Zweimal alt und einmal neu
Haus der Weimarer Republik von Muffler Architekten
Haus der Weimarer Republik, © Brigida González
Gleich zwei historische Bestandsbauten hatten Muffler Architekten in ihr Museum im Zentrum von Weimar zu integrieren. Die jetzt fertiggestellte Erweiterung steckt voller spannender Schnittstellen zwischen Alt und Neu.
Ansicht des Gebäudeensembles vom Theaterplatz aus. Der Neubau vermittelt zwischen der Symmetrie der historischen Remise und dem heterogenen Gebäudebestand auf ihrer Rückseite. © Brigida González
Museum im Zentrum von Weimar
Schon 2019 eröffnete das Haus der Weimarer Republik in der umgebauten einstigen Wagenremise gegenüber dem Deutschen Nationaltheater, in dem 1919 die Nationalversammlung tagte. Auf Betreiben eines Vereins erhielt die Dichter- und Bauhausstadt damit erstmals ein Museum, das der nach ihr benannten ersten deutschen Republik gewidmet ist. Ursprünglich waren in dem klassizistischen Gebäude am Theaterplatz die Kutschen des Großherzogs geparkt. In den 1950er-Jahren wurde es um einen Ausstellungssaal ergänzt und zur Kunsthalle umfunktioniert, ab 1994 fand hier das Bauhaus-Museum eine temporäre Heimstatt.
Erweiterungsbau auf historischem Terrain
2019 schließlich, nach dem Umzug des Bauhaus-Museums in einen eigenen Neubau, eröffnete in der einstigen Remise und Kunsthalle das Haus der Weimarer Republik. Vier Jahre später haben Muffler Architekten, die schon damals den Umbau planten, auch eine Erweiterung an der Gebäuderückseite fertiggestellt. Obwohl er auf etwas tieferem Terrain steht, überragt er mit seinen drei Geschossen die historische Remise deutlich. Ein verglaster Verbindungsbau vermittelt zwischen den Geschossniveaus und erschließt alle Gebäudeteile barrierefrei.
Der Mehrzwecksaal im Gartengeschoss des Neubaus. Alt und Neu überlagern hier einander. © Brigida González
Alt und Neu durchdringen einander
Im Gartengeschoss überschneidet sich der Neubau mit den Erdgeschossmauern des einstigen Weimarer Zeughauses, das im Zweiten Weltkrieg zerstört und nie wieder aufgebaut worden war. Der Mehrzweckraum und das kleine Café im Gartengeschoss werden überwiegend für Angebote der politischen Bildung genutzt.
Die Mauern des historischen Zeughauses wurden teilweise in den Neubau integriert. © Brigida González
Erhalt des historischen Mauerwerks
Das historische Mauerwerk wurde indes nicht einfach umbaut, sondern läuft im Freien weiter und lässt dort eine Abfolge kleiner Höfe entstehen. Der größte Teil der Ausstellungsflächen liegt eine Etage höher, verteilt auf die Räume des historischen Zeughauses und einen großen Saal im Erweiterungsbau.
In den Büros und Besprechungsräumen des obersten Geschosses zeigt sich die Stahlbetonkonstruktion unverkleidet. © Brigida González
Stahlbetonbau mit weißer Metallhülle
Im obersten Bereich des Erweiterungsbaus liegen Büros, Besprechungsbereiche und eine Bibliothek. Ein langes Fensterband belichtet diese Räume. Die Gebäudehülle aus weißen Metallrohren ist davor als Schatten spendendes Brise-Soleil weitergeführt. Die einfache, rohe Stahlbetonkonstruktion haben die Architekten in den Obergeschossen sichtbar belassen.
Architektur: Muffler Architekten
Bauherr: Stadtverwaltung Weimar
Standort: Theaterplatz 4, Weimar (DE)
Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Matthias Münz
TGA-Planung: IEB Ingenieurbüro für Haustechnik P. Endter & G. Butler