ein Beispiel ist Kahnsdorf am Hainer See rund 30 km südlich von Leipzig. Dort hat die Gemeinde ein ungewöhnliches Neubaugebiet ausgewiesen. Die Parzellen am Seeufer sind jeweils 36 m tief und liegen je zur Hälfte an Land und im Wasser. Lediglich ihre Breite variiert.
Wohnen an Land und auf dem Wasser
Für das Haus Fügener stand dem Berliner Architekten Peter Grundmann das mit knapp 10 m Breite kleinste Grundstück zur Verfügung. Grundmann teilte die Baumasse in zwei Teile und rückte diese so weit als möglich auseinander. Das eingeschossige, 5 m tiefe Vorderhaus steht direkt an der Straße und nimmt die ganze Grundstücksbreite ein, um das Hinterhaus vor Einblicken zu schützen. Hier sind ein Gäste- oder Arbeitszimmer, die Technikzentrale der Luftwärmepumpe und ein Duschbad mit WC untergebracht. Mit einer raumhohen Falttür lässt sich die Werkstatt komplett zur Straße öffnen. Das Dach ist mit Photovoltaikpaneelen belegt, die Energie ins Hausnetz einspeisen oder in Zeiten ohne Strombedarf einen Batteriespeicher aufladen.
Innenraum, © Peter Grundmann Architekten
Wohnturm aus Beton, Holz und Stahl
Das nur 5 m schmale, turmartige Hinterhaus hingegen ist dreigeschossig und auf drei Seiten fast komplett verglast. Nur zum dicht heranrückenden nördlichen Nachbarn bildet es einen Rücken aus Sichtbeton aus. Sein Erdgeschoss liegt um ein Halbgeschoss tiefer als beim Vorderhaus. Hier ist eine Wohnküche untergebracht, eine Etage höher gibt es einen Schlafraum mit Bad und WC und ganz oben schließlich ein Atelier. Als Verbindungsglied zwischen den beiden Gebäudeteilen entwarfen die Architekten eine 11 m lange, filigrane Brücken- und Treppenhauskonstruktion, die außen mit Polycarbonat-Stegplatten verkleidet ist.
© Peter Grundmann Architekten
© Peter Grundmann Architekten
Komplexes Tragwerk
Auch sonst zeigt sich die Konstruktion des Hauses konsequent offen und auf das Nötigste reduziert: Träger, Stützen und Haustechnikleitungen blieben unverkleidet. Die Stahlstützen und -streben sowie die Holzbalken wurden exakt nach den statischen Belastungen ausgewählt, sodass sich die Konstruktion aus vielen unterschiedlichen Profildimensionen zusammensetzt. Allein an der Brücke wurden Stahlrohrprofile mit 22 unterschiedlichen Durchmessern verbaut.
Architektur: Peter Grundmann Architekten
Bauherr: privat
Standort: An der Lagune, Kahnsdorf (DE)
Tragwerksplanung: Gerald Senckpiel